| # taz.de -- EU im Iran-Konflikt: Spätes Erwachen | |
| > Statt den Fall vor den Weltsicherheitsrat zu bringen, will die EU selbst | |
| > vermitteln. Das kann nur scheitern, wenn sie die Schuld allein Iran | |
| > zuweist. | |
| Bild: Brauchte etwas, bis sie Worte für die Eskalation in Iran fand: Ursula vo… | |
| Schlafwandelnd in den Krieg – was sich vor hundert Jahren in Europa | |
| ereignet hat, sollte nie wieder passieren. Doch es kann wieder geschehen, | |
| wie [1][die schlafmützige Reaktion der EU] auf die aktuelle Irankrise | |
| zeigt. Geschlagene drei Tage hat es gedauert, bis Ursula von der Leyen, die | |
| Chefin der „geopolitischen Kommission“, die Sprache wiederfand. | |
| Was sie dann erklärte, lässt Schlimmes ahnen. Von der Leyen erwähnte die | |
| Kriegsgefahr mit keinem Wort. Der völkerrechtswidrige [2][amerikanische | |
| Mord per Drohne] war ihr ebenso wenig der Rede wert wie die illegalen | |
| US-Sanktionen gegen Iran. Dabei haben diese Sanktionen, die sich auch gegen | |
| Europa richten, den Konflikt erst angeheizt. | |
| Auch die UNO kommt bei von der Leyen nicht vor. Statt den Fall vor den | |
| Weltsicherheitsrat in New York zu bringen, wie es bei solchen Anlässen | |
| üblich ist, will die EU selbst [3][die internationale Vermittlung] | |
| übernehmen. Doch wie will man vermitteln, wenn man Partei ist – und die | |
| Schuld an der Eskalation allein Iran zuweist? | |
| Wie will man [4][das Atomabkommen retten], wenn man die eigenen | |
| Verpflichtungen nicht erfüllt? Die EU hat Iran zugesagt, die US-Sanktionen | |
| durch ein eigens gegründetes Finanzinstitut namens Instex zu umgehen. Doch | |
| bis heute wurde kein einziges Geschäft über Instex abgewickelt. Auch dazu | |
| schwieg die deutsche EU-Chefin. | |
| Immerhin hat von der Leyen für Mittwoch eine Sondersitzung zur Irankrise | |
| angekündigt. Am Freitag wollen sich zudem die Außenminister zu einer | |
| Krisensitzung in Brüssel treffen. Die Schlafwandler wollen sich also doch | |
| noch berappeln. Doch es ist ein spätes Erwachen. Derweil geht der | |
| außenpolitische Albtraum weiter. | |
| Während die EU noch über die Irankrise berät, bahnt sich in Libyen schon | |
| das nächste Desaster an. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan | |
| [5][hat Truppen in das nordafrikanische Land geschickt], auch islamistische | |
| Söldner hat er zur Intervention eingeladen. Es passiert direkt vor Europas | |
| Haustür. Doch die EU hat auch das verschlafen. | |
| 7 Jan 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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