Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- „Aquarius“ darf keine Leben mehr retten: Kein Rettungsanker mehr
> 30.000 Menschen hat die „Aquarius“ im Mittelmeer gerettet – bevor es
> seine Flagge verlor. Aufgrund politischer Angriffe ist der den
> Chartervertrag nun beendet.
Bild: Sitzt fest aufgrund von Schikanen der italienischen Regierung: die Bremer…
Das Schiff „Aquarius“ des Bremer Reeders Christoph Hempel wird keine
Menschenleben mehr retten: Das von der Hilfsorganisation SOS Méditerranée
gemeinsam mit Ärzte ohne Grenzen betriebene Rettungsschiff beendet seinen
Einsatz – als vorerst letztes Flüchtlingsrettungsschiff einer
Hilfsorganisation auf dem Mittelmeer.
Die Entscheidung, den Chartervertrag mit der „Aquarius“ zu beenden, sei
„äußerst schwierig“ gewesen, erklärte Frédéric Penard, Geschäftsführ…
SOS Méditerranée. Ihr vorausgegangen sei „eine Reihe von gezielten
politischen Angriffen auf die lebensrettende Arbeit der Hilfsorganisation“.
Und nicht nur der: „Die Restriktionen führen auch dazu, dass andere Schiffe
immer zurückhaltender damit werden, Menschen aus Seenot zu retten – obwohl
sie eigentlich dazu verpflichtet sind“, sagt Lena Langbein, Sprecherin von
Ärzte ohne Grenzen der taz. Momentan suche man nach Lösungen, um
weiterzumachen: „Das wollen wir auf jeden Fall und prüfen derzeit
verschiedene Möglichkeiten.“
Seit Beginn ihrer Mission im Februar 2016 hat die „Aquarius“ mehr als
30.000 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Aber schon seit über zwei
Monaten darf sie ihren Hafen nicht mehr verlassen: Seit Ende September
liegt das Schiff im französischen Marseille fest. Panama entzog ihm seine
Flagge und damit die Betriebserlaubnis. Das Gleiche hatte erst wenige
Monate zuvor Gibraltar getan.
## Italienische Behörden beantragten Beschlagnahmung
Laut Informationen des französischen Fachmagazins Le Marin hat damals die
für die Registrierung der Schiffe zuständige Behörde in Gibraltar ein
Kommuniqué mit restriktiven Auflagen verbreitet. Die „Aquarius“ habe
Rettungen von Geflüchteten auf dem Mittelmeer einzustellen, um nur noch als
Vermessungsschiff zu arbeiten, da das Schiff als solches unter der Flagge
Gibraltars angemeldet war. Die „Aquarius“ führte fortan die Flagge Panamas.
Aber im September teilte dann auch Panamas Schifffahrtsbehörde mit, die
Aufhebung der Registrierung der „Aquarius“ eingeleitet zu haben.
Hintergrund seien „Berichte“, wonach das Schiff internationale juristische
Verfahren missachte, die an den Mittelmeerküsten aufgenommene Migranten
beträfen.
Woher diese „Berichte“ stammten, war sowohl für Reeder Hempel als auch für
die NGO klar: „SOS Méditerranée und Ärzte ohne Grenzen sind von der
Ankündigung der Panamaischen Schifffahrtsbehörde (PMA) erschüttert, der
‚Aquarius‘, unter offenkundigem wirtschaftlichem und politischem Druck der
italienischen Regierung, die Registrierung zu entziehen“, hieß es in einer
Mitteilung. Italiens rechter Innenminister Matteo Salvini stritt die
Vorwürfe ab, gleichwohl beantragten die italienischen Behörden die
Beschlagnahmung der „Aquarius“ wegen angeblicher Fehler bei der Entsorgung
von Bordabfällen. Zuletzt wurde der Zugang zu italienischen Häfen endgültig
gesperrt.
Eine Petition von SOS Meditérranée, in der sie die europäischen Staaten
dazu aufrief, „alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen zu ergreifen, damit
die ‚Aquarius‘ weiter Menschen vor dem Ertrinken retten kann“ sowie „die
unverzügliche Bereitstellung einer neuen Flagge“ forderte, blieb ungehört.
