| # taz.de -- Stadtentwicklung vs. Naturschutz: Ein Drittel bleibt Grün | |
| > Hamburgs rot-grüne Koalition hat mit Naturschützern einen Vertrag | |
| > geschlossen, der Stadtentwicklung und Natur unter einen Hut bringen soll. | |
| Bild: Im Naturschutzgebiet Heuckenlock in Wilhelmsburg wird nicht gebaut | |
| Hamburg taz | Vor lauter Wohnungsbau und Gewerbedynamik könnte Hamburg | |
| seinen Charakter als grüne Stadt verlieren – dieser Sorge begegnet eine | |
| Vereinbarung, die die rot-grüne Regierungskoalition am Mittwoch im Rathaus | |
| vorgestellt hat. Rot-Grün hat sich mit der Volksinitiative „Hamburgs Grün | |
| erhalten“ geeinigt und damit einen Volksentscheid abgewendet: 30 Prozent | |
| der Landesfläche sollen jetzt auf Basis konkreter Vereinbarungen für die | |
| Natur geschützt werden. | |
| Um das zu erreichen, wird der Senat analog zum Vertrag für das Wohnen einen | |
| Vertrag für das Stadtgrün schließen. „Alle städtischen Dienststellen und | |
| Betriebe werden verpflichtet, danach zu handeln“, sagte SPD-Fraktionschef | |
| Dirk Kienscherf. Dementsprechend wird es als Gegenstück zum Koordinator für | |
| den Wohnungsbau auch einen Koordinator für das Stadtgrün geben. | |
| Die vom Naturschutzbund (Nabu) getragene Volksinitiative hatte binnen | |
| weniger Monate 23.000 Unterschriften gesammelt; 10.000 wären für die | |
| Einleitung eines Volksbegehrens notwendig gewesen. „Wir wollen nicht weiter | |
| zusehen, wie Fläche um Fläche immer mehr Grün für gewinnorientierte | |
| Bauprojekte geopfert wird“, hatte der Nabu-Landesvorsitzende Alexander | |
| Porsche bei der Übergabe der Unterschriften im Mai 2018 gesagt. | |
| Ergebnis der Verhandlungen sind konkrete Ziele und Mechanismen, die | |
| verhindern sollen, dass wichtige Grünflächen verschwinden. Dazu gehört, | |
| dass der Flächenanteil der Naturschutzgebiete von 9,4 auf zehn Prozent der | |
| Landesfläche vergrößert werden soll und der des Biotopverbundes auf 23,2 | |
| Prozent – das Hamburger Naturschutzgesetz schreibt 15 Prozent vor. | |
| Die 30 Prozent Grün, die erhalten bleiben sollen, setzen sich aus Natur- | |
| und Landschaftsschutzgebieten sowie weiteren Flächen des Biotopverbundes | |
| zusammen. Die Bebauung von Naturschutzgebieten bleibt tabu. Im Gegenteil: | |
| Mindestens die Hälfte davon soll in den nächsten zehn Jahren aufgewertet | |
| werden. | |
| Für wegweisend halten Senat und Initiative, dass innerhalb des zweiten | |
| grünen Rings jede Bebauung in der Nähe flächengetreu ausgeglichen werden | |
| muss. Der zweite Ring zieht sich vom Jenischpark über den Friedhof | |
| Ohlsdorf, den Öjendorfer Park, die Boberger Niederung und den Harburger | |
| Stadtpark bis zum Rüschpark in Finkenwerder. Heute schafft es der Senat | |
| nicht einmal alle Bauprojekt überhaupt auf dem Stadtgebiet auszugleichen, | |
| geschweige den flächenmäßig. | |
| Um das zu schaffen, will sich der Senat ein Vorkaufsrecht für Grundstücke | |
| in Landschaftsschutzgebieten sichern. Bezirke will er verpflichten, Bedarf | |
| für Ausgleichsflächen für Bauvorhaben dem Sondervermögen Naturschutz und | |
| Landschaftspflege zu melden. Das soll verhindern, dass die Umsetzung bei | |
| den Bezirken auf ewig verschoben wird. | |
| Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) versicherte, diese Vorgaben seien | |
| mit dem Plan, 10.000 neue Wohnungen im Jahr zu bauen und ausreichend | |
| Gewerbeflächen bereitzustellen, vereinbar. „Wir haben keine leichtfertige | |
| Zusage gemacht“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und verwies | |
| auf eine Flächenanalyse, an der viele Behörden beteiligt gewesen seien. | |
| 25 Apr 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Gernot Knödler | |
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