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# taz.de -- „Wann wenn nicht jetzt“ in Bautzen: Bunt in brauner Provinz
> Die linke Konzerttour hat in Bautzen haltgemacht. Die sächsische Stadt
> ist sonst vor allem für ihre Neonazis bekannt.
Bild: „Wann wenn nicht jetzt“ will ein buntes Sachsen
Bautzen taz | Dieter steht mit seinem Fahrrad am Rande des Bautzener
Kornmarkts. Mit einigem Sicherheitsabstand beobachtet er, was da vor ihm
auf der Openair-Bühne vor sich geht. Der Rentner wirkt aufgebracht. „Was
man sich alles in der eigenen Stadt gefallen lassen muss“, schimpft er.
Dass man mit der AfD gleich Nazis wähle, würden die auf der Bühne sagen.
Dabei wählten ja auch manche die Linke und „die richten mehr an als Nazis“,
meint Dieter. Zwei ältere Damen sitzen ihm gegenüber auf einer Bank und
nicken mit dem Kopf.
Es ist Samstagnachmittag, und die Sonne knallt auf den Bautzener Ortskern.
Die sächsische Kreisstadt in der Oberlausitz ist die zweite Station der
„Wann wenn nicht jetzt“-Konzerttour, mit der sich ein Zusammenschluss aus
Linken und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen gegen einen Rechtsruck
vor den anstehenden [1][Landtagswahlen] in Sachsen, Brandenburg und
Thüringen engagiert.
In Bautzen ist das nicht leicht. Die Stadt an der tschechischen Grenze ist
bekannt für Überfälle von Neonazis auf Geflüchtete. Lokale Aktivist*innen
berichten von einer [2][schweigende Mitte], die bei rassistischen
Übergriffen wegsieht und Hetzjagden von Rechtsextremen auf junge
Geflüchtete als Streit unter Jugendlichen abtut.
„Wir sind zwar nicht mehr, aber wir lassen uns nicht einschüchtern“, sagt
Bruno Rössel vom Organisationsteam ins Mikrofon auf der Openair-Bühne.
Trotz allem gibt es auch in Bautzen Menschen wie Andrea, die sich als Patin
für Geflüchtete engagiert. „Die Nazis bilden sich ein, dass sie die
Hegemonie in Bautzen hätten. Es ist wichtig, dem etwas entgegenzustellen“,
sagt sie.
Initiativen haben Infostände aufgebaut, Workshops werden angeboten. Am
Abend rappt unter anderem der Künstler Matondo aus Berlin. „Gerade an Orten
wie hier, wo es so viele Übergriffe auf Geflüchtete gab, ist es wichtig ein
Zeichen zu setzten“, sagt er. Allerdings beteiligen sich nur wenige
Anwohner*innen am Festival, viele Besucher*innen sind eigens
angereist. Die Veranstalter*innen sprechen von 500
Teilnehmer*innen, es wirkt deutlich leerer.
## Ganz friedlich bleibt es dann doch nicht
Ario vom „Unteilbar“-Bündnis, das für den 24. August in Dresden eine
Großdemo plant, ist aus Berlin gekommen, um sich solidarisch mit den
aktiven Bautzener*innen zu zeigen. „Die Politik unterstützt die Menschen
hier nicht, es gibt viel Gegenwind“, sagt er.
Ganz friedlich blieb es am Ende dann doch nicht. Ein Rechtsradikaler soll
einem Besucher ins Gesicht geschlagen haben, berichtet Organisator Dar. Die
Polizei bestätigte eine „Rangelei“ am Rande des Kornmarktes, der Täter ha…
aktiv Widerstand geleistet und dabei einem Polizisten ins Gesicht gefasst,
so dass dessen Sonnenbrille kaputt ging.
Aktivist*innen berichteten zudem von einer Frau, die beim Klimapodium der
Fridays-for-Future-Gruppe das Mikrofon ergriffen habe. Als sie sagte, dass
„wir alle“ doch mal vergessen müssten, dass es den Holocaust gegeben habe,
sei sie direkt unterbrochen worden.
Dennoch sagt Mitorganisator Dar, dass er mit dem Ablauf des Festivals „sehr
zufrieden“ sei, weil es ansonsten keine Übergriffe von Nazis gegeben habe.
Sie hätten sich nicht blicken lassen – „wahrscheinlich weil heute linke und
solidarische Menschen in der Mehrheit waren“.
28 Jul 2019
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Landtagswahlen/!t5281601
[2] /Rassistischer-Angriff-in-Dresden/!5608865
## AUTOREN
Linda Peikert
Alexander Nabert
## TAGS
Schwerpunkt Landtagswahlen
Schwerpunkt Neonazis
Demonstrationen
Rechtsradikalismus
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