# taz.de -- Naturschutz siegt vor Gericht: Wald statt Wohnungen | |
> Das Vorhaben, in Wohldorf-Ohlstedt eine Siedlung zu bauen, ist | |
> gescheitert. Die Wohnungen wären zu nah am europäischen Naturschutzgebiet | |
> Wohldorfer Wald. | |
Bild: Muss pfleglich behandelt werden, findet das Oberverwaltungsgericht : der … | |
Hamburg taz | Das Hanseatische Oberverwaltungsgericht hat die geplante | |
Wohnsiedlung am Rande des Wohldorfer Waldes gestoppt. Das Gericht stellte | |
die generelle Eignung der betroffenen Freiflächen in Frage: Die Planziele | |
rechtfertigten es nicht, die Lebensräume geschützter Arten wie Fledermäuse | |
und Fischotter zu opfern, lautet der Tenor des Urteils (OVG Hamburg, | |
2E8/17.N). | |
Der für unwirksam erklärte „B-Plan“ Wohldorf Ohlstedt 13 sah insgesamt 188 | |
Wohnungen in unmittelbarer Nähe zum Europäischen Vogelschutz- und | |
gemeldeten Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet „Wohldorfer Wald“ vor. Dabei | |
wurden die Belange der Natur nach Ansicht des Vereins | |
Wohldorfer-Wald-Hilfsfonds nicht ausreichend berücksichtigt. Zudem seien | |
notwendige Artenschutzgutachten nicht erstellt worden. | |
Das sah das Gericht auch so und erklärte den umstrittenen Bebauungsplan für | |
unwirksam. Das Urteil sieht keine Revision vor, die Stadt Hamburg kann aber | |
eine Nichtzulassungsbeschwerde einreichen. | |
„Das Urteil zu Wohldorf-Ohlstedt 13 ist höchst erfreulich“, sagt Manfred | |
Braasch, Landesgeschäftsführer des Umweltverbandes BUND. „Der Bebauungsplan | |
ist unwirksam, damit bleibt die Fläche bis auf Weiteres geschützt.“ | |
Hintergrund des Prozesses ist ein jahrzehntelanger Konflikt zwischen der | |
Stadt und NaturschützerInnen. Trotz eines erfolgreichen Bürgerbegehrens im | |
Bezirk Wandsbek verabschiedete der Senat den umstrittenen Bebauungsplan | |
Wohldorf-Ohlstedt 13. Daraufhin klagten 2008 der BUND, der Verein | |
Wohldorfer-Wald-Hilfsfonds sowie eine Privatperson. | |
2011 einigten sich die OhlstedterInnen und die damalige SPD-Regierung auf | |
ein politisches Moratorium, um dem Senat Zeit für eine Überarbeitung des | |
Bebauungsplans zu geben, die den Naturschutz stärker berücksichtigen | |
sollte. Während dieser Zeit ruhte auch die Klage der Beteiligten. 2015 | |
verlängerte der rot-grüne Senat das Moratorium für eine weitere | |
Legislaturperiode. | |
Der Senat nahm die zugesagte Überarbeitung jedoch nie vor und ließ das | |
Moratorium zum Ende des Jahres 2020 auslaufen. Zudem kündigte er an, mit | |
den Bauarbeiten zu beginnen, sodass der Hilfsfonds seine Klage wieder | |
aufnahm. | |
Anders der Mitkläger BUND: Dieser ließ sein Verfahren weiterhin ruhen, um | |
sich eine Handlungsoption zu sichern. Wäre der Hilfsfonds vor Gericht | |
gescheitert, hätte der BUND eigenständig klagen können, erläutert Braasch. | |
## Neuer Anlauf befürchtet | |
Die Wiederaufnahme der Klage 2017 war, wie Michael Schütt, Vorstand des | |
Wohldorfer-Wald-Hilfsfonds, sagt, „eine Art Notwehrsituation“. Diverse | |
Verhandlungsangebote an die Stadt seien abgeschmettert worden. „Hätte man | |
die Bebauung weiter weg vom Wohldorfer Wald gehalten, hätte man Achsen als | |
Wanderwege für die Tiere freigehalten und eine Grundlage für eine | |
Diskussion gehabt“, sagt Schütt. | |
Für ihn gibt es weitere wichtige Gründe gegen die Gültigkeit des | |
Bebauungsplans, die vom Gericht aber gar nicht aufgegriffen wurden: „Die | |
Bodenbeschaffenheit dieser Freiflächen legt nahe, dass die | |
Niederschlagsmengen nicht versickern können und in den Wohldorfer Wald | |
fließen.“ | |
Der Bebauungsplan sei jetzt zwar tot, er fürchte allerdings einen neuen | |
Anlauf der Stadt. Der Verein sieht sich für einen weiteren Streit | |
gewappnet: „Der Wohldorfer Wald ist das artenreichste Naturschutzgebiet | |
Hamburgs und stellt zusammen mit dem Duvenstedter Brook und dem Rodenbeker | |
Quellental ein einzigartiges Biotop-Netz dar“, meint Schütt. | |
24 Apr 2019 | |
## AUTOREN | |
Katharina Gebauer | |
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