| # taz.de -- Kommentar CDU-Werkstattgespräch: Extraportion Flüchtlingspolitik | |
| > Die Debatte der CDU zur Migrations- und Flüchtlingspolitik ist | |
| > überflüssig. Die Argumente sind ausgetauscht und Konsequenzen gezogen. | |
| Bild: Diskutieren, was alles schon zig mal durchgekaut wurde: CDU und ihr Werks… | |
| Die CDU feiert sich selbst: Wir richten den Blick nach vorne, das ist ein | |
| guter Neuanfang, wir machen jetzt Inventur – so preisen die | |
| Christdemokraten sich selbst und [1][ihr Werkstattgespräch zur | |
| Flüchtlingspolitik] an. Noch bis Montagabend will die Partei im Stuhlkreis | |
| über das Flüchtlingsjahr 2015 und dessen Folgen diskutieren. Sie selbst | |
| versteht das Event als vorbildliche Form parteiinterner Partizipation. In | |
| Wahrheit gibt es allerdings nichts Unnötigeres als diese Veranstaltung. | |
| Nicht falsch verstehen: Natürlich ist die Migration eines der bestimmenden | |
| Themen dieser Jahre und natürlich sind Diskussionen, Fehleranalyse und | |
| Lösungssuche nötig. Diese Diskussionen finden aber schon seit vier Jahren | |
| ununterbrochen statt – in den Medien, in den zuständigen politischen | |
| Gremien und auch innerhalb der CDU. Schon die [2][Regionalkonferenzen im | |
| Herbst,] in dem sich die drei KandidatInnen um den Parteivorsitz der Basis | |
| vorgestellt haben, wirkten teilweise wie eine einzige Traumatherapie zur | |
| Flüchtlingspolitik. | |
| Die Argumente sind also ausgetauscht, Konsequenzen im Sinne von | |
| Gesetzesverschärfungen hat die CDU längst gezogen. Der Erkenntnisgewinn des | |
| Werkstattgesprächs geht damit gegen Null. Dagegen steht der potentielle | |
| Schaden, den die Inszenierung mit sich bringt: Wer die Flüchtlingspolitik | |
| zur Schicksalsfrage überhöht, der kann nur verlieren. In diesem Bereich | |
| haben die Rechten mit ihren Deutungsmustern (von „Staatsversagen“ bis | |
| „Überfremdung“) schließlich längst die Hegemonie gewonnen. | |
| Wie man es cleverer machen kann als die CDU, zeigt in diesen Tagen | |
| ausnahmsweise die SPD. Nicht, dass sie den Bereich Flucht und Migration | |
| ignoriert. In den Mittelpunkt ihrer Selbstinszenierung stellt sie derzeit | |
| aber ein ganz anderes Thema, das für viele Menschen sehr viel | |
| existenzieller ist: [3][das Soziale mit Grundrente und Reform von Hartz | |
| IV]. So schwankend Wahlumfragen auch sind: Dass die SPD in aktuellen | |
| Befragungen leicht zulegt, während die AfD verliert, könnte darauf | |
| hindeuten, dass ihr neuer Kurs wirkt. | |
| Kurioserweise könnte davon auch die CDU profitieren: Je stärker die SPD | |
| wieder zur Sozialstaatspartei wird, desto stärker könnte die CDU in ihrem | |
| Klientel als Martkwirtschaftspartei punkten. Die neue Unterscheidbarkeit | |
| könnte WählerInnen mobilisieren. Dafür müsste die Union aber erst mal mit | |
| voller Kraft auf das Thema aufspringen – anstatt die Debatte gleich wieder | |
| unter einer Extraportion Flüchtlingspolitik zu begraben. | |
| 11 Feb 2019 | |
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| Tobias Schulze | |
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