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# taz.de -- Hamburger Sparpolitik während Corona: Schulessen wird teurer
> In Hamburg entfällt ab Februar der Zuschuss zum Mittagsessen, statt 3,50
> Euro kostet eine Mahlzeit dann 4 Euro. Die Elternkammer fordert Aufschub.
Bild: Soll künftig mehr kosten: Essen in der Schulkantine
Hamburg taz | Es ist keine gute Nachricht für Hamburgs Eltern: Das
Schulessen soll ab dem 1. Februar kommenden Jahres um 14 Prozent teuer
werden. Statt 3,50 Euro soll eine Mahlzeit 4 Euro kosten. Das bestätigte
die Schulbehörde auf taz-Nachfrage. „In der Tat nehmen wir nach zehn Jahren
erstmals eine Preisanpassung beim Schulessen vor“, sagt Sprecher Peter
Albrecht. Sie entspreche dem Anstieg der Verbraucherpreise von jährlich 1,2
Prozent in diesem Zeitraum.
Es geht um rund 15 Millionen Mittagessen, die an Hamburgs Schulen von 58
gastronomischen Betrieben ausgeben werden. Es ist gar nicht lange her, dass
es im Hamburger Wahlkampf zur Bürgerschaftswahl 2020 [1][eine heftige
Kontroverse darum gab], ob die Preise erhöht werden und ob die Stadt dies
nicht finanziell abfedern sollte, wie andere Städte es tun. Vor allem die
Schul-Caterer forderten dies, damit das Essen nicht zu teuer wird und
ausreichend Kinder teilnehmen. Ein Argument damals: Hamburg hätte
Spielraum, weil der Bund gerade über sein „Starke-Familien-Gesetz“ seine
Zuschüsse für das Essen armer Kinder erhöhte, was den Stadtsäckel
entlastete. Doch das Geld war anders verplant.
Zwei Tage vor der Wahl lenkte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) ein und
machte den Eltern ein kleines Wahlgeschenk. Der Essenspreis, den die
Behörde stets zentral festlegt, würde ab August 2020 von 3,50 Euro um 40
Cent erhöht, ab August 2021 um weitere 10 Cent. Die Differenz würde aber
zumindest vorerst die Stadtkasse tragen.
So geschah es auch. Und während der Coronakrise samt Schul-Lockdown wurden
eh weniger Essen ausgegeben. Doch nun soll diese Zuschuss-Regel auslaufen.
Nur jene Schüler, deren Eltern Hartz IV oder andere Transferleistungen
beziehen, bekommen weiter das Essen über das „Bildungs- und Teilhabepaket“
des Bundes bezahlt.
## Teuer für Geschwisterkinder
Etwas anders ist die Lage an den Grundschulen. Auch dort wird Essen teurer,
doch es gibt [2][eine soziale Staffelung]: Je nach Einkommen zahlen Eltern
zwischen vier und 75 Prozent des Preises. Zudem zahlen Geschwisterkinder
nur ein Drittel. Das führt dazu, dass zwei Drittel der Grundschulkinder
einen vergünstigten Preis zahlen.
„Wir bedauern die jetzt angekündigte Preiserhöhung“, sagt Okan Saiti von
der Caterer-Firma „Mamas Canteen“. Gerade für ärmere Familien mit zwei od…
drei älteren Schulkindern sei das eine zusätzliche Belastung von 20 oder 30
Euro im Monat. „Wir wünschen uns, dass die soziale Staffelung aus der
Grundschule auch für alle Schüler ab Klasse 5 bis zum mittleren
Schulabschluss gilt.“
Das war früher auch mal eine Forderung der Grünen. Als Problem gilt vor
allem, dass dem Wechsel von der Grundschule auf die weiterführende Schule
der Kostenanstieg für die Eltern empfindlich hoch ist. „Verschlimmernd
kommt hinzu, dass es ab Klasse 5 keine Geschwisterermäßigung mehr gibt“,
ergänzt Clara Mehlhose vom Caterer „Alraune“. „In ärmeren Quartieren si…
deshalb nach unserer Beobachtung die Teilnahme der Schüler an den
Mahlzeiten empfindlich.“
Thomas Köster von der Hamburger Elternkammer sagt zur Preiserhöhung: „Das
ist keine gute Maßnahme unter der jetzigen Pandemielage.“ Viele Eltern
litten unter Kurzarbeit oder anderen Einbußen, auch werde gerade vieles
teurer. Für die Kinder, die eh unter der Pandemie leiden, wäre es nicht
schön, wenn sie merken: Zu Hause wird das Geld knapp. Die Elternkammer
fordert deshalb, die Erhöhung zu verschieben. „Warten wir doch bis zum
Schuljahr 2022 ab“, sagt er. „Das Geld haben wir über.“
Die Linken-Schulpolitikerin Sabine Boeddinghaus sieht in der Ankündigung
bereits die Vorboten der Corona-bedingten Sparpolitik. „Es trifft wieder
die Falschen. Das geht gar nicht.“
25 Nov 2021
## LINKS
[1] /Preisstreit-ums-Schulessen/!5664677
[2] https://www.hamburg.de/infos-fuer-eltern/4317732/gebuehren/
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
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