| # taz.de -- Umweltministerin für mehr Klimaschutz: Schulze will Fliegen teurer… | |
| > Am Donnerstagabend trifft sich das Klimakabinett der Bundesregierung. | |
| > Jetzt spricht sich Umweltministerin Svenja Schulze für höhere Flugpreise | |
| > aus. | |
| Bild: „Es kann nicht sein, dass eine Bahnfahrt innerhalb Deutschlands teurer … | |
| Berlin dpa | Vor einer Sitzung des Klimakabinetts der Bundesregierung hat | |
| sich Umweltministerin Svenja Schulze dafür ausgesprochen, Fliegen teurer zu | |
| machen. „Ich bin der Meinung, dass auch der Flugverkehr die Kosten der | |
| Klimagasemissionen tragen und sich dies in den Flugpreisen abbilden muss“, | |
| sagte die SPD-Politikerin der Rheinischen Post (Donnerstag). „Deshalb | |
| brauchen wir auch im Flugverkehr einen fairen CO2-Preis.“ | |
| Ein europaweites Vorgehen wäre der beste Weg, sagte Schulze. Bis zu einer | |
| Einigung auf EU-Ebene könne Deutschland aber nicht warten. „Ich bin deshalb | |
| dafür, dass wir die deutsche Luftverkehrsabgabe in einem ersten Schritt | |
| erhöhen. Frankreich geht ja in die gleiche Richtung“, sagte Schulze. „Es | |
| kann nicht sein, dass auf bestimmten Strecken Fliegen weniger kostet als | |
| Bahnfahren.“ | |
| Frankreichs Regierung hatte angekündigt, ab 2020 eine Umweltsteuer auf | |
| Flugtickets zu erheben. Sie soll je nach Art des Tickets zwischen 1,50 und | |
| 18 Euro betragen. Die deutsche Luftverkehrssteuer wird seit 2011 mit Sätzen | |
| von aktuell 7,38 Euro bis 41,49 Euro erhoben. Sie spülte im vergangenen | |
| Jahr knapp 1,2 Milliarden Euro in den Bundeshaushalt. | |
| Schulze geht mit ihren Vorschlägen über das Klimaschutz-Konzept der SPD | |
| hinaus. Dort heißt es zu dem Thema: „Fliegen ist günstig, oftmals zu | |
| günstig. Es kann nicht sein, dass eine Bahnfahrt innerhalb Deutschlands | |
| teurer ist als ein Flug.“ Fliegen müsse einen angemessenen Preis erhalten. | |
| Dafür sei eine angemessene europaweite Bepreisung von Kerosin | |
| beziehungsweise eine europaweite Ticketsteuer nötig. | |
| Das Klimakabinett der Bundesregierung kommt am Donnerstagabend zum dritten | |
| Mal zusammen. Bei den Beratungen der zuständigen Fachminister mit Kanzlerin | |
| Angela Merkel (CDU) im Kanzleramt in Berlin soll es um die bisher | |
| vorgelegten Maßnahmen der Ressorts für mehr Klimaschutz gehen. Deutschland | |
| muss mehr tun, um die Klimaziele 2030 zu erreichen. | |
| „Wirtschaftsweisen“ empfehlen CO2-Preis | |
| Daneben soll ein möglicher CO2-Preis Thema der Beratungen sein, der den | |
| Ausstoß von Treibhausgasen im Verkehr und beim Heizen teurer machen könnte | |
| und in den Mittelpunkt der Debatte gerückt ist. Dazu liegen verschiedene | |
| Modelle auf dem Tisch. Entscheidungen darüber sowie über ein Gesamtpaket | |
| für mehr Klimaschutz sollen aber erst im September fallen. | |
| In der vergangenen Woche hatten die „Wirtschaftsweisen“ der Bundesregierung | |
| empfohlen, einen CO2-Preis für den Ausstoß von Treibhausgasen bei Verkehr | |
| und in Gebäuden einzuführen. Es müsse aber ein sozial ausgewogenes Konzept | |
| geben. Neben den „Wirtschaftsweisen“ hatten zahlreiche andere Institute | |
| Konzepte vorgelegt. | |
| Hintergrund der Debatte ist, dass Deutschland im Klimaschutz zurzeit eigene | |
| und internationale Ziele verfehlt. In der zweiten Septemberhälfte will die | |
| Bundesregierung ein Paket festzurren, dass sicherstellt, dass wenigstens | |
| das Ziel für 2030 – nämlich 55 Prozent weniger Treibhausgase als 1990 – | |
| sicher erreicht wird. Ein CO2-Preis ist dabei nur ein Baustein, könnte nach | |
| Einschätzung vieler Experten aber vor allem im Verkehr und beim Heizen | |
| etwas bewirken. | |
| „Jeder Tag, an dem weiter kostenlos klimaschädliche Gase in die Luft | |
| gepustet werden können, ist ein schlechter Tag für den Schutz von | |
| Bürgerinnen und Bürgern“, sagte die Grünen-Klimapolitikerin Lisa Badum der | |
| Deutschen Presse-Agentur. Das Kabinett habe nun jede erdenkliche Meinung | |
| zur CO2-Bepreisung gehört. „Eines ist in der Debatte in jedem Fall klar | |
| geworden: Ein Preismodell für die klimazerstörende Emissionen muss kommen. | |
| Das ist auch ein deutlicher Erfolg der Klimaproteste in Deutschland und | |
| weltweit.“ | |
| FDP warnt vor nationalen Alleingang | |
| Der Präsident des Deutschen Städtetags, Burkhard Jung, sagte der Neuen | |
| Osnabrücker Zeitung (Donnerstag): „Wir verstehen, dass noch intensiv | |
| erörtert werden muss, wie das passende Modell für einen CO2-Preis aussehen | |
| kann.“ Aber für die Städte sei klar: „Ein Preis auf Kohlendioxid ist ein | |
| notwendiger Ansatz, um diesen Schadstoff zu reduzieren und so die | |
| Klimaziele schneller zu erreichen.“ Soziale Härten müssten dabei mit | |
| geeigneten Maßnahmen abgefedert werden. | |
| Neben einer CO2-Bepreisung über höhere Energiesteuern ist auch eine | |
| Ausweitung des europäischen Emissionshandels auf die Bereiche Verkehr und | |
| Gebäude in der Debatte. Dafür sprechen sich weite Teile der Union aus sowie | |
| die FDP. Der FDP-Klimapolitiker Lukas Köhler warnte vor einem nationalen | |
| Alleingang wie der Einführung einer CO2-Steuer. Diese wäre ein | |
| „gefährliches klimapolitisches Glücksspiel“, meint er. | |
| Der Autofahrerclub ADAC warnte vor einer Mehrbelastung der Verbraucher. | |
| „Eine vorrangige politische Festlegung auf einen zusätzlichen CO2-Preis | |
| ohne leistungsfähige Mobilitätsalternativen führt nicht zum Ziel und könnte | |
| auf gesellschaftliche Akzeptanzprobleme stoßen.“ So müssten alternative | |
| Antriebe günstiger werden und der öffentliche Nahverkehr und die Bahn | |
| ausgebaut werden. | |
| 18 Jul 2019 | |
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