# taz.de -- Stadtentwicklungsplan Wohnen in Berlin: Und R2G will doch bauen | |
> Die Landesregierung einigt sich nach wochenlangem Ringen. Nun gibt es | |
> einen Kompromiss und vier neue Baugebiete für Wohnungen. | |
Bild: Bald gibt es wieder Kran-Ballet in der Hauptstadt | |
Berlin taz | Vier Wochen später als geplant hat der rot-rot-grüne Senat am | |
Dienstag den Stadtentwicklungsplan Wohnen beschlossen. Regierungschef | |
Michael Müller (SPD) hatte im Juli einen Beschluss vertagt, weil aus seiner | |
Sicht eine Festlegung fehlte, mehr und schneller zu bauen. Nach teils | |
heftigen Diskussionen beschloss der Senat den Plan unverändert, stimmte | |
aber auch einer Anlage zu, die neue Stadtquartiere ausweist. Die Wohnungen, | |
die dort entstehen sollen, waren aber großteils bereits in jenen 200.000 | |
Wohnungen enthalten, die der Plan als Potenzial nennt. | |
Der nun beschlossene knapp 100-seitige Plan gilt bis 2030 und beschreibt | |
Entwicklungsschwerpunkte und Leitlinien für die mittel- bis langfristige | |
Planung. Er ist kein formelles Instrument wie ein Flächennutzungs- oder ein | |
Bebauungsplan, sondern ein Weg, Ziele strategisch festzuschreiben. | |
Die koalitionsinterne Auseinandersetzung der vergangenen Wochen war im Kern | |
die Fortsetzung des seit vielen Monaten währenden Konflikts zwischen | |
Regierungschef Müller und Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher | |
(Linke) über Tempo und Umfang beim Wohnungsbau. „Der Stadtentwicklungsplan | |
ist so beschlossen worden, wie ich ihn eingebracht habe“, stellte Lompscher | |
in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung fest. Änderungen an dem Plan | |
hat die SPD allerdings auch nicht angestrebt, sondern eine zusätzliche | |
Festlegung, ob als Protokollnotiz, Anhang oder nun als | |
„Besprechungsunterlage“. | |
Diese knapp dreieinhalb Seiten enthalten bisherige | |
Beschleunigungsmaßnahmen, heben aber zudem vier weitere Baugebiete in den | |
Rang neuer Stadtquartiere, von denen es bislang 14 gab. Diese Aufwertung | |
soll dafür sorgen, dass dort tatsächlich dringlich geplant und gebaut wird, | |
weil eine Task Force des Senats darauf schaut. Konkret handelt es sich | |
dabei um das lange zwischen Bund und Land umstrittene Dragonerareal (500 | |
Wohnungen), die neue Siemensstadt (2.500) und das Gut Hellersdorf (1.250). | |
Für das vierte neue Quartier Späthsfelde in Treptow nannte Lompscher keine | |
Wohnungszahl. | |
Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) und bei CDU und FDP stieß der | |
Senatsbeschluss auf Kritik. Der Plan ist aus IHK-Sicht „eine bunte | |
Zusammenstellung von Maßnahmen und Instrumenten, die den Wohnungsau | |
deutlich erschweren“. CDU-Landeschef Kai Wegner sprach von einem „faulen | |
Kompromiss“, der den Konflikt zwischen Müller und Lompscher nicht löse, | |
sondern nur vertage. Auch FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja sah bloß „einen | |
um koalitionsrettende Kompromisse nachgebesserten Plan“. | |
20 Aug 2019 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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