# taz.de -- Grüne nach den Landtagswahlen: Die Regierungsmacher | |
> In Brandenburg und Sachsen gewannen die Grünen Stimmen dazu und werden | |
> damit zu gefragten Mehrheitsbeschaffern. | |
Bild: Früher selbst Brandenburger Parteichefin, ist die Bundesvorsitzende Baer… | |
DRESDEN/POTSDAM taz | Sehen so Sieger aus!? Als die ersten Hochrechnungen | |
am Sonntagabend über die Leinwand flimmern, wird in den ersten Reihen laut | |
geklatscht, während in den hinteren Reihen auch hier und da ein | |
enttäuschtes „Oh“ zu vernehmen ist. In der Dresdner Neustadt in der Groove | |
Station haben sich die sächsischen Grünen um ihre SpitzenkandidatInnen | |
[1][Katja Meier] und Wolfram Günther geschart. Der Ort ist klug gewählt, | |
dass dieses Wahlergebnis tatsächlich grooven könnte, hatten die Umfragen | |
angedeutet. | |
Mit knapp 9 Prozent, die sie laut Hochrechnung erreichten, haben die Grünen | |
zwar die Zweistelligkeit verfehlt, aber zwei Dinge erreicht: Sie haben ihr | |
Wahlergebnis von 2014 gesteigert und sie haben sich klar [2][vor die | |
sächsische SPD geschoben]. Die angereiste Chefin der Bundestagsfraktion, | |
[3][Katrin Göring-Eckardt], bleibt angesichts dessen gut gelaunt: „Es | |
bleibt ein gutes Ergebnis, das beste, was wir je in Sachsen erreicht | |
haben“, sagte sie der taz. | |
Die Sozialdemokraten, Juniorpartner der regierenden CDU, sind in die | |
Einstelligkeit gerutscht. Was manche Grüne nicht wundert: Kaum etwas von | |
ihren Versprechen hätten die SozialdemokratInnen in der sächsischen Groko | |
durchgekriegt. Die sächsischen Grünen haben nun die Gelegenheit, zu | |
beweisen, dass sie es besser können. Da die CDU eine Regierung mit der AfD | |
und der Linken ausgeschlossen hat, werden die Grünen interessant. | |
Wirklich grün sind sich Sachsens Grüne und die CDU jedoch nicht: Die | |
[4][Zukunft der Braunkohle ist nur einer von mehreren Punkten], bei denen | |
die Partner in spe weit auseinanderliegen. Spitzenkandidatin Meier lief | |
sich schon vor der Wahl warm für mögliche Sondierungen: „Mit den Grünen in | |
der Regierung werden keine weiteren Dörfer abgebaggert.“ | |
## Ganz oben in Potsdam | |
Auch in Brandenburg haben die Grünen den Ort für die Wahlparty klug | |
gewählt. Im Hotel Mercure in Potsdam feiern sie nicht ganz unten im | |
Erdgeschoss – dort zittert die FDP um den Einzug in den Landtag –, sondern | |
im 17. und obersten Stockwerk. | |
Ganz nach oben geht es dann doch nicht, als die ersten Hochrechnungen vor | |
den weit über hundert Menschen im Raum auf dem Bildschirm erscheint: Knapp | |
10 Prozent sind deutlich mehr als bei der Wahl 2014. Aber im Sommer lagen | |
die Grünen sogar mal bei 17 Prozent, was dazu führte, dass | |
[5][Spitzenkandidatin Ursula Nonnemacher] verkündete, sie stehe auch für | |
das Amt der Ministerpräsidentin zur Verfügung. | |
Deshalb gibt es zwar brav Applaus, allein schon der Fernsehkameras wegen – | |
aber überschäumender Jubel sieht anders aus. Man hatte sich merklich mehr | |
ausgerechnet. | |
Nonnemacher kann natürlich nicht anders, als das Ergebnis positiv zu | |
werten. Und auch die [6][Bundesvorsitzende Annalena Baerbock], früher | |
jahrelang Parteichefin in Brandenburg, geht neben ihr in dieselbe Richtung: | |
„Früher haben wir an so einem Abend nicht geschwitzt, sondern gezittert, | |
dass wir wieder in den Landtag reinkommen.“ In Sachen Koalition – um 19 Uhr | |
reichte es knapp für Rot-Rot-Grün – mag sich Nonnemacher aber erst mal | |
nicht festlegen: „Wir müssen schauen, welche Konstellationen möglich sind.�… | |
Klares Signal, aber nicht ausreichend | |
Das mit der Zweistelligkeit, die Spitzenkandidatin Nonnemacher nach der | |
Prognose noch als „klares Signal“ gefeiert hat, erledigt sich schon weniger | |
als eine Stunde später in den ZDF-“heute“-Nachrichten mit der zweiten | |
Hochrechnung: Die gibt den Grünen nur noch 9,5 Prozent. | |
Das sind zwar immer noch 3,3 Prozentpunkte und anders ausgedrückt, 50 | |
Prozent mehr als als bei der Wahl 2014. Aber der nach ganz anderen vorigen | |
Umfragen in Worte gegossene Traum Nonnemachers von der ersten grünen | |
Ministerpäsidentschaft in Brandenburg, er ist eben erst drei Wochen her. | |
Nonnemacher schreibt das der zunehmenden Polarisierung im Land zu – | |
mögliche Wechselswähler hätten am Ende doch für die SPD statt für die | |
Grünen gestimmt, um einen Wahlsieg der AfD zu verhindern. | |
Doch auch ohne Zweistelligkeit bleibt für sie mit Blick auf | |
Koalitionsverhandlungen klar: „Nur eine Laufzeitverlängerung für Rot-Rot | |
wird es mit uns nicht geben.“ | |
1 Sep 2019 | |
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## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
Stefan Alberti | |
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