# taz.de -- Rettungsschiff „Sea Watch“: Flüchtlinge sitzen vor der Küste … | |
> Die „Sea Watch“ geistert weiter durch das Mittelmeer – direkt vor der | |
> Küste Maltas. Deutsche Politiker besuchten das Schiff nun. | |
Bild: Nicht willkommen: die „Sea Watch“ am Mittwoch vor der Küste Maltas | |
ROM taz/dpa | Fast zwei Wochen sind seit dem 22. Dezember vergangen, seit | |
das deutsche [1][NGO-Schiff „Sea Watch“] 32 Menschen zwischen Libyen und | |
Sizilien aus Seenot rettete. Doch weiterhin kreuzt das Schiff mit den | |
Flüchtlingen und den 22 Besatzungsmitgliedern an Bord im Mittelmeer, da | |
sich bisher weder Italien oder Malta noch ein anderes europäisches Land | |
bereit erklärt haben, die Menschen aufzunehmen. | |
Explizit lehnte auch Deutschland die Einreise der Geretteten ab. Dies gilt | |
auch für ein zweites Schiff, die „Professor Albrecht Penck“ der ebenfalls | |
in Deutschland registrierten NGO „Sea Eye“. Sie hat seit einer Woche 17 | |
Gerettete an Bord, für die es keinen Zielhafen gibt. | |
Am Donnerstag allerdings preschte Neapels Bürgermeister Luigi de Magistris | |
mit einem Hilfsangebot an die „Sea Watch“ vor. Seine Stadt sei bereit, die | |
Flüchtlinge aufzunehmen, erklärte er in einem Brief an die NGO und fügte | |
hinzu, dieses Angebot gelte auch für den Fall, dass die Regierung die | |
Einfahrt des Schiffs in den Hafen von Neapel verhindere: „Wir haben schon | |
20 Boote zur Verfügung, die die „Sea Watch“ sicher erreichen können, um d… | |
Personen, die Sie beherbergen, an Land zu bringen“. | |
Nach Angaben von „Sea Watch“ haben sich neben Neapel auch Palermo und | |
Livorno in Italien sowie Bremen, Hamburg, Berlin und weitere Städte | |
bereiterklärt, die Flüchtlinge aufzunehmen. Am Mittwoch hatten die | |
Niederlande erklärt, sie würden einen Teil der Flüchtlinge von der „Sea | |
Watch“ aufzunehmen. Voraussetzung sei aber, dass auch andere EU-Staaten | |
einen Teil der Flüchtlinge aufnähmen. Darüber liefen Verhandlungen unter | |
Vermittlung der EU-Kommission. | |
Diese rief am Donnerstag dazu auf, bei der Aufnahme der Flüchtlinge „mehr | |
Solidarität“ zu zeigen. Eine Sprecherin sagte, die Kommission habe „Kontakt | |
zu einer bestimmten Zahl von Mitgliedstaaten aufgenommen“, damit die | |
Menschen die beiden Schiffe rasch verlassen könnten. | |
## Bürgermeister gegen Innenminister Salvini | |
Neapels Bürgermeister de Magistris, der 2016 die Kommunalwahlen in Neapel | |
mit einer von ihm gegründeten lokalen linken Liste gewonnen hatte, stellt | |
sich mit seinem Angebot offen gegen Italiens Innenminister Matteo Salvini, | |
der zugleich Chef der rechtspopulistisch-fremdenfeindlichen Lega ist. | |
Salvini hat im Sommer letzten Jahres die Schließung der italienischen Häfen | |
für Schiffe mit Flüchtlingen an Bord verfügt und hält auch jetzt an dieser | |
Linie fest. | |
Er teilte am Mittwoch per [2][Twitter] mit: „Die italienischen Häfen sind | |
geschlossen, wir haben schon zu viele vermeintliche Flüchtlinge | |
aufgenommen, wir haben schon zu viele Schleuser bereichert! Die linken | |
Bürgermeister sollten an ihre eigenen Bürger in Schwierigkeiten denken, | |
nicht an die Illegalen“. | |
„Tief bewegt“ zeigten sich dagegen Vertreter von „Sea Watch“ von dem | |
Angebot aus Neapel. Doch zunächst steuerten sie mit ihrem Schiff die | |
Territorialgewässer Maltas an. Der Inselstaat verweigert zwar weiterhin die | |
Einfahrt in den Hafen, hat den beiden NGO-Schiffen jedoch gestattet, sich | |
der Küste zu nähern, um so Schutz vor der in diesen Tagen rauer werdenden | |
See zu finden. | |
Zugleich sandte die „Sea Watch“-Zentrale zwei Schiffe aus, die das | |
Flüchtlingsschiff mit Proviant versorgen sollten, aber auch um deutsche | |
Parlamentarier und Kirchenvertreter vor Ort zu bringen, damit sie „der | |
deutschen Regierung von der fragilen Situation ab Bord berichten können“. | |
## SPD-Politiker an Bord | |
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Frank Schwabe besuchte die „Sea Watch“ am | |
Freitag und veröffentlichte ein Video, das das Schiff in unmittelbarer Nähe | |
der Küste Maltas zeigt, wie sein Büro der taz mitteilte. „Das muss SOFORT | |
beendet werden“, [3][twitterte Schwabe]. | |
Sein Parteikollege, Bundestagsmitglied Helge Lindh, der sich ebenfalls am | |
Freitag ein Bild von der Lage auf der „Sea Watch“ machte, [4][schrieb]: | |
„Ja, wir benötigen eine europäische Lösung. Aber bis dahin – und das mü… | |
ein humanitärer Grundkonsens sein – dürfen wir Menschen nicht auf dem | |
Mittelmeer sterben lassen.“ | |
4 Jan 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Sea-Watch/!t5010751 | |
[2] https://twitter.com/matteosalvinimi/status/1080769317090836480 | |
[3] https://twitter.com/FrankSchwabe/status/1081125283959312384 | |
[4] https://twitter.com/helgelindh/status/1080849933283008512 | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
Michael Braun | |
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