Ein neues Schiff hat die Organisation noch nicht. Man sei nun „auf die
Initiative von mutigen Reedereien angewiesen, die bereit sind, ein Zeichen
der Solidarität mit den zivilen Seenotretter*innen zu setzen“, heißt es bei
SOS Méditerranée.
Eigner Christoph Hempel von der Bremer Reederei Jasmund Shipping hat den
Einsatz der „Aquarius“ von Anfang an unterstützt. Das knapp 77 Meter lange
frühere Fischereischutzboot aus Cuxhaven war 2016 von Bremerhaven aus zu
seinem Rettungseinsatz vor der libyschen Küste aufgebrochen. Wie es nun mit
der „Aquarius“ weitergeht und wie er die Chancen der NGO einschätzt, ein
neues Schiff zu finden, war leider nicht zu erfahren: SOS Meditérranée,
deren Chartervertrag noch bis Ende Dezember läuft, erteilte ihm keine
Auskunftserlaubnis und war für Rückfragen der taz nicht erreichbar.
7 Dec 2018
## AUTOREN
Simone Schnase
## TAGS
Aquarius
Schwerpunkt Flucht
Mittelmeer
Bremen
Seenot
Spanien
Schwerpunkt Flucht
Italien
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Schwerpunkt Flucht
Aquarius
Schwerpunkt Flucht
Schwerpunkt Flucht
Aquarius
Schwerpunkt Flucht
## ARTIKEL ZUM THEMA
Seenotrettung im Mittelmeer: NGO-Rettungsschiff darf nach Spanien
Madrid sagt zu, die von Italien und Malta abgewiesenen Seenotretter von
Proactiva Open Arms aufzunehmen. Sie haben 310 Menschen an Bord.
Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet: Spanien will offenbar aufnehmen
Am Freitag waren mehr als 300 Flüchtlinge gerettet worden. Nachdem Italien
und Malta sie ablehnten, soll sich nun Spanien zur Aufnahme bereit erklärt
haben.
Flüchtlingspolitik in Italien: Demo für offene Gesellschaft
Tausende protestieren in Rom gegen die restriktive Einwanderungspolitik der
Regierung. Schutzbedürftige würden so in die Illegalität abgedrängt.
Flucht über das Mittelmeer: Traueranzeigen für die Toten
Die Nichtregierungsorganisation Sea-Watch erinnert mit 800 Anzeigen an
Menschen, die im Mittelmeer ertrunken sind. Das Sterben sei eine Krise der
Menschenrechte.
Rettungseinsatz im Mittelmeer: Neues Schiff soll „Aquarius“ ersetzen
Nach „gezielten Angriffen“ beendet die Hilfsorganisation SOS Méditerranée
den „Aquarius“-Einsatz im Mittelmeer. Bald solle aber ein neues Schiff
ausfahren.
Maßnahme gegen Rettungsschiff: Italien will „Aquarius“ festsetzen
Richter aus Italien haben die Beschlagnahmung des Seenotretters „Aquarius“
angeordnet. Angeblich hat die Crew Bordmüll falsch entsorgt.
Rettung von Geflüchteten im Mittelmeer: Rückkehr der Seenotretter
Mehrere Nichtregierungsorganisationen schicken wieder Schiffe ins
Mittelmeer. Wohin sie Gerettete bringen können, ist noch nicht geklärt.
Kapitän zu Seenotrettung im Mittelmeer: „Die können sich nicht bewegen“
Dariush ist Kapitän auf einem Seenotretter. Er hat hunderte Menschen in
Holzbooten gesehen. Die libysche Küstenwache nennt er ein
Fantasiekonstrukt.
Keine Rettung für Ertrinkende: Menschlichkeit hat kein Heimatland
Jetzt entzieht auch Panama der Aquarius die Flagge: Damit ist das Bremer
Schiff, das seit 2016 im Mittelmeer kreuzt, um Leben zu retten, zur
Tatenlosigkeit verdammt.
Flucht über das Mittelmeer: NGOs schicken neues Schiff aufs Meer
Italien will keine Rettungsschiffe mehr auf dem Meer dulden. Nun schicken
Hilfsorganisationen dennoch ein neues Schiff, das die Notlagen dort
dokumentieren soll.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.