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# taz.de -- Braunkohletagebau muss ruhen: Stille in Jänschwalde
> Sieg für Umweltverbände: Ein Gericht stoppt vorläufig den
> Braunkohle-Tagebau in Brandenburg. Der Betrieb eines Kraftwerks ist nicht
> gefährdet.
Bild: Gestoppt: Bagger im Braunkohletagebau Jänschwalde
Dresden taz | Ab Sonntag stehen in Jänschwalde die Bagger still. Nach einem
Beschluss des Verwaltungsgerichts Cottbus vom Freitag wird die
Braunkohleförderung im Tagebau im Süden Brandenburgs ab dem 1. September
vorläufig gestoppt. Die Richter entschieden, dass dem Betreiber Leag keine
längere Frist für eine Umweltverträglichkeitsprüfung als Voraussetzung für
den Weiterbetrieb gewährt wird. Das Energieunternehmen hatte eine
Fristverlängerung bis Ende November beantragt.
Ausgangspunkt ist eine Klage der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gemeinsam mit
der Grünen Liga gegen den Hauptbetriebsplan des Tagebaus für 2019. Die
[1][Umweltschützer fürchten, dass Filterbrunnen im Bereich des Tagebaus
besonders geschützte Gebiete wie Moore gefährden könnten.] Mit der Klage
wollen sie eine Ausbreitung des Tagebaus in Richtung Norden verhindern und
die Landschaften in der Umgebung vor dem Austrocknen schützen. Zurzeit
arbeiten in dem Tagebau laut Betriebsrat rund 700 Menschen.
„Die Leag-Beschäftigten haben darauf vertraut, dass der Tagebau nach Recht
und Gesetz geführt wird“, sagt René Schuster vom Umweltverband Grüne Liga,
„sie sind von den Entscheidungsträgern schwer enttäuscht worden.“
Der Stopp der Braunkohleförderung schütze unmittelbar Pflanzen und Tiere in
der Nähe des Tagebaus, sagt DUH-Geschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Es
sei „bemerkenswert, dass die Leag die Umweltverträglichkeitsprüfung nicht
von Anfang an eingereicht hat“, sagt Philipp Litz vom Thinktank Agora
Energiewende zur taz. Dies wäre rechtlich geboten gewesen. Bemerkenswert
sei auch, dass der Hauptbetriebsplan vom Landesbergamt gleichwohl genehmigt
worden sei.
## Vorbereitung eines Sicherheitsbetriebs
Die Leag hatte für den Fall, dass der Tagebau vom 1. September an nicht
weiterbetrieben werden kann, vorgesorgt. Auf Anordnung des Landesbergamtes
hatte sie mit der Vorbereitung eines Sicherheitsbetriebs begonnen. Damit
wird geregelt, wie das Tagebauareal gesichert werden muss, um Unfälle zu
vermeiden: Abraumbagger und Fördertechnik etwa müssen in eine
Sicherheitsstellung gefahren werden. Zudem darf das Grundwasser in der
Grube nicht unkontrolliert ansteigen, das könnte Rutschungen auslösen.
Der Kohleförderstopp im Tagebau habe wohl keine signifikanten Auswirkungen
auf den Betrieb des Kraftwerks Jänschwalde, sagt Energieexperte Litz. „Das
Kraftwerk ist über eine Kohleverbindungsbahn auch mit den anderen Tagebauen
der Lausitz verbunden und kann über diese mitversorgt werden.“
Dieses Szenario sei ohnehin ab 2023 geplant, wenn der Tagebau Jänschwalde
regulär stillgelegt werden soll. „Solche Urteile beschleunigen das Ende der
Kohle weiter“, sagt Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen. Allein
schon wegen der Marktentwicklung und strengerer umweltrechtlicher
Regelungen werde die Kohle in Deutschland nicht wie derzeit geplant bis
2038 genutzt werden.
30 Aug 2019
## LINKS
[1] /Tagebau-Jaenschwalde/!5567115
## AUTOREN
Michael Bartsch
## TAGS
Braunkohle
Lausitz
Energie
fossile Energien
Schwerpunkt Fridays For Future
Bürgerbeteiligung
Sachsen
Tagebau
Schwerpunkt Klimawandel
Kohle
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