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# taz.de -- Anleitung zum Saubermachen: „Aufräumen, bevor man putzt“
> Der Frühjahrsputz steht an. Viele kapitulieren schon beim Staubwischen.
> Eine Reinigungsfachfrau gibt Profitipps, wie man seine Wohnung richtig
> putzt.
Bild: Putzuntensilien warten auf den Einsatz
taz: Frau Holste, wie hält man eine Wohnung übers Jahr so sauber, dass man
im Frühjahr nicht denkt: abschließen und neu kaufen?
Susan Holste: Jede Woche Bad und Küche putzen. Nicht nur Toilette, Dusche,
Badewanne, sondern auch mal in den Abfluss schauen, da passieren lustige
Sachen: Haare, Hautschuppen und Seifenreste bilden innerhalb von Tagen ein
Sumpfgebiet.
Abfluss reinigen ist so eklig.
Nicht, wenn man es regelmäßig macht. In der Dusche muss man auch das Wasser
immer von den Wänden abziehen, sonst entsteht dort schnell eine
Tropfsteinhöhle, besonders bei kalkhaltigem Wasser.
Was gehört zu einem gründlichen Frühjahrsputz?
Aufräumen, bevor man putzt: den Adventskranz endlich rausschmeißen,
Zeitungen, Deko und Tischdecken ausmisten, sonst macht das Putzen keinen
Spaß.
Und dann?
Die Fenster. Alle Frauen, die bei uns arbeiten, haben zehn unterschiedliche
Tipps, was dabei gut gegen Schlieren hilft. Ich nehme einen Eimer Wasser
mit nur einem halben Tropfen Geschirrspüler, sonst schmiert es. Gegen
fleckige Fenster hilft auch ein Schuss Spiritus. Zum Abtrocknen schwören
einige auf zusammengeknüllte Zeitungen, ich bevorzuge ein Baumwolltuch.
Was gehört noch dazu?
Die Fensterrahmen macht man sonst nie. Der Kunststoff bekommt einen dunklen
Film von der Heizungsluft. Wenn die Rahmen selten geputzt werden, nehme ich
Scheuermilch, die ist wie ein Peeling mit ein bisschen Chlor. Auch die
Heizungskörper gehören zum Frühjahrsputz. In den Zwischenräumen ist alles
voller Spinnenweben. Ich lege ein feuchtes Handtuch darunter, puste dann
mit dem Staubsauger kräftig durch und der aufgewirbelte Staub landet auf
dem Handtuch. Auch wichtig: Gardinen waschen, aber nur bei 30 Grad, sonst
schrumpfen sie.
Ich vergesse immer die Fußleisten.
Die sind ja auch undankbar, man muss sie auf allen Vieren machen. Sollte
trotzdem monatlich gemacht werden, sonst lagert sich eine Staubschicht nach
der nächsten.
Welche Grundausrüstung braucht man?
Auf jeden Fall Antikalk. Den gibt es im Drogeriemarkt, der ätzt aber und
riecht stark. Stattdessen kann man auch einfach Wasser zwei zu eins mit
Essig mischen oder Zitronensäure nehmen, womit man auch den Wasserkocher
entkalkt. Spülmittel ersetzt ganz viele Mittel, es ist ein Allesreiniger.
Natron oder Waschsoda sind gute Fettlöser, die gibt es in der Drogerie.
Einfach in Wasser auflösen und die Fliesen um den Kochbereich damit
wischen.
Was machen die meisten falsch beim Putzen?
Man kann nichts falsch machen, außer nichts zu machen. Und vielleicht
falsche Mittel für die falschen Oberflächen nehmen. Putzt man zum Beispiel
mit Chlorreiniger eine feine Emaillebadewanne, wird sie stumpf.
Erst saugen, dann wischen?
Erst die Möbel abwischen, dabei kann alles auf die Erde fliegen, dann den
Boden saugen und dann wischen. Mit Übung kommt der Mopp auch in die Ecken,
ansonsten mit dem Lappen hinterher. Aber gut gesaugt ist halb gewischt.
Wie kriegt man Tierhaare weg?
Ein guter Staubsauger ist das Wichtigste. Es gibt bestimmte Aufsätze für
Tierhaare, damit kann man auch das Sofa absaugen. In der Waschmaschine
sammeln sich die Haare zu kleinen Knoten, deswegen sollten Hundedecken
immer separat gewaschen werden, über 40 Grad und ohne parfümiertes
Waschmittel.
Was macht mehr Dreck – Kinder oder Hunde?
Beide. Bei Hunden sind es die Haare oder die Kleintiere, die sie
mitbringen. Bei Kindern kann es nach dem Essen richtig katastrophal
aussehen, und ihre fettigen Hände patschen dann überall an die Türen und
Spiegel.
In welchen Ecken liegt seit Jahren der gleiche Staub?
Auf allem, was nicht in Sichthöhe ist. Schränke, Gardinenstangen, Rahmen
über den Türen. Man erschreckt sich, was da alles runterkommt. Wann haben
Sie das letzte Mal auf ihren Küchenschrank geguckt?
Lange her.
Machen Sie das mal, es ist wie Kleber dort oben. Zu dem ganzen Staub kommt
noch das ganze Fett vom Braten dazu. Ein Oma-Tipp ist: Die Schränke oben
mit Zeitungspapier auslegen. Oder mit den ausgemisteten Zeitschriften. Die
werden dann einfach nach einer Weile weggeschmissen, und man spart sich das
Schrubben.
Woraus basteln Sie Putzlappen?
Aus allem, was aus Baumwolle ist, also T-Shirts oder Handtücher. Jemand hat
uns Haushaltshilfen mal zum Putzen eine Jogginghose hingelegt – das ging
gar nicht. Zu dick, innen angeraut, und bitte vorher wenigstens
zerschneiden.
Wie oft schmeißen Sie Ihren Spülschwamm weg?
Der fliegt bei mir einmal im Monat raus.
Haben Sie den ultimativen Tipp für Putzmuffel?
Ich stelle mir manchmal meinen Sohn vor, der gar nicht immer sieht, was
schmutzig ist. Man macht sich am besten einen Plan: Montag bis Freitag eine
kleine Aufgabe pro Tag.
Jeden Wochentag?
Das wird wie Zähneputzen oder Jacke anziehen, bevor man rausgeht. Wenn man
jeden Mittwoch den Müll rausbringt, verliert man nicht den ganzen Samstag
mit einer riesigen Grundreinigung, das macht wirklich schlechte Laune. Und
wenn man zu zweit ist, ganz wichtig: Die Arbeit aufteilen.
Wie sieht es eigentlich bei Ihnen zu Hause aus?
Früher war es klinisch sauber. Wahrscheinlich, weil meine Eltern super
chaotisch waren. Mittlerweile putze ich nicht mehr am Wochenende. Es ist
sauber, aber nicht mehr steril.
4 Apr 2019
## AUTOREN
Jolinde Hüchtker
## TAGS
Putzen
Aufräumen
Kolumne Vorschlaghammer
Upcycling
Basteln
Lesestück Recherche und Reportage
Beziehung
Hartz IV
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