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# taz.de -- Ausbreitung des Coronavirus: Italien wird Sperrzone
> Italien verschärft die Maßnahmen gegen Corona. Das ganze Land wird zur
> Sperrzone. Die Absage von Großveranstaltungen in Deutschland rückt näher.
Bild: Ganz Italien ist jetzt Sperrzone
Rom/Berlin dpa | Zarte Hoffnungen in Asien, trübe Stimmung in Europa:
Während die Behörden in China am Dienstag den niedrigsten Anstieg der
Infektionen seit Beginn der täglichen Berichte über die Epidemie vor sieben
Wochen meldeten und auch Südkorea berichtete, die Zahl der täglich neu
erfassten Infektionen sei weiter gesunken, verschärfte die italienische
Regierung die ohnehin drastischen Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit –
und machte nun das ganze Land zur Sperrzone. In Deutschland wird davon
ausgegangen, dass demnächst [1][Großveranstaltungen] mit mehr als 1.000
Menschen abgesagt werden.
Weltweit haben sich inzwischen mehr als 110.000 Menschen nachweislich mit
dem neuen Coronavirus infiziert, die Dunkelziffer liegt Experten zufolge
noch wesentlich höher. In Deutschland waren am Montag [2][die ersten beiden
Todesfälle] im Zusammenhang mit dem Virus bekannt geworden – beide Menschen
stammten aus Nordrhein-Westfalen. Die Zahl der Infizierten in Deutschland
stieg bis Montagnachmittag auf 1.139, knapp die Hälfte davon verzeichnete
NRW.
Chinas Behörden meldeten am Dienstag nur noch 19 neu nachgewiesene
Virusfälle und 17 weitere Todesfälle. Nicht nur der Anstieg der Infektionen
war relativ gering – auch der tägliche Zuwachs der Todesfälle war der
niedrigste seit sechs Wochen. Damit sind in der Volksrepublik 3.136 Tote zu
beklagen. Seit Beginn der Epidemie im Dezember haben sich nach der
offiziellen Statistik insgesamt 80.754 Menschen in Festlandchina mit dem
neuen Coronavirus infiziert. Fast 60.000 haben die Krankenhäuser wieder
verlassen.
## Lage in China und Südkorea
Inwieweit die offizielle Statistik aber die wahre Lage widerspiegelt und
wie hoch die Dunkelziffer ist, scheint unklar. Seit einer Änderung der
Zählweise Mitte Februar hat sich der täglich berichtete Anstieg der neuen
Infektionen mit dem Sars-CoV-2 genannten Virus und der Todesfälle in der
amtlichen Auflistung spürbar reduziert. Amtliche Stellen verweisen gerne
auf den Rückgang der Zahlen, wenn dazu aufgerufen wird, in weniger
betroffenen Gebieten zur Normalität zurückzukehren und die Produktion
wieder aufzunehmen.
Auch in Südkorea sank die Zahl der Neu-Infizierten. Am Montag habe es 131
weitere Fälle gegeben, teilten die Gesundheitsbehörden am Dienstag mit. Das
war die niedrigste Zunahme an einem Tag seit zwei Wochen. Die Gesamtzahl
stieg auf mehr als 7.500. Bisher gab es in Südkorea 54 Todesfälle, die mit
dem neuartigen Coronavirus in Verbindung gebracht werden.
In Europa dagegen breitet sich das Virus weiter rasant aus. In Italien, das
am stärksten betroffen ist, weitete die Regierung die Sperrungen und
Einschränkungen der Bewegungsfreiheit auf das ganze Land aus. Rund 60
Millionen Menschen können sich von Dienstag an nicht mehr frei bewegen. Es
gebe keine Zeit zu verlieren, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen,
sagte Premierminister Giuseppe Conte am Montagabend. Internationale Zug-
und Flugverbindungen sowie der öffentliche Nahverkehr sollen nicht
ausgesetzt werden. Mit Bezug auf das Ausland „ändere sich nichts“.
Dafür bleiben Schulen, Universitäten und Kindergärten im ganzen Land bis
mindestens 3. April geschlossen. Auch alle Sportveranstaltungen,
eingeschlossen der Spiele der Serie A, werden ausgesetzt. Das Land kämpft
gegen eine rapide steigende Zahl von Infizierten und Toten durch die
Covid-19-Lungenkrankheit. Mittlerweile haben sich fast 10.000 Menschen
angesteckt, mehr als 460 sind gestorben. Die Krankenhäuser in den besonders
betroffenen Zonen sind am Limit, Plätze in den Intensivstationen sind
knapp.
## Situation in Italien
Touristen konnten auch bisher aus den Sperrzonen im Norden ausreisen.
Allerdings hatten Fluglinien ihre Verbindungen in den Norden
zusammengestrichen oder ganz ausgesetzt. An den Grenzen sollen Einreisende
nach Italien kontrolliert werden. Angesichts der Epidemie hatte das
Auswärtige Amt in Berlin schon vorher von Reisen in zahlreiche Gebiete im
Norden und in der Mitte Italiens abgeraten.
Auch in Deutschland sollen künftig stärkere Einschränkungen gelten: Der
Deutsche Städtetag rechnet wegen der Ausbreitung des Coronavirus damit,
dass hierzulande Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen in vielen
Städten „in der Regel abgesagt werden“. Gesundheitsminister Jens Spahn
(CDU) hatte dies angesichts zunehmender Coronavirus-Infektionen in
Deutschland empfohlen.
Die bayerische Staatsregierung will sich daran halten und Veranstaltungen
in dieser Größenordnung bis zunächst Karfreitag untersagen. Darauf habe
sich der schwarz-orange Koalitionsausschuss am Montag in München geeinigt,
erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen.
## Kritik an Spahn-Empfehlung
Kritik an Spahns Empfehlung kam von Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas
Geisel (SPD). Er bezeichnete die Zahl in der Rheinischen Post als „ziemlich
willkürlich“ und fügte hinzu: „Dann müsste man auch den Betrieb von
Großmärkten schließen, in denen sich über 1.000 Kunden aufhalten.“
Derweil stellte US-Präsident Donald Trump ein Maßnahmenpaket in Aussicht,
um den wirtschaftlichen Auswirkungen entgegenzusteuern. Er kündigte am
Montagabend an, die Regierung wolle mit dem Kongress unter anderem über
Lohnsteuererleichterungen sowie über Kredite für Kleinunternehmen reden.
Angedacht seien auch Hilfen für Menschen, die nach Stundenlohn bezahlt
würden – für die also bei einem Arbeitsausfall wegen einer Erkrankung
besondere Härten entstehen. Am Dienstag solle es dazu Gespräche mit
Kongressvertretern geben, sagte Trump. Auch Gespräche mit
Fluggesellschaften, Kreuzfahrtveranstaltern und der Hotelindustrie seien
geplant.
Das sich weiter ausbreitende Coronavirus und ein Crash an den
internationalen Ölmärkten hatten den US-Aktienmarkt am Montag einbrechen
lassen. Der Dow Jones Industrial fiel auf den tiefsten Stand seit Anfang
vergangenen Jahres. Nach Zählungen der New York Times gab es am Montagabend
bereits mehr als 660 Infektionen und mehr als 25 Todesfälle in den
Vereinigten Staaten.
Abgeordnete des Europäischen Parlaments wollen am Dienstag in Brüssel mit
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen über ein gemeinsames Vorgehen
der EU-Staaten im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus diskutieren.
Über eine entsprechende Resolution soll am Donnerstag abgestimmt werden.
10 Mar 2020
## LINKS
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