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# taz.de -- Rechtsextremistischer Anschlag in Halle: Einzeltäter – oder nich…
> Bereitete Stephan B. sein Attentat in Halle allein vor? Sein Anwalt sagt:
> ja. Eine vermeintliche Bitcoin-Spende wirft aber Fragen auf.
Bild: Die Tat verübte Stephan B. allein – doch an der Einzeltäter-These lä…
Berlin taz | Der Verteidiger von Stephan B., dem [1][Attentäter von Halle],
nennt den Rechtsextremisten einen Einzeltäter. „Im Rahmen der Vernehmung
durch den Ermittlungsrichter ergaben sich keinerlei Hinweise auf Mittäter“,
sagte Anwalt Hans-Dieter Weber der taz. Auch habe Stephan B. angegeben,
„alle Waffen, die im Einsatz waren, selbst gebaut zu haben“.
Stephan B. hatte am Mittwoch in Halle versucht, [2][schwer bewaffnet die
jüdische Synagoge zu stürmen], als dort 50 Gläubige Jom Kippur feierten.
Als dies scheiterte, tötete der 27-Jährige eine Passantin, fuhr zu einem
Dönerimbiss und erschoss auch dort einen Mann. Die Taten übertrug B.
[3][live ins Internet]. Er wurde auf seiner Flucht von der Polizei
festgenommen.
Stephan B. hat inzwischen in einer mehrstündigen Befragung die Taten
gestanden und sich zu seinem rechtsextremistischen Motiv bekannt. Die
Bundesanwaltschaft prüft indes noch, ob B. bei der Vorbereitung oder
Durchführung des Anschlags nicht doch Helfer hatte. Auch wird noch
ermittelt, ob er die Waffen tatsächlich alleine hergestellt hat.
So erwähnt Stephan B. in einer Dokumentensammlung, die er vor der Tat ins
Internet stellte, explizit einen Mann, der ihm 0,1 Bitcoin, umgerechnet 755
Euro, überwiesen habe. Dies habe ihm „sehr geholfen“. Auch in seinem
Geständnis soll B. die Spende erwähnt haben. Ob, wann und zu welchem Zweck
diese Überweisung tatsächlich erfolgte, bleibt bisher unklar. Der
angebliche Spender, der ein Videoportal im Internet betreibt, antwortete
nicht auf taz-Anfragen.
## Seehofer adressiert die „Gamer-Szene“
Stephan B. selbst war offenbar seit Längerem auf sogenannten Imageboards im
Internet unterwegs, in denen sich Nutzer anonym austauschen, teils auch mit
rechtsextremistischen Ausfällen. Auf einem dieser Portale stellte B. kurz
vor der Tat [4][seine Dokumentensammlung ein] – zusammen mit dem Verweis
auf den Livestream. Dieser erfolgte über die Streamingplattform Twitch.
Verteidiger Weber sagte der taz, Stephan B. habe gegenüber den Ermittlern
eingeräumt, auf Imageboards aktiv gewesen zu sein sein. Konkreter sei er
dabei nicht geworden. „Der Zweck solcher Imageboards ist Kommunikation bei
sicherer Anonymität“, so Weber.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kündigte derweil Reaktionen auf
den Terroranschlag an. So sollen die Rechtsextremismus-Abteilungen des
Bundesamts fürs Verfassungsschutz und des Bundeskriminalamtes um mehrere
hundert Mitarbeiter aufgestockt werden – die Maßnahme wurde bereits nach
dem [5][Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke] in die Wege
geleitet. Seehofer warb auch erneut für mehr Überwachungsbefugnisse des
Verfassungsschutz. Zudem müssten Hasspostings im Internet konsequenter
verfolgt werden.
Seehofer adressierte auch die „Gamer-Szene“. „Wir müssen die Gamer-Szene
stärker in den Blick nehmen“, sagte der CSU-Mann der ARD. Viele der Täter
von Gewaltakten wie in Halle kämen aus dieser Community. Man müsse genau
hinschauen, was dort noch Spiel sei und was „verdeckte Planung zum
Anschlag“, so Seehofer. „Manche nehmen sich Simulationen geradezu zum
Vorbild.“
Aus der Opposition folgte prompt Kritik. „Nach der Prepperszene ist jetzt
die Gamerszene schuld – na da bin ich ja beruhigt. Ich dachte schon es
wären Nazis“, [6][twitterte die Linken-Innenexpertin Martina Renner]. Auch
der [7][FDP-Innenpolitiker Konstantin Kuhle warnte] vor einer
Wiederaufwärmung der „Killerspiel-Debatte“. Digitaler Rechtsextremismus sei
„ein riesen Problem“. Dies habe aber nicht mit der Gamer-Szene zu tun,
sondern damit, wie Rechtsextremisten Onlinekommunikation für sich ausnutzen
würden.
13 Oct 2019
## LINKS
[1] /Attentaeter-von-Halle/!5629072
[2] /Das-Attentat-von-Halle/!5628896
[3] /Rechtsextremer-Taeter-in-Halle/!5628879
[4] /Terroranschlag-in-Halle/!5632736
[5] /Nach-dem-Luebcke-Mord/!5625100
[6] https://twitter.com/MartinaRenner/status/1183067436767162369
[7] https://twitter.com/KonstantinKuhle/status/1183045501673000960
## AUTOREN
Konrad Litschko
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B.
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