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# taz.de -- Washington ist enttäuscht: Weniger Geld für Kabul
> Der Machtkampf in Afghanistans Regierungslager dauert an. Deswegen
> streicht die US-Regierung eine Milliarde Dollar an Hilfsgeldern.
Bild: Weniger US-Hilfe, weniger Jobs: In Kabul wartet ein Tagelöhner auf Arbei…
Washington/Kabul dpa/taz | Wegen des [1][andauernden Machtkampfs in der
Regierung in Kabul] streicht die US-Regierung Afghanistan eine Milliarde
Dollar an Hilfsgeldern. Nach einem Besuch in Kabul teilte US-Außenminister
Mike Pompeo am Montagabend (Ortszeit USA) mit, der Machtkampf „hat den
amerikanisch-afghanischen Beziehungen geschadet und entehrt traurigerweise
jene Afghanen, Amerikaner und Koalitionspartner, die ihr Leben und ihre
Finanzen im Kampf für den Aufbau einer neuen Zukunft für dieses Land
geopfert haben“.
Pompeo drohte zugleich damit, die Hilfsgelder im kommenden Jahr um eine
weitere Milliarde Dollar zu reduzieren. Hintergrund ist der Streit zwischen
dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani und seinem ehemaligen
Regierungsgeschäftsführer Abdullah Abdullah.
Abdullah war bei der Präsidentschaftswahl im September 2019 gegen Ghani
angetreten. Beide beanspruchen den Sieg für sich. Die Wahlkommission hatte
Ghani im Februar mit 50,64 Prozent der Stimmen zum Sieger erklärt. Abdullah
hatte das nicht anerkannt.
Danach setzte Ghani Abdullah als Regierungsgeschäftsführer ab, beide ließen
sich dann aber jeweils als Präsidenen vereidigen. Pompeo war am Montag in
Kabul sowohl mit Ghani als auch mit Abdullah zusammengekommen.
## Keine neue „Einheitsregierung“ in Kabul
Bereits nach der Präsidentenwahl 2014 hatten die beiden Rivalen über den
Sieg im Streit gelegen. Als Kompromiss wurde damals mit Vermittlung der USA
nach Monaten eine sogenannte Einheitsregierung gebildet.
Die USA und die Taliban – die die afghanische Regierung bekämpfen – hatten
Ende Februar ein [2][Abkommen] unterzeichnet, das einen schrittweisen Abzug
der US-Truppen aus Afghanistan vorsieht. Zugleich soll es den Weg für
innerafghanische Friedensgespräche ebnen.
Pompeo teilte am Montagabend mit, Ghani und Abdullah hätten ihm deutlich
gemacht, dass sie sich dieses Mal nicht auf eine Einheitsregierung hätten
verständigen können. Die USA seien darüber enttäuscht. „Die Vereinigten
Staaten sind weiterhin überzeugt, dass eine politische Einigung die einzige
Lösung des Konflikts ist.“
Bei seiner Rückreise traf Pompeo im Golfemirat Katar auch den
Taliban-Vizechef Mullah Abdul Ghani Baradar. Beide Seiten hätten in Doha
die innerafghanischen Gespräche und einen dauerhaften Waffenstillstand
angesprochen, hieß es in einer Mitteilung der Taliban.
Am Sonntag hatten Vertreter der afghanischen Regierung und der
militant-islamistischen Taliban zwei Stunden über einen geplanten
Gefangenenaustausch unter Vermittlung der USA und Katars in einer
Videokonferenz diskutiert. Der Gefangenenaustausch sorgt seit Tagen für
Streit zwischen der Regierung und den Taliban.
Die Taliban hatten am 29. Februar in Doha mit den USA ein [3][Abkommen]
unterzeichnet. Die Freilassung von Gefangenen war laut Abkommen
Vorbedingung für die Gespräche. Diese sollten ursprünglich am 10. März
beginnen, kamen aber bisher nicht zustande.
24 Mar 2020
## LINKS
[1] /Afghanistans-desolate-Politik/!5670165
[2] /Vertrag-zwischen-USA-und-Taliban/!5667989
[3] /Abkommen-der-USA-mit-den-Taliban/!5666635
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