# taz.de -- Kommentar Tübinger OB Boris Palmer: Shitstorm gewollt – und beko… | |
> Der neueste Ausfall des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer zu einem | |
> PR-Foto der Bahn zeigt: Es geht um Verteilungsfragen. | |
Bild: Welche Gesellschaft soll dieser Mann abbilden? | |
Mal wieder [1][Boris Palmer]. „Welche Gesellschaft soll das abbilden?“, | |
fragte er zu einem PR-Foto der Bahn, das vor allem eins zeigte: Menschen in | |
der Bahn. Einige von ihnen prominent, wie Starkoch Nelson Müller, | |
Moderatorin Nazan Eckes oder Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg. Was Palmer | |
daran offenbar „nicht nachvollziehbar“ findet: Abgebildet sind vor allem | |
People of Color. Die einzige weiße Person, Rosberg, hat | |
Migrationshintergrund. | |
Den Shitstorm hat Palmer gewollt, und er hat ihn bekommen. Soll man über | |
sein „Stöckchen springen?“, fragen viele. Die Antwort ist: Nein. Doch an | |
diesem Beispiel zeigt sich eins ganz deutlich: Es geht um | |
Verteilungsfragen. | |
Menschen wie Boris Palmer – wir kennen sie zur Genüge. Mittelalt, weiß, | |
Männer. Seit je dominieren sie nicht nur Politik und Wirtschaft, sondern | |
auch Medien und Werbung. Sie sind, vollkommen unabhängig von realen | |
Begebenheiten, das vorprogrammierte Gesicht unserer Gesellschaft. | |
Dass sich das endlich ändert, ist gut. Es bedeutet aber auch, dass | |
diejenigen, denen die prominenten Plätze immer ganz selbstverständlich | |
zugefallen sind, nun mit anderen konkurrieren müssen. Mit denen, die viel | |
zu lange nicht vorgekommen sind. | |
Ja, auf dem Werbefoto der Bahn sieht niemand aus wie Boris Palmer. Oder wie | |
die vielen anderen Menschen, denen es missfällt, wenn sie selbst und | |
ihresgleichen nicht mehr das Maß aller Dinge sind. Solange die Abgebildeten | |
in Film und Werbung ihnen ähnelten, war für viele die Welt in bester | |
Ordnung. Seit lange unsichtbar gemachte Gruppen ihren Platz einfordern, | |
heißt es empört: Was ist mit der Proportionalität? Die Debatte, die Palmer | |
da führen will; sie hat einen Namen. Und der lautet: Rassismus. | |
Die Grünen täten gut daran, [2][das Verhalten ihres Parteikollegen] als | |
solches zu benennen, statt nur die Werbung der Deutschen Bahn zu begrüßen, | |
wie Geschäftsführer Michael Kellner es getan hat. Im zweiten Schritt sollte | |
die Partei endlich ernsthaft darüber nachdenken, ob Rassismus in ihren | |
Reihen einen Platz hat oder nicht. | |
24 Apr 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Kolumne-Die-eine-Frage/!5572850 | |
[2] /Boris-Palmer-ueber-Fluechtlingspolitik/!5432230 | |
## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
## TAGS | |
Boris Palmer | |
Deutsche Bahn | |
Diversität | |
Boris Palmer | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Schwerpunkt Rassismus | |
Flüchtlinge | |
Boris Palmer | |
Grüne | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Debatte um grüne Politik: Empörung und Reflexe | |
In Berlin stellt FDP-Chef Christian Lindner das neue Buch des Tübinger OB | |
Boris Palmer vor. Darin geht es auch um Identitätsfragen. | |
Baerbock und Habeck über Palmer: Rassismus wartet nicht vor der Tür | |
Die Vorsitzenden der Grünen empfehlen Boris Palmer, die „Tür zum | |
rassistischen Weltbild“ schnell wieder zu schließen. Wenn es denn so | |
einfach wäre. | |
Kolumne Macht: Rassistisch, scheinheilig, Palmer | |
Wieder einmal äußert sich der Grünen-Politiker Boris Palmer rassistisch. | |
Unsere Autorin verletzt das. Deshalb will sie dieses Mal nicht schweigen. | |
Frauenfeindlichkeit unter Flüchtlingen: Grüne streiten über Machos | |
Zwei Grünen-Abgeordnete fordern „ehrliche Debatte“ der Partei über | |
frauenfeindliche Flüchtlinge. Chefin Baerbock widerspricht. | |
Wohnraum schaffen in Tübingen: Palmer zettelt eine „Revolution“ an | |
Der Grünen-Politiker fordert 450 Grundstücksbesitzer in Tübingen auf, | |
Wohnungen zu bauen. Andernfalls drohten ihnen Enteignungen. | |
Kolumne Die eine Frage: Irre | |
Nicht Trump, Putin oder Erdoğan wird zum Gegner erkoren. Die Berliner | |
Grünen haben einen Boris-Palmer-Komplex. Woher kommt der? |