# taz.de -- Proteste gegen Uploadfilter: Demos vor Straßburger Entscheidung | |
> Am Dienstag stimmt das EU-Parlament über das neue Urheberrecht fürs | |
> Internet ab. Europaweit gehen Kritiker*innen dagegen auf die Straße. | |
Bild: Artikel 13 des neuen EU-Urheberrechts: Plattformen sollen für Urheberrec… | |
Köln taz | Das Tauziehen um die umstrittene geplante EU-Reform nähert sich | |
dem Ende: In der kommenden Woche, am 26. März, soll [1][das EU-Parlament | |
über das neue Urheber*innenrecht abstimmen.] An diesem Samstag, dem 23. | |
März, wollen Menschen deshalb europaweit auf die Straßen gehen: in der | |
Hoffnung, dass ihr Protest das Parlament dazu bewegt, die Reform | |
abzulehnen. | |
Die EU-Reform soll das Urheber*innenrecht modernisieren. Zuletzt wurde das | |
2001 aktualisiert – vor dem Siegeszug von Youtube, Facebook und Twitter. | |
Dass eine Reform dringend nötig ist, verneinen auch die Kritiker*innen | |
nicht: Immer wieder bekräftigen Demonstrierende und Organisator*innen, sie | |
seien für besseren Schutz von Urheber*innen und für eine Reform. Nur eben | |
nicht diese. | |
Die Reform soll die Position von Verlagen, Musiklabeln und | |
Verwertungsgesellschaften gegenüber Internetgiganten wie Youtube und | |
Facebook stärken. Dafür ist die Reform gedacht. Ein Nachteil ist, dass die | |
Reform Urheber*innen mit mittleren und kleinen Einkünften nicht nur wenig | |
nützt, sondern ihnen teilweise Einnahmen wegnimmt und etwa auf Verlage | |
verteilt. Und das, obwohl ein Hauptargument der Befürworter*innen ist, man | |
wolle vor allem die Urheber*innen stärken. | |
[2][Im Mittelpunkt der Kritik stehen Upload-Filter.] Mit ihnen können etwa | |
Plattformen beim Hochladen von Daten prüfen, ob Bilder, Videos oder Musik | |
urheberrechtlich geschützt sind. Damit zusammen hängt die Frage: Wer haftet | |
für rechtswidrig hochgeladene Inhalte? Aktuell haftet, wer hochlädt. Die | |
Reform sieht vor, auch Plattformen selbst für Verletzungen des | |
Urheber*innenrechts in Haftung zu nehmen: Sie sollen Lizenzvereinbarungen | |
mit allen Rechteinhaber*innen abschließen, was in der Praxis unmöglich ist, | |
weil beispielsweise jeder an jedem selbst geschossenen Foto Rechte hat. | |
## Kritiker*innen fürchten Zensur | |
Plattformen sollen dafür sorgen, dass geschützte Inhalte gar nicht erst | |
veröffentlicht werden. Das ist nur möglich durch den Einsatz eines | |
Upload-Filters, der etwa ein Video oder Foto vor dem Hochladen prüft. Dass | |
es keine Datenbank gibt, in der alle geschützten Werke zum Abgleich bereit | |
stehen, ist ein Punkt der Kritiker*innen. Einige sehen im Upload-Filter die | |
Anfänge einer Infrastruktur, die sich für Zensur eignen würde. | |
Axel Voss (CDU) ist als Berichterstatter des EU-Parlaments der | |
verantwortliche Verhandlungsführer für die Reform. Er befürwortet sie nach | |
wie vor, und pocht darauf, sie würde kleine Urheber*innen stärken. | |
Kritiker*innen widersprechen. Der Konflikt entspinnt sich als medialer | |
Kampf um Faktenhoheit: Beide Seiten werfen einander vor, die Wahrheit zu | |
verdrehen oder die Materie nicht zu verstehen. Beide beteuern beste | |
Absichten. | |
Die eine Seite hat Lobbyist*innen vor Ort, die in direktem Kontakt zu | |
Abgeordneten stehen. Sie hat die Unterstützung großer Verlage und auch von | |
Zeitungen wie der FAZ, die den Text eines Lobbyisten veröffentlichte, ohne | |
ihn als solchen zu kennzeichnen und ohne falsche Fakten zu korrigieren. | |
Hinzu kommen Künstler*innen mit großen Namen wie Ed Sheeran und James | |
Blunt. | |
## Proteste in mehr als 40 deutschen Städten | |
Auf der anderen Seite stehen tausende Menschen auf der Straße und viele | |
kleine und große Youtuber*innen, Blogger*innen und Künstler*innen, die | |
mobilisieren. Sie werden von vielen Organisationen und Personen | |
unterstützt: Die Bandbreite reicht vom Deutschen Bibliotheksverband | |
[3][über Wikipedia] bis zur Porno-Plattform Pornhub und dem | |
Bundesdatenschutzbeauftragten. Auch die SPD, die der Reform erst zugestimmt | |
hatte, äußert sich inzwischen vermehrt kritisch. Aus den Reihen der CDU | |
kommt vereinzelt die Forderung, die Reform so nicht zu unterstützen. | |
Nachdem die Kommission und der Europäische Rat zugestimmt haben, steht | |
jetzt die Abstimmung der 751 Abgeordneten des EU-Parlaments an. An sie | |
richten sich die Lobbyverbände und die Proteste in vielen europäischen | |
Städten am 23. März: Paris, Lissabon, Warschau, Zürich, Amsterdam, | |
Luxemburg, Glasgow, Stockholm, Helsinki, Tallinn, Ljubljana. Das Land mit | |
den meisten Demos ist mit Abstand Deutschland. Hier protestieren | |
Kritiker*innen an über 40 Orten, vor Polen mit aktuell elf. Wie die | |
Abstimmung am 26. März ausgeht, ist offen. Eine Folge der Proteste ist aber | |
absehbar, egal, wie die Sache ausgeht: Bei der Europawahl im Mai dürfte die | |
Wahlbeteiligung in Deutschland laut Umfragen erheblich höher liegen als | |
2014. | |
22 Mar 2019 | |
## LINKS | |
[1] /EU-Urheberrechtsreform-und-Protest/!5582369 | |
[2] /Artikel-13-Demo-in-Koeln/!5579176 | |
[3] /Artikel-13-Demo-in-Koeln/!5579176 | |
## AUTOREN | |
Anett Selle | |
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