# taz.de -- Mehr Fachkräfte aus dem Ausland: Deutschland wird Einwanderungsland | |
> Die Bundesregierung will Fachkräften aus dem Ausland attraktivere | |
> Arbeitsbedingungen bieten. Schätzungen zufolge fehlen 400.000 Fachkräfte. | |
Bild: Mangelware Fachkraft: Die Bundesregierung will mehr Arbeitskräfte aus Ni… | |
BERLIN rtr | Die Bundesregierung will verstärkt Fachkräfte außerhalb der EU | |
anlocken. Zusammen mit der Wirtschaft unterzeichnete sie am Montag eine | |
Absichtserklärung, [1][damit Deutschland attraktiver für Fachkräfte aus | |
aller Welt wird]. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, | |
Deutschland könnte deutlich mehr Wachstum haben. | |
Pilotprojekte werde es nun unter anderem in Brasilien, Indien und Vietnam | |
geben. Im März tritt das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz in Kraft, mit dem | |
Fachkräfte außerhalb der EU einen besseren Zugang zum deutschen | |
Arbeitsmarkt bekommen sollen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, | |
der Wettbewerb um diese Talente sei groß. Die Koalition will deshalb im | |
Ausland mehr werben und Sprachangebote fördern sowie im Inland die | |
Anerkennungspraktiken effizienter gestalten. | |
Die Wirtschaft pocht dabei auf einfache Regelungen. [2][Schätzungen zufolge | |
fehlen hierzulande 300.000 bis 400.000 Fachkräfte.] „Deutschland muss ein | |
interessantes Einwanderungsland werden“, sagte der Präsident des | |
Großhandelsverbandes BGA, Holger Bingmann. Die bisherige Zuwanderung aus | |
der EU reicht nicht aus, um die Lücken in den Unternehmen zu stopfen. | |
„Seine Wirkung wird das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz nur entfalten | |
können, wenn es möglichst rasch und unbürokratisch wird“, sagte | |
Handwerks-Präsident Hans Peter Wollseifer. Der Handwerksverband plant für | |
2020 ein Pilotprojekt, um Fachkräfte aus Bosnien-Herzegowina für | |
Deutschland zu gewinnen. | |
## Fachkräftemangel ist größtes Geschäftsrisiko | |
Arbeitgeber-Präsident Ingo Kramer ergänzte, Einreiseverfahren müssten zügig | |
und unbürokratisch sein. Das ist aber oft nicht der Fall. Die | |
Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass Visa schneller erteilt werden, | |
forderte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP, Johannes Vogel. In | |
der Absichtserklärung heißt es, zusätzliches Personal in den Visastellen | |
werde künftig für mehr Tempo sorgen. Die Regierung will ferner | |
Anerkennungsverfahren für Berufsabschlüsse vereinfachen und Anträge | |
digitalisieren. | |
Einer DIHK-Umfrage zufolge ist für mehr als die Hälfte der Unternehmen in | |
Deutschland der Fachkräftemangel ihr größtes Geschäftsrisiko. Der | |
demografische Wandel verschärft das Problem noch. | |
## Geschäftsrisiko Fachkräftemangel | |
Einer OECD-Studie zufolge ist Deutschland aber gerade für Akademiker nicht | |
sonderlich attraktiv. Innerhalb der 36 Mitglieder zählenden | |
Industriestaaten-Organisation kommt die Bundesrepublik lediglich auf Platz | |
zwölf. Spitzenreiter sind demnach Australien, Schweden und die Schweiz. | |
„Das Erfordernis der Anerkennung der Berufsabschlüsse ist der Schwachpunkt | |
des neuen Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes“, erklärte OECD-Ökonom Thomas | |
Liebig. Er verwies auf Norwegen. „Dort wird innerhalb weniger Tage | |
evaluiert, ob Zugewanderte die für eine bestimmte Stelle erforderlichen | |
Kompetenzen haben, ohne dass es zu einer allgemeingültigen formalen | |
Anerkennung der Berufsqualifikation kommt.“ | |
Umstritten ist auch, wie gut ausländische Fachkräfte schon Deutsch sprechen | |
müssen. Die Regierung pocht hier auf Vorkenntnisse, weil sie die Menschen | |
integrieren und langfristig an Deutschland binden will. Dem | |
Technologieverband Bitkom zufolge ist dies aber zumindest bei | |
IT-Spezialisten oft nicht sinnvoll. | |
17 Dec 2019 | |
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Jens Spahn | |
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