# taz.de -- Affäre um russische Kopfgelder: Was wusste Trump? | |
> Berichte über mutmaßliche russische Kopfgelder für US-Soldaten in | |
> Afghanistan bringen Trump in Erklärungsnot. Der US-Kongress fordert | |
> Antworten. | |
Bild: Entsetzt: Der demokratische Geheimdienstausschuss-Vorsitzende im Repräse… | |
Washington taz | Eine unbestätigte Erkenntnis der US-Geheimdienstkräfte hat | |
in den USA eine hitzige Diskussion ausgelöst und Präsident Donald Trump zum | |
wiederholten Male in Erklärungsnot gebracht. Im Raum steht ein gravierender | |
Vorwurf: Einheiten des russischen Militärgeheimdienstes GRU sollen im | |
vergangenen Jahr Kopfgelder für die Tötung von US-Soldaten und anderen in | |
Afghanistan agierenden Koalitionstruppen ausgelobt haben. | |
Wie die [1][New York Times] am Freitag berichtete, erhielten sowohl Trump | |
als auch die Mitglieder des Nationalen Sicherheitsrates Ende März ein | |
Briefing über diese Erkenntnis. Konsequenzen seien daraus aber bisher keine | |
gezogen worden. Präsident Trump dementierte zunächst, jemals über mögliche | |
russische Kopfgeldzahlungen an Taliban-Rebellen in Kenntnis gesetzt worden | |
zu sein. | |
“Niemand informierte mich, Vizepräsident Mike Pence oder Stabschef Mark | |
Meadows über die sogenannten Angriffe auf unsere Truppen in Afghanistan | |
durch Russen, wie es die 'Fake News’ New York Times unter Berufung auf | |
anonyme Quellen berichtet hatte“, sagte der Präsident in einer | |
[2][Twitter-Mitteilung] am Sonntag. | |
In [3][einem weiteren Tweet] am Montag bestätigte Trump dann jedoch, dass | |
Informationen zu möglichen Kopfgeldern in Geheimdienstkreisen existieren | |
würden. “Die Geheimdienste haben mich soeben darüber informiert, dass sie | |
die Erkenntnisse für unglaubwürdig hielten und sie deshalb weder mir noch | |
Vizepräsident Mike Pence davon berichteten“, so Trump. | |
## Unterstützung für Trump aus Geheimdiensten und Militär | |
Rückendeckung erhielt der Präsident aus Geheimdienstkreisen und vom | |
Militär. Sowohl der Direktor der Nationalen Geheimdienstbehörde John | |
Ratcliffe wie auch CIA Direktorin Gina Haspel verteidigten die Handhabung | |
der geheimen Informationen und kritisierten das illegale Zuspielen | |
vertraulicher Belange an die Medien. | |
“Unsere Untersuchungen zu den angeblichen Geheimdiensterkenntnissen, die in | |
den jüngsten Medienberichten zitiert wurden, gehen weiter und wir werden | |
sowohl den Präsidenten wie auch führende Kongressabgeordnete zu | |
angemessener Zeit darüber informieren“, sagte Ratcliffe in einer Mitteilung | |
am Montag. | |
Das US-Verteidigungsministerium verkündete, dass es bislang über keine | |
übereinstimmenden Beweise verfüge, um die Berichte zu bestätigen. Die | |
russische Regierung sowie die Führung der Taliban wiesen die Existenz eines | |
Kopfgeldprogramms zurück. | |
Trotz der anhaltenden Ungewissheit über die Authentizität eines solchen | |
Programms, lösten die Berichte im US-Kongress einen Sturm der Entrüstung | |
aus. Sowohl Demokraten als auch Republikaner fordern Antworten von der | |
Regierung. | |
## Weißes Haus: Trump wusste von nichts | |
“Falls die Berichte über russische Kopfgelder auf US-Truppen wahr sind, | |
dann muss die Regierung folgendes erklären: Warum wurde der Präsident oder | |
Vizepräsident nicht darüber informiert? War die Information in einem der | |
täglichen Briefing-Dokumente über die wichtigsten Geheimdienstinformationen | |
enthalten? Wer wusste was und wann? Was wurde in Reaktion dazu unternommen, | |
um unsere Truppen zu beschützen und Putin zur Verantwortung zu ziehen?“ so | |
die republikanische Abgeordnete Liz Cheney in einem Tweet. | |
Demokraten und Republikaner erhielten zu Beginn dieser Woche jeweils ein | |
separates Briefing über den aktuellen Informationsstand. Demokraten zeigten | |
sich im Anschluss an das Briefing beunruhigt, dass Trump weiterhin darauf | |
beharrt, nichts über mögliche Kopfgelder gewusst zu haben. “Es ist | |
unverzeihlich“, sage der kalifornische Demokrat Adam Schiff. | |
In einem [4][weiteren Artikel] berichtete die New York Times am Dienstag, | |
dass US-Geheimdienste elektronische Daten abgefangen hätten, die den | |
Transfer großer Geldsummen von russischen Konten auf Konten mit | |
Taliban-Verbindungen belegen würden. Laut Associated Press soll es zudem | |
bereits zu Beginn des vergangenen Jahres Informationen über einen geheimen | |
russischen Kopfgeldplan gegeben haben, der hochrangigen Mitgliedern der | |
US-Regierung vorlag. | |
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses sagte am Dienstag, dass keine dieser | |
Information Trump je erreicht hätte. | |
Ob und wie viele US-Soldaten aufgrund von Kopfgeldern ums Leben gekommen | |
sind, ist nicht bekannt. In den vergangenen zweieinhalb Jahren sind laut | |
Washington Post insgesamt 28 US-Soldaten bei Anschlägen in Afghanistan | |
gestorben. | |
1 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.nytimes.com/2020/06/26/us/politics/russia-afghanistan-bounties.… | |
[2] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1277202159109537793 | |
[3] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1277431695248183298 | |
[4] https://www.nytimes.com/2020/06/30/us/politics/russian-bounties-afghanistan… | |
## AUTOREN | |
Hansjürgen Mai | |
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