| # taz.de -- Fachkräftemangel in Deutschland: Die bestmögliche Option | |
| > Deutschland wirbt um gut qualifizierte Fachkräfte. Um diese Menschen zu | |
| > gewinnen, reicht es nicht, die bloße Möglichkeit für ihr Kommen zu | |
| > schaffen. | |
| Bild: Deutschland ist auf der Suche nach Fachkräften – ist aber dennoch nich… | |
| Deutschland ist jetzt ein Einwanderungsland. So sagte es | |
| Bundesarbeitsminister Hubertus Heil nach dem Fachkräftegipfel Anfang der | |
| Woche im Kanzleramt stolz. Von einem „Paradigmenwechsel“ sprach | |
| Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier | |
| freute sich deutlich auf mehr Fachkräfte – wegen der Aussicht auf mehr | |
| Wirtschaftswachstum. | |
| Allein: Ob mit dem [1][Fachkräfteeinwanderungsgesetz] nun bald Fachkräfte | |
| in Saus und Braus nach Deutschland kommen, ist mehr als fraglich. Und das | |
| liegt nicht nur an dem neuen Gesetz – sondern an Deutschlands Verfasstheit. | |
| Schon früh haben Expert*innen [2][die zahlreichen Fallstricke des Gesetzes] | |
| kritisiert. Das Festhalten an einer notwendigen Gleichwertigkeit der | |
| Berufsabschlüsse, auch wenn das duale Bildungssystem in Deutschland | |
| ziemlich einmalig ist. | |
| Der fehlende Spurwechsel, der Geflüchteten mit schlechter Bleibeperspektive | |
| aber guter Ausbildung den Weg in die Arbeitsmigration öffnen könnte. Die | |
| langen Wartezeiten für Visa in den deutschen Botschaften – dort will man | |
| nun mehr Personal hinschicken. Berichten zufolge ist der Flaschenhals dort | |
| aber so eng, dass man skeptisch sein darf, ob das Problem mit ein paar mehr | |
| Leuten behoben ist. | |
| ## Man muss sich nur die Nachrichten ansehen | |
| Es ist aber wichtig, auch noch einen anderen Punkt zu beleuchten, den | |
| Merkel am Montagabend ansprach: „Auf jeden Fall ist das wirklich Wichtige, | |
| dass wir in den Drittländern als ein weltoffenes, als ein interessiertes | |
| Land rüberkommen“, sagte Merkel. Das wäre in der Tat wichtig. | |
| Deutschland wirbt um gut qualifizierte Menschen – und die sind auch | |
| anderswo heiß umworben. Um diese Menschen zu gewinnen, reicht es nicht, die | |
| bloße Möglichkeit für ihr Kommen zu schaffen. Vielmehr müsste dieses Land | |
| hier sich als die beste der möglichen Optionen präsentieren. | |
| Und zwar in Konkurrenz zu Ländern, für die sie nicht erst eine vertrackte | |
| Sprache wie deutsch lernen müssen. In denen Politiker*innen nicht | |
| ununterbrochen lautstark und recht undifferenziert darüber streiten, wie | |
| man Migration wohl am besten begrenzen könnte. Und zu Ländern, in denen | |
| nicht Politiker*innen von Neonazis erschossen werden oder die Unterkünfte | |
| von Geflüchteten in Brand gesetzt oder sonst wie attackiert werden. | |
| Man muss sich nur mal die Nachrichten der letzten Woche ansehen. [3][In | |
| Sachsen-Anhalt] weigert sich die CDU, einen Politiker rauszuwerfen, der mit | |
| Nazi-Tattoos und Beziehungen zum Verein Uniter auffällt, der wiederum Teil | |
| des rechten Hannibal-Netzwerks ist. Und das keine drei Monate, nachdem im | |
| gleichen Bundesland ein Rechtsextremist versuchte, ein Massaker in einer | |
| Synagoge anzurichten – woraufhin auch die CDU in Sachsen-Anhalt den | |
| entschlossenen Kampf gegen Rechtsextremismus gelobte. | |
| ## Keine Illusionen machen | |
| In Dresden griffen vor wenigen Tagen Unbekannte eine Unterkunft für | |
| minderjährige Geflüchtete an. Anfang Dezember wurde ein elfjähriges Mädchen | |
| im Osterzgebirge angegriffen, zwei Männer rissen ihr das Kopftuch herunter, | |
| zerrten an ihren Haaren, schubsten sie zu Boden. | |
| All das, da braucht man sich keine Illusionen machen, wird auch außerhalb | |
| Deutschlands sehr genau wahrgenommen. Um das zu sehen, reicht eine kurze | |
| Suche im englischsprachigen Netz. Und all das ist, so bitter das sein mag, | |
| Deutschland. Weltoffen aber ist es nicht. | |
| 17 Dec 2019 | |
| ## LINKS | |
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| [2] /Kolumne-Minority-Report/!5594581 | |
| [3] /Nazi-Kontakte-des-CDU-Mannes-Moeritz/!5650838 | |
| ## AUTOREN | |
| Dinah Riese | |
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| Jens Spahn | |
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