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# taz.de -- Claus Friese über Kreuzfahrten: Wahnsinn Kreuzfahrt
> Kreuzfahrtschiffe sind große Umweltverschmutzer, weshalb Sinnan Reisen
> sie nun endgültig aus dem Programm streicht.
Bild: „Die Luft wird verunreinigt, ökologische Systeme werden angegriffen, d…
taz: Herr Friese, Sie bezeichnen Kreuzfahrten als Wahnsinn und haben sie
aus dem Programm von Sinnan Reisen genommen. Warum so harsch?
Claus Friese: Wir kriegen seit 22 Jahren hervorragendes Feedback von
unseren Kunden. Der mäkelnde Teil war von Einzelnen oder den Gruppen, die
sich auf Kreuzfahrten befanden.
Sie machen im Kerngeschäft Brasilien Reisen, kaum Kreuzfahrten.
Ja, Kreuzfahrten lagen um die 5 Prozent. Wir haben Gäste vermittelt an
Cruises Nordamerika oder Reisegruppen in Brasilien an den Küsten abgeholt.
Und kein Traumschifffeeling?
Das passt nicht zu uns. Sicherlich hat die Tourismusindustrie diese
Fernsehserie erfunden. TUI Cruises baut ein Schiff nach dem anderen.
Und in Werften in Rostock und Wismar freut man sich.
Ja, aber die Luft wird verunreinigt, ökologische Systeme werden
angegriffen, die Einheimischen überrannt, auch mit den Luxuskreuzfahrten
auf dem Amazonas. Wenn man sich auf so einem Schlachtschiff befindet, ist
man auf einem Zerstörer.
Die Kreuzfahrtindustrie wirbt mit nachhaltigen Schiffen. Die „Aida Nova“
ist mit Flüssiggas unterwegs und landet auf Platz eins des diesjährigen
Nabu-Kreuzfahrtrankings.
Und alle anderen – fast 80 Modelle dieser Sorte – fahren weiterhin mit
Schweröl. Es ist kein einziges Schiffsmodell jemals mit dem Ziel
Nachhaltigkeit entworfen worden. Es geht einzig darum, Geld zu machen nach
der Strategie „Gewinne werden privatisiert, Schäden werden verteilt auf
Klima, Umwelt und Gesundheit“. Das Gerede von der Nachhaltigkeit ist
Heuchelei, eine Reaktion auf scharfe Kritik an den Schiffen.
Wer eine Woche auf einem Schiff unterwegs ist, verursacht, so Atmosfair,
1.500 Kilogramm Kohlendioxid. Das „klimaverträgliche Jahresbudget“ liegt
bei 2.300 Kilogramm. Da bleibt nach einer Kreuzfahrt keine Fernreise nach
Brasilien übrig.
Wir werden schon jetzt neue Maßstäbe ans Reisen anlegen müssen. Vielleicht
so: „Ich reise nur einmal oder zweimal im Leben nach Brasilien.“
Die Statistiken erzählen das Gegenteil: Nicht nur die Kreuzfahrtindustrie
wächst enorm.
Es ist eine bequeme Art, wegzukommen. Man bekommt alles serviert und fühlt
sich wie ein kleiner König der Welt. Der Tourist, der das macht, will
nichts erkunden. Er ist abgeschirmt von der Realität. Du kannst den
Amazonas hochfahren, und es ist, als ob eine Plastikscheibe wäre zwischen
dir und dem vorbeiziehenden Land. Da gibt es keinerlei Berührung, die
wehtut, auch keinen Kontakt.
Ist diese Art Kulissenschieberei nicht ein Synonym für Tourismus?
Der Tourismus schafft sich selbst ab, wenn ihm solche Flaggschiffe
vorausfahren. Das Kreuzfahrtschiff fährt im Grunde nur im Kreis. Wie ein
Kinderkarussell. Es hat kein Ziel, keinen Grund, zu fahren, außer dass
Leute ihre Lust und ihre Launen befriedigen können.
Was wollen Sie mit Ihrem Kreuzfahrtstopp erreichen?
Provozieren, zu Gesprächen über Reisen anregen.
26 May 2019
## AUTOREN
Edith Kresta
## TAGS
Kreuzfahrt
Umweltschutz
Reisen
Klima
Schwerpunkt Klimawandel
Kreuzfahrt
Protest
Kreuzfahrt
Schwerpunkt Klimaproteste
Kreuzfahrt
Kreuzfahrt
Tourismus
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