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# taz.de -- Fälle von Lungenkrankheit in China: Angst vor neuem Coronavirus
> In China breitet sich kurz vor der Hauptreisezeit zum Neujahrsfest ein
> mysteriöses Virus aus. Es weckt böse Erinnerungen an die Sars-Pandemie.
Bild: Chinas Hauptreisezeit hat begonnen und könnte zur Verbreitung eines neua…
Peking taz/dpa | Schon seit Wochen hält ein mysteriöses neues Coronavirus
Chinas Öffentlichkeit in Atem. In den Nachrichten des Regierungsfernsehens
sind die Behörden sichtlich um Beruhigung bemüht: „Dieses neue Virus hat
keine hohe Infektiosität. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch kann aber
nicht ganz ausgeschlossen werden“, sagt Li Gang, medizinischer Direktor des
Zentrums für Seuchenkontrolle in der zentralchinesischen Stadt Wuhan. Der
Virusausbruch könne mit den eingeleiteten Präventionsmaßnahmen kontrolliert
werden.
Genau das bezweifeln immer mehr Experten. China hat einen massiven Anstieg
von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet. Inzwischen hätten
sich mehr als 200 Menschen angesteckt, teilten die Behörden mit. Erstmals
sei auch die Hauptstadt Peking betroffen, wo zwei Fälle aufgetreten seien.
Aus Shenzhen im Süden der Volksrepublik wurde eine Infektion gemeldet. Den
Anfang nahm der Ausbruch in der zentralchinesischen Stadt Wuhan, wo
inzwischen 136 neue Fälle dokumentiert wurden. Insgesamt sind dort 198
Menschen erkrankt, drei starben.
Laut einem Bericht des Imperial College London dürften die Ansteckungen
weitaus höher liegen als von China bisher bestätigt. So gehen die
britischen Wissenschaftler von möglicherweise bis zu über 1.700 Infektionen
allein in Wuhan aus. Dort liegt der Ursprung des Virus, das sich von einem
Markt für Fisch, Wild und Meerestiere verbreitet haben soll. Seit Anfang
des Jahres ist der betroffene Huanan-Markt geschlossen.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters sollen Verwandte betroffener Patienten
von den Behörden angehalten worden sein, nicht mit Medien über das Virus zu
sprechen und auch keine Infos online zu verbreiten.
## Klima der Verunsicherung
In einem Klima der Verunsicherung sind viele Nutzer auf den sozialen
Netzwerken besorgt, ob sie ausreichend über den Virus-Ausbruch informiert
werden. „Ich hoffe, dass die Regierungsnachrichten aktuell und wahr sind“,
schreibt ein User auf Weibo, dem chinesischen Facebook.
Ein anderer meint: „Das Chinesische Neujahrsfest steht vor der Tür. Ich
frage mich, ob jeder genug auf sich aufpassen kann.“
Am Freitag reisen die meisten Chinesen zum Frühlingsfest zu ihren Familien
in ihre Heimatdörfer. Es ist eine weltweit einmalige logistische
Herausforderung: [1][400 Millionen Menschen werden per Bus, Bahn und
Flugzeug unterwegs sein]. Ausgerechnet Wuhan ist ein zentraler
Transportknotenpunkt zwischen den Städten an der Ostküste und dem
Hinterland.
In Japan und Thailand wurden schon insgesamt drei Ansteckungen bestätigt.
Die Betroffenen sollen aus Wuhan angereist sein.
## Passagiere aus Wuhan werden überprüft
In den USA hat das Zentrum für Seuchenkontrolle- und Prävention an drei
Flughafen über 100 Mitarbeiter entsandt, um die Gesundheit ankommender
Passagiere aus Wuhan zu überprüfen. Zuletzt wurde solche Maßnahmen beim
[2][Ebola-Ausbruch] 2014 eingeleitet.
In China ruft das Coronavirus böse Erinnerungen wach, schließlich vermuten
einige Wissenschaftler eine Verwandtschaft des Virus zu Sars. Die Pandemie
aus dem Jahre 2002/03 gilt als schwerwiegendste ihrer Art. Damals kamen
knapp 800 Menschen innerhalb kürzester Zeit ums Leben – vor allem in China.
Doch auch im benachbarten Inselstaat Taiwan löste Sars eine Panik aus, wie
sich die 30-jährige Karen Chen aus der Hauptstadt Taipeh erinnert: „Wir
mussten in unserer Schule damals täglich unsere Körpertemperatur mitteilen
– aus Angst, wir könnten das Virus in uns tragen“, sagt die Angestellte
einer PR-Firma.
Chinas staatliche Behörden wurden damals für die Ausbreitung des Virus
verantwortlich gemacht, [3][weil sie nicht rechtzeitig genug
Quarantänemaßnahmen getroffen hatten.]
In China grassiert zudem bereits seit Monaten die Afrikanische
Schweinepest, die als größte Krise der Tiergesundheit gilt. Das Reich der
Mitte ist der weltgrößte Schweinefleischproduzent. Von 770 Millionen
Zuchtschweinen weltweit werden 440 Millionen in China gehalten. Doch die
Hälfte aller Bestände musste bereits getötet werden.
20 Jan 2020
## LINKS
[1] /Reisewelle-zum-Neujahrsfest/!5073786
[2] /Epidemiologe-ueber-die-Ebolakrise/!5030605
[3] /Kampf-gegen-Schweinegrippe/!5163667
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
China
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