| # taz.de -- Livestream von der Demo in Köln: Protest gegen neues EU-Urheberrec… | |
| > Das Europaparlament will am Dienstag über die Reform des Urheberrechts | |
| > entscheiden. Kritiker fürchten Zensur – und machen in vielen Städten | |
| > mobil. | |
| Bild: Unter dem Motto „Rette Dein Internet“ wurde in Stuttgart demonstriert | |
| Berlin dpa/epd | Aus Protest gegen die geplante [1][Reform des | |
| Urheberrechts] sind in Deutschland zehntausende Menschen auf die Straße | |
| gegangen. Auch in anderen europäischen Ländern gab es Demonstrationen. Drei | |
| Tage vor der Abstimmung im Europaparlament verlangen sie vor allem die | |
| Streichung des Artikels 13. Danach sollen Plattformen wie YouTube künftig | |
| stärker in die Pflicht genommen werden. Sie sollen in Zukunft bereits beim | |
| Hochladen überprüfen, ob Inhalte urheberrechtlich geschütztes Material | |
| enthalten. Kritiker befürchten, dass dies nur über automatisierte Filter | |
| möglich ist, was einer Zensur gleichen könnte. | |
| In Berlin versammelten sich nach Angaben der Polizei mehr als 10.000 | |
| Teilnehmer auf dem Potsdamer Platz zu einem Protestzug zum Brandenburger | |
| Tor. In München gingen 40.000 Menschen auf die Straße, in Köln waren es | |
| nach Angaben der Veranstalter etwa 6.000. Von dort berichtete | |
| taz-Reporterin Anett Selle [2][im Livestream.] | |
| Unterstützung bekamen die Demonstranten von SPD, Grünen, Linken und FDP. | |
| Die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Katarina Barley, rief die | |
| Union bei einem Parteikonvent in Berlin dazu auf, die Regelung im | |
| Europaparlament zu verhindern: „Wir halten Uploadfilter für den falschen | |
| Weg.“ | |
| Deutschland hatte der Reform auf europäischer Ebene mit Einverständnis von | |
| Justizministerin Barley zugestimmt. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil | |
| sagte zuletzt: „Frau Barley hat ihre Position immer deutlich gemacht, aber | |
| natürlich ist klar, dass man in einer Kabinettsdisziplin ist, dass auch die | |
| Bundeskanzlerin Druck gemacht hat, dass Artikel 13 kommt.“ | |
| ## Urheber an der Wertschöpfung beteiligen | |
| Die Grünen halten neue Verhandlungen für einen möglichen Ausweg. Urheber | |
| müssten an der Wertschöpfung ihrer Werke in der digitalen Welt angemessen | |
| beteiligt werden, aber dabei dürften keine Hürden für freien | |
| Meinungsaustausch und Informationsfluss entstehen, sagte Fraktionschef | |
| Anton Hofreiter der Deutschen Presse-Agentur. „So lange diese Ziele nicht | |
| miteinander vereinbart werden, ist diese Richtlinie ein echter Rückschritt | |
| und sollte abgelehnt und zur Not neu verhandelt werden.“ | |
| Der FDP-Politiker Jimmy Schulz warnte: „Uploadfilter wären der Grundstein | |
| für eine europaweite Zensurinfrastruktur und würden die Meinungsfreiheit | |
| einschränken.“ Linken-Chef Bernd Riexinger twitterte: „Die geplanten | |
| Uploadfilter nützen nur den Großkonzernen. Ohne massiven Druck vieler | |
| Menschen wird diese Bundesregierung an ihrer Zustimmung gar nichts ändern.“ | |
| Am Dienstag soll das Europaparlament über die Copyright-Reform abstimmen. | |
| Sie soll das veraltete Urheberrecht in der EU an das Internet-Zeitalter | |
| anpassen. Unterhändler des EU-Parlaments und der EU-Staaten hatten sich | |
| Mitte Februar auf einen Kompromiss verständigt. Er sieht unter anderem ein | |
| Leistungsschutzrecht für Presseverlage sowie – in Artikel 13, der in der | |
| aktuellen Version des Gesetzestextes nun der Artikel 17 ist – deutlich mehr | |
| Pflichten zum Urheberrechtsschutz für Plattformen wie YouTube vor. | |
| Kritiker fürchten, dass Plattformen wie YouTube den Vorgaben nur nachkommen | |
| können, wenn sie Uploadfilter einsetzen, mit denen sie beim Hochladen | |
| prüfen können, ob Bilder, Videos oder Musik urheberrechtlich geschützt | |
| sind. Dies führe zu Zensur, weil die Filter auch legale Inhalte wie Zitate, | |
| Parodien oder Satire blockten. | |
| ## Unterstützer der Reform | |
| Rund 260 Verlage, Zeitungen, Nachrichtenagenturen, Rundfunk-Anbieter, | |
| Produktionsfirmen und Medienschaffende, darunter auch die Deutsche | |
| Presse-Agentur, hatten dagegen zur Unterstützung der Reform des | |
| Urheberrechts aufgerufen. Sie forderten „eine faire Beteiligung am Geschäft | |
| mit den Inhalten, um damit ein reichhaltiges und vielfältiges Internet zu | |
| sichern, in dem Information und Kultur ihren festen Platz haben“. | |
| EU-Kommissionsvize Frans Timmermans verteidigte das Vorhaben. Es sei nicht | |
| gerecht, wenn nur Konzerne wie etwa Google mit geistigem Eigentum Gewinne | |
| machten, sagte er den Funke-Zeitungen. „Daher versuchen wir, das über | |
| europäische Gesetzgebung zu regeln. Wir müssen Künstlerinnen und Künstler | |
| schützen.“ | |
| Der Europapolitiker Axel Voss (CDU) sagte der „Rheinischen Post“ (Samstag): | |
| „Wir wollen mit der EU-Urheberrechtsnovelle nichts anderes erreichen, als | |
| die Urheberrechte auch auf Internet-Plattformen besser zu schützen und | |
| durchzusetzen.“ Sie sollten haftbar sein. Wie die Unternehmen die Vorgabe | |
| technisch umsetzten, sei letztlich ihre Aufgabe. „Hier geht es um | |
| knallharte wirtschaftliche Interessen der großen Plattformen, die dem | |
| einzelnen Bürger vermitteln, die Freiheit des Internets sei in Gefahr. Das | |
| stimmt jedoch nicht. Dem einzelnen wird nichts genommen.“ Voss hatte den | |
| vorliegenden Reform-Kompromiss für das Parlament federführend mit den | |
| EU-Staaten ausgehandelt. | |
| 23 Mar 2019 | |
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