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# taz.de -- ÖPNV-Preiserhöhung in Hamburg: SPD sucht Mitreisende
> Debatte über Preiserhöhung im HVV: SPD-Bürgermeister Tschentscher will
> Tarifdeckel, CDU und Linke verlangen Preiswende, Grüne sagen lieber gar
> nichts.
Bild: Hohe Wellen an der HVV-Tariffront: Acht Fährenlinien zählen zum Verkehr…
Hamburg taz | Für hitzige Debatten sorgt die [1][geplante Preiserhöhung im
HVV] zum kommenden Jahr. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) will die
beantragte Anhebung von 2,2 Prozent auf 1,8 Prozent begrenzen und damit auf
die [2][Höhe des allgemeinen Inflationsniveau]s, kündigte er an. Und machte
zugleich ein brisantes Fass auf: „Mit dem Ausbau und der Verbesserung des
Angebotes müssen wir den öffentlichen Nahverkehr in Zukunft stärker aus dem
Haushalt finanzieren.“ Der Vorschlag des HVV wäre der höchste Anstieg in
den vergangenen fünf Jahren.
Damit denkt der Bürgermeister laut darüber nach, den Kostendeckungsgrad im
Verkehrsverbund, also den Einnahmeanteil aus Ticketverkäufen,
perspektivisch zu senken. Entsprechend müsste das somit wachsende Defizit
aus Steuermitteln gedeckt werden.
Derzeit werden die Kosten der 28 Verkehrsunternehmen im HVV
durchschnittlich zu 74 Prozent gedeckt. Den höchsten Kostendeckungsgrad hat
[3][mit gut 90 Prozent] die Hamburger Hochbahn. 2017 musste die Stadt
[4][HVV-Verluste von gut 200 Millionen Euro] ausgleichen – diese Summe
würde nach den Überlegungen des langjährigen Finanzsenators künftig
jährlich steigen.
Das kommt eigentlich den Linken entgegen, die seit Jahren für sinkende
Preise und höhere Steuerfinanzierung eintreten. Im konkreten Fall aber
vermutet die verkehrspolitische Sprecherin der Linken, Heike Sudmann, „ein
billiges Wahlkampfmanöver der SPD“. Schließlich habe der Bürgermeister
bereits im Juni signalisiert, Tariferhöhungen über dem Inflationsausgleich
seien kurz vor der Bürgerschaftswahl im kommenden Februar nicht in seinem
Sinne.
## Mobilitätseuro nach Wiener Vorbild
Nun aber lasse er „den HVV mit einer Rekordforderung antreten und stutzt
darauf das städtische Unternehmen heldenhaft zurecht – für
Sommerloch-Inszenierungen ist der SPD die Verkehrs- und Klimawende gut
genug“, kommentiert Sudmann.
Aber so lasse sich niemand zum Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen
locken: „Eine Preiserhöhung bleibt eine Preiserhöhung. Wer wirklich eine
Verkehrswende schaffen will, muss dafür eine Preiswende hinlegen.“
Erforderlich wäre in erster Linie ein [5][365-Euro-Jahresticket], so
Sudmann – pro Tag ein Mobilitätseuro nach Wiener Vorbild. Damit ließen sich
die Fahrgastzahlen deutlich erhöhen und darüber höhere Einnahmen erzielen.
Dem [6][Sozialverband Deutschland] (SoVD) geht das nicht weit genug. In der
Hansestadt lebten etwa 45.000 Menschen von Grundsicherung, jedeR fünfte
HamburgerIn sei armutsgefährdet, sagt der Hamburger SoVD-Vorsitzende Klaus
Wicher. Vor allem diese Menschen seien auf Busse und Bahnen angewiesen.
Deshalb müsse „für alle Bedürftigen“ der öffentliche Nahverkehr kostenl…
werden, fordert Wicher.
## Lieber Familien entlasten
Ausgerechnet Tschentschers grüner Koalitionspartner meldet sich nur
schüchtern zu Wort. Sich mit Forderungen nach günstigen Preisen gegenseitig
zu übertrumpfen, hält ihr Verkehrspolitiker Martin Bill für falsch.
Einzelne Gruppen, vor allem Familien, zu entlasten, sei sinnvoller, findet
er.
Damit lässt er sich sogar von der traditionellen Autofahrerpartei CDU auf
der Busspur überholen. „Wer den Nahverkehr stärken will, sollte über eine
gezielte Entlastung nachdenken“, sagt ihr Spitzenkandidat für die
Bürgerschaftswahl, Marcus Weinberg. Sein Verkehrspolitiker Dennis Thering
fordert, unisono mit der linken Sudmann, ein 365-Euro-Ticket. Und droht
schon mal eine Blockadehaltung an.
In der nächsten [7][Bürgerschaftssitzung] am 14. August werde die CDU
beantragen, die Erhöhung zu stoppen. Denn Mobilität und Verkehrswende, so
hat jetzt auch Thering erkannt, „sind die wichtigsten Zukunftsthemen
unserer Stadt“.
22 Jul 2019
## LINKS
[1] /!5607432
[2] https://www.inflation-deutschland.de/
[3] https://dialog.hochbahn.de/allgemein/bilanzpressekonferenz-2018-weshalb-ein…
[4] https://www.hochbahn.de/hochbahn/wcm/connect/de/e88fecca-968e-42a1-838a-1ca…
[5] https://www.wienerlinien.at/eportal3/ep/channelView.do/pageTypeId/66526/cha…
[6] https://www.sovd-hh.de/
[7] https://www.hamburgische-buergerschaft.de/termine/
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
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