# taz.de -- Flucht über das Mittelmeer: Traueranzeigen für die Toten | |
> Die Nichtregierungsorganisation Sea-Watch erinnert mit 800 Anzeigen an | |
> Menschen, die im Mittelmeer ertrunken sind. Das Sterben sei eine Krise | |
> der Menschenrechte. | |
Bild: Die Retter beziehen sich auf IOM-Zahlen. Demnach überlebten etwa 800 Men… | |
Berlin epd | Mit 800 Traueranzeigen erinnern die Seenotretter von Sea-Watch | |
zum Tag der Menschenrechte an Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrunken | |
sind. [1][Auf der Website] und unter dem Hashtag [2][#UnsereToten] würden | |
die Anzeigen über 24 Stunden hinweg in sozialen Medien und verschiedenen | |
Tageszeitungen veröffentlicht, erklärte die Hilfsorganisation am Montag in | |
Berlin. Damit solle der Menschen gedacht werden, die seit der Schließung | |
italienischer Häfen für zivile Rettungsschiffe im Juni ertrunken seien. | |
Sea-Watch bezieht sich [3][auf Zahlen der Internationalen Organisation für | |
Migration (IOM)], wonach seitdem 800 Flüchtlinge im zentralen Mittelmeer | |
ihr Leben verloren. Die Dunkelziffer liege aber wahrscheinlich weit höher, | |
betonten die Seenotretter. Da die Identität der allermeisten Toten | |
unbekannt sei, stützten sich die Anzeigen statt auf Namen auf fiktive | |
Beschreibungen. | |
So heißt es etwa: „Sein erster Sohn war gerade geboren. Ertrunken vor der | |
Küste Al-Khums, Libyen. 1. Juli 2018“. Oder: „Er konnte schon ‚Papa‘ s… | |
Ertrunken vor der Küste Al-Khums, Libyen. 1. September 2018“. Die | |
europäische Abschottungspolitik habe diesen Menschen nicht nur das Leben, | |
sondern auch ihre Identität genommen, heißt es zur Begründung. Die | |
Todesanzeigen sollten im Zwei-Minuten-Takt auf den Facebook- und | |
Twitter-Kanälen von Sea-Watch geschaltet werden. | |
Die Aktion sei auf den Tag der Menschenrechte am 10. Dezember gelegt | |
worden, weil die Tragödie im Mittelmeer keine Flüchtlingskrise | |
widerspiegele, sondern eine Krise der Menschenrechte. „Während im September | |
die Todesrate im zentralen Mittelmeer auf ein Rekordhoch gestiegen ist, | |
tritt die Europäische Union ihre Grundwerte mit Füßen und beraubt Menschen | |
systematisch ihrer unveräußerlichen Rechte“, erklärte der Einsatzleiter der | |
„Sea-Watch 3“, Johannes Bayer. „Zwischen Menschenrechten und | |
Migrationsabwehr gibt es auf hoher See jedoch keine Kompromisse: Entweder | |
wir retten oder wir lassen ertrinken.“ | |
10 Dec 2018 | |
## LINKS | |
[1] https://sea-watch.org/unseretoten/ | |
[2] https://twitter.com/search?q=%23unseretoten&src=tyah | |
[3] http://missingmigrants.iom.int/ | |
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