| # taz.de -- BVG in der Krise: Quietschend in der Kurve nach vorn | |
| > Bei der BVG läuft es nicht richtig rund. Dafür ist auch die SPD | |
| > verantwortlich. Insofern ist deren Kritik an den Verkehrsbetrieben | |
| > populistisch. Ein Wochenkommentar. | |
| Bild: Sind nicht an allem schuld: BVG-Chefin Sigrid Nikutta (l.) und Verkehrsse… | |
| „Sparen, bis es quietscht“ war mal die Devise, die ein Regierender | |
| Bürgermeister aus den Reihen der SPD zu Beginn des Jahrtausends ausgab. | |
| Dass es das jetzt immer mal wieder tut – quietschen nämlich –, sollte also | |
| niemanden überraschen. Schon gar nicht Klaus Wowereits Nachfolger Michael | |
| Müller, der lange als Senator für den Verkehr in der Stadt zuständig war, | |
| aber jetzt wütend ist auf die BVG, deren Bahnen und Busse nicht mehr so | |
| richtig rund rollen, sprich: unpünktlich fahren oder gleich ganz ausfallen. | |
| Es war schon reichlich populistisch von Müller und SPD-Fraktionschef Raed | |
| Saleh, bei der Fraktionsklausur am vergangenen Wochenende auf den | |
| Verkehrsbetrieben herumzuhacken und deren Chefin Sigrid Nikutta zum | |
| Vortanzen aufzufordern – was diese, munitioniert mit sehr vielen Zahlen, | |
| dann auch tat und dabei die sozialdemokratischen Vereinfachungen etwas | |
| zurechtrücken konnte. | |
| Ja, „die Leute kotzen“, wie Saleh gesagt hat, aber dann muss man ihnen eben | |
| erklären, dass jahrelang in manche Bereiche des ÖPNV, allen voran die | |
| U-Bahn, praktisch nicht investiert wurde. Die grundsoliden Baureihen aus | |
| den 70er und 80erJahren schienen ja unverwüstlich zu sein, bis sie, hoppla, | |
| doch zu schwächeln begannen. Jetzt stehen etliche Züge bis auf Weiteres in | |
| der Werkstatt und fehlen schmerzlich im Betrieb. All das den seit Ende 2016 | |
| für Verkehr zuständigen Grünen in die Schuhe zu schieben, funktioniert | |
| nicht. | |
| Auch nicht allzu verwunderlich: Wenn’s beim Material quietscht und | |
| knirscht, gleichzeitig aber immer mehr Menschen befördert werden müssen, | |
| sinkt die Motivation der Beschäftigten. Die unerwartet hohen Krankenstände | |
| sprechen Bände. Die Frage ist eher, warum die BVG nicht schon viel früher | |
| auf die Barrikaden stieg. Wie sich die Kluft öffnete zwischen den stetig | |
| wachsenden Leistungen, die das Land bei ihnen bestellt, und dem, was sie | |
| realistischerweise erbringen können, war ja für Eingeweihte zu beobachten. | |
| ## Geld kommt! | |
| Aber man darf ja auch mal nach vorne blicken: In den kommenden Jahren soll | |
| Geld wie warmer Schnee auf die Baustellen des Berliner Nahverkehrs fallen | |
| und all die klaffenden Lücken gnädig schließen. Nicht weniger als 28 | |
| Milliarden Euro will Rot-Rot-Grün in den kommenden 15 Jahren in den ÖPNV | |
| stecken; der neue Nahverkehrsplan, auf dessen Grundlage das geschieht, ist | |
| angeblich fast beschlussreif. Damit würden die Investitionen im Vergleich | |
| zur vergangenen Dekade massiv hochgefahren. Vielleicht wird ja am Ende | |
| alles gut. | |
| 26 Jan 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Claudius Prößer | |
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