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# taz.de -- Hamburgs Streit ums Schulessen: Das Futter soll billig sein
> Die Initiative Hamburger Caterer fordert angemessene Essenspreise. Ties
> Rabe (SPD) hält dagegen, wie günstig es in anderen Städten sei.
Bild: Möglichst frisch gekocht soll das Essen sein. Das hat seinen Preis
HAMBURG taz | Riskiert Schulsenator Ties Rabe (SPD), dass Hamburgs Kinder
schlechteres Essen bekommen, weil er nicht bereit ist, gegenüber den
Caterern [1][nach acht Jahren die Preise zu erhöhen]? Diese Frage
interessiert kurz vor der Wahl auch die politischen Mitbewerber. Für die
Schulbehörde wäre es durchaus möglich, mehr zu zahlen, wenn sie dafür
Bundesmittel aus dem „Starke-Familien-Gesetz“ einsetzen würde. Doch Rabe
versuchte, den Spieß umzudrehen. Mehr Geld gebe es nur für „mehr Qualität�…
Das macht die „Initiative Hamburger Caterer“, die aus acht Betrieben
besteht, die 70 Prozent des Schulessens kochen, nach eignen Worten etwas
ratlos. Für Hamburgs Schulessen gibt es seit 2012 pro Kind und Tag 3,50
Euro. Kinder aus armen Familien bekommen es umsonst.
Der Preis beinhaltet alle Zutaten wie Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch und
Milch sowie Zubereitung, Ausgabe, Reinigung und Abrechnung. Weil seit 2012
die Preise und Löhne gestiegen sind, fordern die Caterer schon länger eine
Anhebung auf vier Euro pro Kind und Tag.
Die Schulbehörde vertröstete sie im März auf eine bundesweite Studie, die
erst fertig werden müsse. Doch als die im Dezember auf dem Tisch lag und
den Caterern recht gab, weil der Preis je nach Aufwand zwischen 4,23 Euro
und 5,73 Euro zu taxieren sei, akzeptierte die Behörde dies nicht.
## Städte geben Geld dazu
Hamburgs Schulcaterer müssten „genauso gut“ wirtschaften wie Caterer in
anderen Städten, schrieb der Schulbehördensprecher Peter Albrecht am 10.
Januar in einem [2][Newsletter]. Eine Umfrage in anderen Städten habe
ergeben, dass die Preise dort niedriger seien, „in der Regel bei 3,10
Euro“. Im Hamburger Abendblatt legte der Schulsenator nach: In Kiel lägen
die Preise „zwischen 2,40 und 2,90 Euro“.
Zudem habe der Preis vor 2012 in Hamburg bei lediglich 1,84 bis 2,34 Euro
gelegen. Die seither erfolgte Preissteigerung von über 20 Prozent in den
Löhnen und beim Einkauf müsste man an diesen Summen ansetzen und komme so
auf 2,51 bis 2,84 Euro pro fertige Mahlzeit. Bei 3,50 Euro sei also sogar
noch ein „Polster“ drin.
Die Initiative der Caterer will einen Faktencheck gegen die Rechnung der
Schulbehörde setzen. Das Senatorenbüro habe sich nicht gründlich
informiert, sagt Okan Saiti von „Mammas Canteen“. In Kiel zum Beispiel
zahlten Eltern in der Grundschule 2,40 Euro für ein Essen und ab der
fünften Klasse 2,80 Euro, sagt Saiti. Doch der Preis werde subventioniert.
„Der Caterer erhält dort effektiv zwischen 4,40 und fünf Euro“.
„Der Preis, den die Eltern zahlen, liegt vielerorts unter dem, den die
Caterer bekommen“, sagte auch Amedeus Hajek von „Alsterfood“. Denn die
Kommunen geben Zuschüsse, so wie es die Caterer auch für Hamburg fordern.
In Berlin wird das Essen für Grundschulkinder ab diesem Sommer sogar ganz
vom Staat bezahlt.
## Früher günstig dank Ein-Euro-Jobbern
Auch die Rechnung der Schulbehörde, die bei den Preisen von vor 2012
ansetzt, ist in den Augen der Caterer fehlerhaft. Denn ein Großteil der
Ganztagsschulen wurde damals von Beschäftigungsträgern mit Ein-Euro-Jobbern
versorgt. Das Schulessen wurde also mit Arbeitsmarktmitteln subventioniert.
Der Sprung auf 3,50 Euro im Jahr 2012 sollte ermöglichen, für diese
wichtige Arbeit reguläre sozialversicherte Jobs zu schaffen. Das sei der
Behörde bekannt, so die Caterer in einem Info-Brief. „Wir glauben kaum,
dass der Senat nun plant, mit Hilfe von Ein-Euro Jobbern zu sparen.“
Der Senator bietet den Schulköchen für nächste Woche ein Gespräch mit dem
Staatsrat an. Die Köche fürchten trotzdem, dass sie weiter hingehalten
werden, während sie Verluste machen. „Die Behörde scheint zu glauben, dass
wir uns eine goldene Nase verdienen“, sagt Clara Mehlhose vom Träger
Alraune. „Aber das ist reine Fantasie.“
24 Jan 2020
## LINKS
[1] /Hamburger-Senat-spart-am-Schulessen/!5650324
[2] https://www.bsb-hamburg.de/index.php?id=361#c6409
## AUTOREN
Kaija Kutter
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