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# taz.de -- Schulessen in Berlin: Mehr Bio auf den Tellern
> Das Essen für GrundschülerInnen schmeckt nicht allen. Immerhin die
> Zutaten sollen qualitativ besser werden, kündigt die Schulsenatorin an.
Bild: Lecker oder eklig? Schulessen soll jedenfalls qualitativ hochwertiger wer…
„Du bist, was du isst“, lautet der alte Vegetarier-Kampfspruch aus den
80ern. Umgekehrt heißt das: Weil jeder Mensch ein bisschen was anderes gern
isst, ist er auch ein bisschen anders. Richtig kompliziert wird es, wenn
man das aufs Schulessen anwendet. Da kommt die schwer zu fassende, aber
universelle Kategorie „eklig“ hinzu.
Eklig kann laut der siebenjährigen Tochter ziemlich viel sein: Sei es der
Geruch der Schulmahlzeit, ihr Aussehen, das Gefühl zwischen den Zähnen,
manchmal sogar den Geschmack. Die Zutaten und wo sie herkommen spielen
dafür keine Rolle.
Anders die Politik. Seit dem berüchtigten [1][Berliner Erdbeerskandal] im
Herbst 2014, als verunreinigte Früchte zur Unzeit den Magen unzähliger
GrundschülerInnen in schwere Turbulenzen brachten, wird auf das, was jene
essen, genauer geachtet. Schulen dürfen sich den Caterer ihrer Wahl
aussuchen und ihn vorab zur Verkostung einladen.
Die Vorgaben für die Ausschreibung der Essensversorgung kommen aus der
Senatsverwaltung für Bildung und wurden jetzt überarbeitet: Schulsenatorin
Sandra Scheeres (SPD) servierte der Presse am Freitag passend zur Grünen
Woche [2][die neue Musterausschreibung].
Danach sollen ab Herbst diesen Jahres alle Sättigungsbeilagen, also Nudeln,
Reis und Kartoffeln, nur noch in Bioqualität angeboten werden; ab Herbst
2021 soll das auch für Früchte und Milchprodukte gelten. Insgesamt steigt
der Bioanteil von derzeit 15 Prozent auf 30 und im August 2021 auf 50
Prozent.
Zudem muss ein Teil der Zutaten fair gehandelt worden sein, und es gilt ein
Mindestlohn von 12,50 Euro bereits ab diesem Jahr. Die Caterer erhalten ab
Herbst einem Festpreis pro Portion von 4,09 Euro, ab August 2021 sind es
4,36 Euro; derzeit beträgt der Preis noch 3,25 Euro.
„Das ist ein Riesenschritt nach vorn“, erklärte Scheeres. Berlin würde
damit bundesweit Maßstäbe setzen: In keinem anderen Bundesland seien die
Vorgaben so weitreichend. Die Qualitätsverbesserung geht einher mit der
Kostenbefreiung vom Schulessen für Grundschulkinder, die Rot-Rot-Grün in
diesem Schuljahr eingeführt hat.
Essen wird mehr und mehr auch ein pädagogisches Thema, sagte Scheeres; in
der Grundschule seien Produktionsbedingungen und -mittel Thema. Künftig
könnte Schulessen also mehr als nur „eklig“ und manchmal sogar auch „gut…
sein.
17 Jan 2020
## LINKS
[1] /Magen--Darm/!5082446
[2] /Mehr-Bio-fuers-Schulessen/!5647422
## AUTOREN
Bert Schulz
## TAGS
Schule
Sandra Scheeres
Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft
Grüne Woche
Ernährung
Dirk Behrendt
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