| # taz.de -- Dresdner Intendantin gegen Rechts: Sie kämpft für die Kunst | |
| > Carena Schlewitt stammt aus Sachsen, war lange weg und ist zurückgekehrt. | |
| > Im Festspielhaus Hellerau arbeitet sie zwischen Kunst und Wirklichkeit. | |
| Bild: Carena Schlewitt will einen Dialog schaffen | |
| Dresden taz | Carena Schlewitt kommt gut gelaunt aus einem Termin geeilt. | |
| Schräg hinter ihr erhebt sich [1][das Festspielhaus Hellerau] in Dresden, | |
| schick sanierte Reformarchitektur, nur der marode Ostflügel erinnert an die | |
| wechselhafte Geschichte dieses Orts. Hier, wo sich Anfang des 20. | |
| Jahrhunderts noch die europäische Künstleravantgarde tummelte, lief in den | |
| 30er Jahren die Waffen-SS herum, nach 1945 diente das Haus den Sowjets als | |
| Kaserne. Erst in den 1990ern wurde der Ort künstlerisch wiederbelebt. Und | |
| nun, 2019, ist es in gewisser Weise Schlewitts Haus. | |
| Seit Juli 2018 ist sie Intendantin des Europäischen Zentrums der Künste | |
| Hellerau, zwanzig Minuten von der Innenstadt entfernt. Schlewitt schwärmt | |
| von einem „internationalen und interdisziplinären Zentrum der Performing | |
| Arts“, von einem Verbindungsort „zwischen Ost und West“. Doch nicht alle | |
| sind so angetan von Hellerau: Die AfD-Fraktion würde das Festspielhaus am | |
| liebsten auflösen und in eine Vermietungsimmobilie umwandeln. | |
| Schlewitt reagiert darauf cool. Genau wie auf [2][das jüngste | |
| Landtagswahlergebnis], das der AfD ein Rekordergebnis bescherte. Die | |
| Mehrheit habe „für Demokratie und eine offene Gesellschaft gestimmt“, sagt | |
| sie. „Diese Mehrheit gilt es zu stärken und zu vergrößern.“ Auch ihr Haus | |
| werde „mehr denn je Vielfalt und Offenheit demonstrieren“, mit den | |
| KünstlerInnen, dem Publikum und anderen Partnern. | |
| Schlewitt, 1961 in Leipzig geboren, wuchs im sächsischen Bad Lausick auf. | |
| 1980 ging sie in das geteilte Berlin, studierte Theaterwissenschaft an der | |
| Humboldt-Universität, arbeitete von 1985 bis 1993 an der Akademie der | |
| Künste der DDR. Sie diskutierte schon damals, „wie politisch Kunst“ ist. | |
| Nach der Wende arbeitet sie als Dramaturgin und Kuratorin an freien | |
| Produktionshäusern – das Podewil Berlin, Forum Freies Theater Düsseldorf, | |
| das Hebbel am Ufer in Berlin. Nach zuletzt zehn Jahren an der Kaserne Basel | |
| wollte Schlewitt „in eine Region zurückkehren, in der ich aufgewachsen | |
| bin“. | |
| Ihr sei klar gewesen, dass es in Dresden Auseinandersetzungen mit Pegida | |
| und AfD geben werde, sagt Schlewitt. Aber es sei auch eine spannende | |
| Herausforderung: „Wie können wir hier künstlerische Formen mit einer | |
| gesellschaftlichen Realität verknüpfen?“ | |
| In Dresden möchte Schlewitt den „Blick in den Osten“ stärken und damit | |
| meint sie auch Osteuropa. Hellerau soll weltoffen und regional verankert | |
| sein, ein Ort der Begegnung. Es sei ja teils schwierig, „für eine lebendige | |
| kulturpolitische Landschaft zu argumentieren, wenn gleichzeitig | |
| Krankenhäuser fehlen und Schulen marode sind“, gesteht Schlewitt. „Aber wir | |
| müssen nur in Länder schauen, die kaum Kunst- und Kulturförderung haben, wo | |
| es keine freie Kunst gibt, und dann sieht man, was das mit einer | |
| Gesellschaft macht. Ich bin überzeugt, Kunst und Kultur sind lebenswichtig | |
| für eine offene Gesellschaft.“ | |
| 6 Sep 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.hellerau.org/de/ | |
| [2] /Wahlergebnisse-Sachsen-und-Brandenburg/!5622185 | |
| ## AUTOREN | |
| Jasmin Kalarickal | |
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