| # taz.de -- Artikel-13-Demo in Köln: Bots bleiben laut | |
| > Der Protest gegen die geplante EU-Reform des Urheber*innenrechts dauert | |
| > an. In verschiedenen Städten waren Tausende auf den Straßen. | |
| Bild: Tausende „Bots“ waren auch in Köln unterwegs – Protestveranstaltun… | |
| Köln taz | Seit Wochen gehen tausende Menschen gegen eine geplante | |
| EU-Reform [1][auf die Straße], die das Internet verändern könnte. In | |
| Berlin, Köln, München, Würzburg, Leipzig, Hamburg: bundesweit. Manchmal | |
| mehrmals die Woche. | |
| Auch in Köln ist es an diesem Samstag wieder soweit. Das Ziel der | |
| Protestierenden: Die Reform zu verhindern. Dabei seien sie nicht gegen | |
| Urheber*innenrecht allgemein, betonen alle, die sich äußern. Besonders | |
| Künstler*innen müssten besser geschützt werden. Aber so, [2][wie die Reform | |
| geplant sei], erreiche sie eben genau das nicht. Sondern das Gegenteil. Der | |
| Vorwurf: Lobbyismus durch große Verlage. | |
| „Unsere Freiheit wird eingeschränkt durch einen Uploadfilter, der | |
| zwangsläufig kommen muss. Das haben Experten schon gesagt“, sagt Juki. Sie | |
| gehört zu den etwa 400 Menschen, die in Köln diesen Samstag bei Regen | |
| demonstrieren. Juki ist 21 Jahre alt und zum zweiten Mal auf einer Demo. | |
| Auch ihre erste Demo war gegen die geplante Reform. „Wir wollen nicht, dass | |
| eingeschränkt wird, was wir hochladen. Ein Uploadfilter erkennt keine | |
| Parodien oder Satire – und das darf man hochladen nach deutschem Gesetz.“ | |
| Die Menge ruft: „Wir wollen keinen Artikel 13!“ | |
| Die geplante Reform sieht vor, Plattformen für Inhalte haftbar zu machen. | |
| Bisher haftet, wer hochlädt, beispielsweise wenn ein Inhalt das Recht von | |
| Urheber*innen verletzt. Dementsprechend würden Plattformen wie Youtube oder | |
| Twitter durch die Reform in eine Position gebracht, in der es nicht mehr | |
| reicht, widerrechtlich ins Internet gestellte Inhalte zu löschen. | |
| Sie müssten vorsorgen – und das, so die Demonstrant*innen, gehe eben nur | |
| mit einer Struktur, die Inhalte vor dem Hochladen kontrolliert: einem | |
| sogenannten Uploadfilter. Und weil die Plattformen im Zweifelsfall haften, | |
| befürchten sie, dass Plattformen eher zu streng filtern als zu lasch. | |
| ## „Nie mehr CDU!“ | |
| „So Aussagen wie die von Axel Voss, er könne nicht garantieren, dass die | |
| Meinungsfreiheit nicht auch mal eingeschränkt würde, das geht gar nicht“, | |
| sagt der 14-jährige Simon. „Wer sowas sagt, hat nicht zu regieren. Den kann | |
| man auch nicht wiederwählen.“ | |
| Es ist Simons vierte Demo: Alle vier Demos waren Demos gegen die geplante | |
| Reform. „Ich finde, dass die Meinungsfreiheit in Deutschland, | |
| beziehungsweise in ganz Europa, nicht eingeschränkt werden darf. Artikel 13 | |
| ist ein Prinzip, das nicht funktioniert. Die CDU sagt, es würde keine | |
| Uploadfilter geben müssen: Aber man braucht Uploadfilter, um zu verhindern, | |
| dass es keine Urheberrechtsverstöße mehr im Internet gibt.“ Die Menge ruft: | |
| „Nie mehr CDU!“ | |
| Drei Dinge fallen besonders auf bei den Protesten gegen die Reform. | |
| Erstens: Die Protestierenden weiten vermehrt die Grenzen ihrer | |
| Informationsblase aus. Sie verteilen Flyer, richten das Wort an | |
| Passant*innen, wollen die informieren, die noch nicht wissen, was passiert. | |
| Die, die nicht auf Twitter, Youtube oder Twitch vernetzt sind. Und das | |
| scheint Wirkung zu zeigen. | |
| Denn zweitens: Wo vorher vor allem Jüngere demonstrierten, sind mehr Ältere | |
| hinzugekommen. Menschen über 30, über 40, über 50 sind keine Seltenheit | |
| mehr. Und drittens: Der Protest gegen die geplante EU-Reform ist dabei nach | |
| [3][„Fridays for Future“] die zweite Bewegung zu werden, die junge Menschen | |
| auf die Straße bringt, die nie zuvor auf einer Demo waren. | |
| ## „Ehrenseite, Ehrenseite!“ | |
| Inka ist 13 Jahre alt und mit ihren Freundinnen gekommen. „Wir hatten heute | |
| eh vor uns zu treffen und haben dann gehört, dass heute die Demo ist“, sagt | |
| sie. „Eine von uns ist aus Italien, eine aus der Nähe von Stuttgart, und | |
| wir wollten die Chance nutzen. Wir sind das erste Mal auf einer Demo, aber | |
| ich will am 23. auf jeden Fall nochmal.“ | |
| Am 23. März sind EU-weite Proteste gegen die Reform geplant. Knapp 20 mal | |
| allein in Deutschland. Bis dahin wird es weitere Aktionen geben: Das | |
| Internet-Lexikon Wikipedia beispielsweise, das als eine der wenigen | |
| Plattformen namentlich von der Haftung ausgenommen ist, wird am 21. März | |
| auf Deutsch nicht erreichbar sein: aus solidarischem Protest. „Ehrenseite, | |
| Ehrenseite!“, ruft die Menge. Und läuft weiter. | |
| 9 Mar 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anett Selle | |
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