# taz.de -- NGO-Rettungsschiffe im Mittelmeer: Brüssel appelliert an Solidarit… | |
> Zwei Schiffe sind vor Malta blockiert. Weil sich die Mitgliedstaaten als | |
> handlungsunfähig erweisen, steht nun die EU als Ganzes am Pranger. | |
Bild: Die „Sea-Watch 3“ steckt derzeit mit 32 Menschen an Bord fest | |
BRÜSSEL taz | Das Flüchtlingsdrama um 49 Migranten auf zwei | |
Rettungsschiffen im Mittelmeer vor Malta entwickelt sich zur Zerreißprobe | |
für die EU. Die EU-Kommission appellierte am Montag an die 28 | |
Mitgliedstaaten, sich solidarisch zu zeigen und die Menschen aufzunehmen. | |
„Wir brauchen dringend eine nachhaltige Lösung für die Flüchtlinge im | |
Mittelmeer“, sagte der Chefsprecher von Kommissionspräsident Jean-Claude | |
Juncker. Die EU-Staaten müssten „mehr Solidarität“ beweisen und sich auch | |
in der umstrittenen Frage der Verteilung der Flüchtlinge einigen. | |
EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos bemüht sich bereits seit Tagen | |
um eine Lösung – bisher ohne Erfolg. Am Montagabend wollten sich die 28 | |
EU-Botschafter in Brüssel mit der Krise beschäftigen. | |
Die Aussichten auf eine dauerhafte Lösung sind schlecht. Denn die | |
EU-Staaten können sich schon seit Jahren nicht auf eine faire Verteilung | |
der Flüchtlinge einigen. Seit Sommer letzten Jahres hat Italien zudem seine | |
Häfen dichtgemacht. Auch Malta stellt immer mehr Bedingungen. | |
Weil sich die Mitgliedstaaten als handlungsunfähig erweisen, steht nun die | |
EU als Ganzes am Pranger. Am Sonntag fand Papst Franziskus ungewöhnlich | |
offene Worte: „Ich sende einen dringlichen Appell an die europäischen | |
Staats- und Regierungschefs, dass sie konkrete Solidarität gegenüber diesen | |
Menschen zeigen.“ Auch die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch zeigte sich | |
empört. „Der moralische Verfall der EU erschreckt uns, aber wir lassen uns | |
trotzdem nicht einschüchtern“, teilte sie auf Twitter mit. „Die Politik | |
muss eine europäische Lösung finden und die unmenschliche Lage beenden.“ | |
## Trinkwasser wird knapp | |
Unterdessen wird die Lage an Bord der beiden Schiffe immer prekärer. Der | |
Trink- und Brauchwasservorrat müsse inzwischen streng rationiert werden, | |
warnt die deutsche Hilfsorganisation Sea-Eye. Die 17 Migranten an Bord der | |
„Professor Albrecht Penck“ müssten sich eine Toilette teilen und ohne | |
Matratzen und Wechselkleidung auskommen. | |
Doch die Regierungen der beiden am nächsten liegenden EU-Staaten, Malta und | |
Italien, weigern sich, die Boote in ihre Häfen einlaufen zu lassen. | |
„Italien ist viel zu lange ein offener Hafen gewesen, während Europa auf | |
die Migranten gepfiffen hat und uns ausgelacht hat. Jetzt reicht es“, sagte | |
Vize-Premier Matteo Salvini von der rechten Lega. Auch Malta sperrt sich. | |
Die maltesische Regierung fordert als Gegenleistung angeblich eine | |
Verteilung von mehr als 200 Flüchtlingen auf andere europäische Staaten. | |
Deutschland und die Niederlande signalisierten zwar Hilfsbereitschaft, | |
knüpften diese aber an Bedingungen. So hatte ein Sprecher des | |
Bundesinnenministeriums von einer „breiten europäischen Verteillösung“ | |
gesprochen. Deutschland habe „sehr früh entschieden“, sich an einer | |
„europäischen Lösung zur Aufnahme der Geretteten zu beteiligen“, sagte au… | |
ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Montag in Berlin. Dazu sei aber die | |
„Mitwirkung der europäischen Partner“ nötig. Darum will sich Brüssel nun | |
bemühen. | |
7 Jan 2019 | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
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