# taz.de -- Warten auf dem Mittelmeer beendet: Geflüchtete dürfen an Land | |
> Tagelang saßen Dutzende Menschen auf Rettungsschiffen im Mittelmeer fest. | |
> Nun sollen sie auf Deutschland und andere Länder verteilt werden. | |
Bild: Auf dem Rettungsschiff harrten zahlreiche Menschen tagelang aus | |
Rom dpa | Die seit Tagen [1][auf zwei Rettungsschiffen im Mittelmeer | |
festsitzenden Migranten] dürfen vorerst in Malta an Land gehen. Die 49 | |
Geretteten würden anschließend auf Deutschland und sieben weitere | |
EU-Mitgliedsstaaten verteilt, erklärte der maltesische Premierminister | |
Joseph Muscat am Mittwoch. Die Schiffe der deutschen Hilfsorganisationen | |
dürfen nicht in Malta anlegen, sondern müssten die Gewässer des Landes | |
umgehend nach dem Transfer der Menschen auf Schiffe des maltesischen | |
Militärs verlassen, sagte Muscat. | |
Sea-Watch hatte 32 Migranten vor Weihnachten unweit der libyschen Küste | |
gerettet. 17 weitere nahm die Regensburger Organisation Sea-Eye kurz vor | |
dem Jahreswechsel an Bord. Seitdem saßen die Migranten [2][auf den Schiffen | |
fest]. | |
Zur Aufnahme der Menschen haben sich auch Frankreich, Portugal, Irland, | |
Rumänien, Luxemburg, die Niederlande und Italien bereiterklärt, sagte | |
Muscat. Als Gegenleistung für das Auflösen der Blockade hatte die | |
maltesische Regierung die Verteilung von weiteren Migranten gefordert, die | |
die dortige Küstenwache Ende Dezember gerettet hatte. Nun würden rund 220 | |
von insgesamt 298 Migranten auf andere EU-Staaten verteilt oder in ihre | |
Heimatländer zurückgeschickt, sagte Muscat. | |
Zuletzt hatte es dramatische Berichte über die Zustände an Bord der beiden | |
Rettungsschiffe gegeben – und am Mittwochnachmittag sollte sich das Wetter | |
erheblich verschlechtern. Nach Angaben von Sea-Watch hatten einige | |
Migranten zeitweise die Nahrung verweigert. Auf dem anderen Schiff | |
„Professor Albrecht Penck“ waren Trink- und Brauchwasservorräte rationiert | |
worden. Die Menschen schliefen auf der Krankenstation, teilten sich nur | |
eine Toilette. Matratzen und Wechselkleidung gab es nicht. Viele Migranten | |
waren seekrank. | |
## „Die Enttäuschung ist groß“ | |
Malta und Italien hatten den Rettungsschiffen wie schon in früheren Fällen | |
das Anlegen in ihren Häfen verweigert. Im vergangenen Jahr waren mehrfach | |
Schiffe mit Geretteten an Bord auf dem Meer [3][blockiert worden], | |
beispielsweise die Schiffe „Aquarius“ und „Lifeline“. | |
„Jeder, EU-Mitgliedsstaaten und Nichtregierungsorganisationen, sollten die | |
entsprechenden Regeln befolgen, statt ihrem eigenen Willen zu folgen und | |
von anderen zu erwarten, die Probleme zu lösen, die sie verursacht haben“, | |
forderte Muscat. | |
In der Migrationsfrage sind die EU-Mitgliedsstaaten zerstritten. Solange es | |
keinen europäischen Mechanismus zur Verteilung der aus Seenot Geretteten | |
gebe, bleibe die Situation eine Notsituation, sagte Italiens Regierungschef | |
Giuseppe Conte am Dienstagabend in einem Fernseh-Interview. „Die | |
Enttäuschung ist groß, weil es uns nicht gelingt, die Schlussfolgerungen, | |
die wir im Abstrakten erzielt haben, in etwas Konkretes umzusetzen“, sagte | |
er mit Blick auf einen Gipfel der EU-Staats- und Regierungschef im | |
vergangenen Sommer. | |
Nicht nur Hilfsorganisationen kritisieren, dass die Lösungen erst errungen | |
werden, während die ohnehin schon traumatisierten Menschen auf dem Wasser | |
ausharren. EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos [4][dankte auf | |
Twitter] Malta und den anderen Staaten, die nun Solidarität zeigten. | |
9 Jan 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Kommentar-Politik-und-Gefluechtete/!5560962 | |
[2] /49-Gefluechtete-im-Mittelmeer-gerettet/!5555829 | |
[3] /Fluechtlinge-im-Mittelmeer/!5555703 | |
[4] https://twitter.com/EU_Commission/status/1082973724041793537 | |
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