| # taz.de -- Studie zu Auslöser der Hitzewelle: Hitze wegen Erderhitzung | |
| > Die Rekordtemperaturen sind eine Folge des Klimawandels. Hitzewellen sind | |
| > inzwischen mindestens fünfmal wahrscheinlicher als im Jahr 1900. | |
| Bild: Gegen die Hitze: kaltes, klares Wasser. Eine bedrohte Ressource | |
| Berlin taz | Die momentanen Rekordtemperaturen in weiten Teilen Europas | |
| sind nach einer neuen Studie eine Folge der Erderwärmung. „Jede Hitzewelle | |
| in Europa wird heute durch den menschengemachten Klimawandel | |
| wahrscheinlicher und intensiver gemacht“, lautet das Fazit einer | |
| Untersuchung des World Weather Attribution Projects von Experten aus | |
| Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich. Die momentane Hitze in | |
| Frankreich sei „mindestens fünfmal so wahrscheinlich“ im Vergleich zum Jahr | |
| 1900, als die Atmosphäre noch kaum mit CO2-Emissionen belastet war. | |
| In Frankreich war es im Juni im Schnitt um ganze 4 Grad Celsius wärmer als | |
| normal. In dem Land starben bei einer Hitzewelle 2003 viele Menschen, vor | |
| allem alte. Inzwischen ist Frankreich besser vorbereitet. Trotzdem gab es | |
| im Juni einen neuen Rekord von 45,9 Grad. | |
| Auch in Spanien, der Schweiz, Österreich, Tschechien und Deutschland wurden | |
| Hitzerekorde gebrochen, diese „Blitzstudie“ beschränkt sich nur auf | |
| Frankreich. „Der Trend ist aber auch in den anderen europäischen Ländern | |
| ähnlich“, sagt Friederike Otto von der Universität Oxford, eine der | |
| AutorInnen. „Der Klimawandel findet hier und heute statt. Er ist nicht nur | |
| ein Problem unserer Kinder.“ | |
| Für die Untersuchung haben die Teams nicht Spitzen-, sondern | |
| Durchschnittswerte betrachtet, die bessere Aussagen zulassen. In den | |
| Untersuchungen zeigen sich große Unterschiede zwischen den Messungen und | |
| den Modellen: Während sich nach den Messreihen die Wahrscheinlichkeit für | |
| die Riesenhitze um den Faktor 10 bis 100 erhöht hat, sind die Klimamodelle | |
| nur schlecht geeignet, kleinräumige Abschätzungen zu ergeben. In der | |
| Synthese von Beobachtungen und Modellrechnungen und nach konservativen | |
| Rechnungen kommen die Forscher mindestens auf den Faktor 5, um den die | |
| Chance für solche Hitze zugenommen hat. | |
| Robert Vautard, Experte am Forschungsinstitut CRNS in Frankreich und | |
| ebenfalls Autor der Studie, sagte, die Hitze könne „in der Mitte des | |
| Jahrhunderts zur Norm werden“. Der neue Rekord sei „ein weiterer Schritt in | |
| Richtung Gewissheit, dass die Temperaturen in Frankreich ohne dringende | |
| Klimaschutzmaßnahmen bis zum Ende des Jahrhunderts auf etwa 50°C oder mehr | |
| steigen könnten.“ | |
| Bereits in den Vorjahren hatten die ForscherInnen untersucht, wie viel | |
| Klimawandel in den Hitzewellen des Sommers stecken. Ihre Ergebnisse für den | |
| [1][Sommer 2018 mit seiner extremen Hitze und Dürre:] Die | |
| Wahrscheinlichkeit für solche Hitzewellen sei „heute mehr als zweimal | |
| höher, als wenn der Mensch das Klima nicht verändert hätte“. | |
| ## Deutlicher Fingerabdruck des Klimawandels | |
| Schon nach dem Sommer von 2017 hatten erste Studien ähnliche Ergebnisse | |
| geliefert. In der Zeit, die vor allem im Mittelmeerraum zu | |
| außergewöhnlicher Hitze, Todesfällen und großflächigen Waldbränden gefüh… | |
| hatte, sahen die Experten des „Zuordnungsprojekts“ einen deutlichen | |
| Fingerabdruck des Klimawandels. Eine Hitzewelle wie 2017 „wäre vor einem | |
| Jahrhundert sehr selten gewesen, aber sie ist heute mit einer jährlichen | |
| Chance von 10 Prozent relativ normal“, heißt es. „Mitte des Jahrhunderts | |
| wird eine solche Hitze normales Wetter sein.“ | |
| Wie sehr die Chance auf Hitzesommer mit der globalen Erhitzung steigt, | |
| hatte eine andere Studie bereits 2017 errechnet. Demnach lag die | |
| Wahrscheinlichkeit für einen Hitzesommer bei natürlichen Bedingungen nur | |
| bei 1 Prozent. Unter den Bedingungen von heute – etwa 1,1 Grad globaler | |
| Erwärmung – ist die Chance schon auf 25 Prozent gestiegen. Heizt sich die | |
| Erde auf 1,5 Grad auf, steigt sie auf 42 Prozent, bei 2 Grad sogar auf 59 | |
| Prozent. Und nach den momentanen Trends bei Emissionen bewegt sich die Erde | |
| auf mindestens 3 Grad Erwärmung bis 2100 zu. | |
| 3 Jul 2019 | |
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| [1] /Duerre-in-Norddeutschland/!5520832 | |
| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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