| # taz.de -- US-Außenpolitik in Afghanistan: Den Taliban das Land serviert | |
| > Lange taten die USA so, als könne man eine Demokratie mit Warlords | |
| > aufbauen. Jetzt geht Afghanistan an die Taliban. | |
| Bild: Mike Pompeo und der afghanische Präsident Ghani in Kabul | |
| Afghanistans machtgeile, kleptokratische Eliten hätten die | |
| Milliardenkürzung verdient, die US-Außenminister Pompeo nach | |
| fehlgeschlagener Vermittlung in Kabul am Montag bekannt gab. Seit sechs | |
| Monaten streiten sie, nach einer ungeklärten Wahl, wer die Pfründen der | |
| Präsidentschaft verteilen darf. Doch selbst ein Systemkollaps nach weiteren | |
| Kürzungen würde sie nicht treffen. Sie können mit ihren Zweitpässen an den | |
| Golf oder an den Central Park ziehen. Sie haben vorgesorgt – mit | |
| milliardenschweren Unterschlagungen auf Kosten ihrer Landsleute, für die | |
| diese Gelder eigentlich bestimmt waren und die zu mehr als der Hälfte immer | |
| noch in Armut leben. | |
| Dass die USA die beiden Kabuler Möchtegern-Präsidenten jetzt zu | |
| Alleinschuldigen stempeln, ist allerdings infam. Sie sind für diese | |
| Situation zentral mitverantwortlich. Straffreiheit, nicht nur für | |
| Korruption, war kein Systemfehler, sondern Teil des Lohns für Warlords und | |
| Neo-Oligarchen, mit denen man den „Krieg gegen den Terror“ bestritt, der | |
| genauso fehlschlug wie das afghanische Projekt. | |
| Zuletzt beging Washington den taktischen Fehler, [1][Präsident Ghani] trotz | |
| Bedenken ob der Rechtmäßigkeit seiner Wiederwahl zurück in sein Amt zu | |
| hieven und dabei wie bei allen Wahlen seit 2004 demokratische Prozeduren | |
| (Neuauszählung, Stichwahl) über Bord zu werfen. Offenbar hatte man gehofft, | |
| er werde sich mit Flexibilität erkenntlich zeigen, seine Gegner in die | |
| Regierung aufnehmen und dadurch Gespräche und [2][einen Frieden mit den | |
| Taliban] ermöglichen. Auch Europa hat keinen Grund, sich zu entrüsten, denn | |
| man folgte diesem Kurs größtenteils sehenden Auges. | |
| [3][Trumps Amerika] ist jetzt offenbar bereit, das Land den Taliban auf dem | |
| Silbertablett zu servieren. Das ist nicht nur Ausdruck einer neuen | |
| Brutalo-Außenpolitik, der schon Syriens Kurden geopfert wurden, sondern | |
| auch des Scheiterns der zutiefst zynischen Politik, die so tun wollte, als | |
| könne sie eine Demokratie mit Warlords aufbauen. | |
| 24 Mar 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Thomas Ruttig | |
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