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# taz.de -- Adventsstreik bei Amazon: Vorweihnachtlicher Arbeitskampf
> Mit einer mehrtägigen Arbeitsniederlegung in Rheinberg und Werne versucht
> Verdi, den Onlineversandhändler Amazon unter Druck zu setzen.
Bild: Gibt sich hartleibig: Der Internetversandhändler will von Tarifverhandlu…
Düsseldorf afp/taz | Mit einem „Adventsstreik“ an zwei Standorten in
Nordrhein-Westfalen will die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi das
Weihnachtsgeschäft des Onlineversandhändlers Amazon stören. Seit
Mitternacht seien die Beschäftigten an den Standorten Rheinberg und Werne
aufgerufen, bis einschließlich Samstag die Arbeit niederzulegen, teilte die
Gewerkschaft in der Nacht zum Dienstag mit.
Verdi kämpft seit Jahren dafür, dass die Amazon-Beschäftigten einen
Tarifvertrag bekommen und nach dem Tarif für den Einzel- und Versandhandel
bezahlt werden. Zudem fordert die Gewerkschaft einen Tarifvertrag „Gute und
gesunde Arbeit“.
„Gerade in der Vorweihnachtszeit steige die Belastung der Beschäftigten
massiv an“, sagte die nordrhein-westfälische
Verdi-Landesfachbereichsleiterin für den Handel, Silke Zimmer. Es müssten
tausende Päckchen und Pakete gepickt und gepackt werden. Hinzu kämen eine
enorme Taktung und der dadurch steigende Zeitdruck. Das habe negative
Folgen für die Gesundheit der Beschäftigten.
„Wir brauchen zwingend einen Tarifvertrag ‚Gute und gesunde Arbeit‘ bei
Amazon“, so Zimmer. Ein Bestandteil dieses Tarifvertrags müsse ein gut
ausgestatteter Gesundheitsfonds sein, über dessen Verwendung
gewerkschaftliche und betriebliche Interessensvertreter mitbestimmen.
[1][Der Marktführer im Internetversandhandel verweigert bislang
Verhandlungen über Tarifverträge mit Verdi.]
## Auseinandersetzungen einfach aussitzen
Amazon versicherte, die Pakete kämen trotz des Streiks pünktlich zu den
Kunden. Die Arbeit in den Logistikzentren Rheinberg und Werne sei „ohne
Einschränkungen angelaufen“, erklärte das Unternehmen. Nur ein „geringer
Teil“ der Beschäftigten beteilige sich an dem Streikaufruf. Daher würden
die Pakete rechtzeitig bearbeitet.
Nach Angaben des Unternehmens gibt es in Deutschland 13.000 fest
angestellte Mitarbeiter in den insgesamt 13 Logistikzentren, hinzu kommen
Saisonkräfte während der Weihnachtszeit. [2][Seit rund sechseinhalb Jahren
versucht Verdi mit einer Strategie der Nadelstiche], tarifvertraglich
geschützte Einkommens- und Arbeitsbedingungen bei Amazon durchzusetzen.
Immer wieder ruft die Gewerkschaft daher die Beschäftigten an einzelnen
oder mehreren Amazon-Standorten zu temporären Streiks auf. Doch bisher hat
Verdi nicht einmal die Aufnahme von Gesprächen durchsetzen können. Mit
manchesterkapitalistischem Dogmatismus will der US-Konzern die
Auseinandersetzung einfach aussitzen.
Die wiederkehrenden Arbeitsniederlegungen sorgen allerdings für ein
negatives Grundrauschen und beschädigen damit das Image des Konzerns.
„Amazon sieht sich mittlerweile gezwungen Werbespots zu schalten, in denen
die angeblich hervorragenden Arbeitsbedingungen bei Amazon gepriesen
werden“, sagte Verdi-Frau Zimmer.
Das zeige, dass der Druck auf das Unternehmen ziemlich hoch sei und Amazon
sich für den andauernden Protest der eigenen Beschäftigten rechtfertigen
müsse. „Wir sind also auf dem richtigen Weg“, glaubt Zimmer.
10 Dec 2019
## LINKS
[1] /Verdi-Chef-Frank-Bsirske-ueber-Amazon/!5486869
[2] /Streik-bei-Amazon/!5468827
## AUTOREN
Pascal Beucker
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Streik
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Arbeitskampf
Tarifvertrag
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