# taz.de -- Kommentar Politik und Geflüchtete: Kleinlich, peinlich, deplatziert | |
> 49 Geflüchtete müssen im Winter wochenlang auf zwei Schiffen im | |
> Mittelmeer ausharren. Der Fall zeigt das Scheitern von Europas | |
> Regierungschefs. | |
Bild: Warten auf Nachricht: Migranten und Besatzungsmitglieder an Bord der Sea-… | |
Soll das jetzt eigentlich das ganze Jahr so weitergehen? An mangelnder | |
Bereitschaft auf lokaler Ebene liegt es jedenfalls nicht, dass die | |
[1][Organisationen Sea-Watch] und Sea-Eye [2][mit 49 aus Seenot geretteten | |
Menschen an Bord auf dem Mittelmeer warten] müssen. Mehrere Städte in | |
Italien haben sich zur Aufnahme der Flüchtlinge bereit erklärt, und auch | |
deutsche Kommunen wie Berlin, Hamburg und Bremen sollen willens sein. | |
Aber die Staats- und Regierungschefs Europas lassen eher womöglich | |
traumatisierte Menschen im Winter wochenlang auf dem Schiff ausharren, als | |
sich zu einigen. Damit illustrieren sie recht anschaulich ihr eigenes | |
Scheitern: Seit Jahren kommen die Regierungschefs der Europäischen Union | |
nicht damit voran, sich auf eine Reform des Asylrechts zu verständigen und | |
eine gerechte Lösung für alle Mitgliedsstaaten zu finden. Ein halbes Jahr | |
bereits währt zudem die Blockade der italienischen Häfen für Schiffe mit | |
Flüchtlingen – eine menschliche Lösung ist nicht in Sicht. Ausbaden müssen | |
das jetzt die Seenotretter. | |
49 Menschen. Ist Deutschland wirklich so komplett ausgelastet, dass diese | |
auf dem Meer umhertreibenden Geflüchteten nicht mehr aufgenommen werden | |
können? Natürlich ist es das nicht. Dass das deutsche Innenministerium | |
durch einen Sprecher angesichts dieser wenigen Dutzend Menschen auf einer | |
„breiten europäischen Verteillösung“ beharrt, ist kleinlich, peinlich und | |
deplatziert. | |
Genauso wenig wäre Italien überfordert oder auch Malta. Allen geht es | |
darum, harte Kante zu zeigen, um auch in Zukunft ja nicht in Gefahr zu | |
geraten, als Ankunftsland in Erwägung gezogen zu werden. Bloß keinen | |
weiteren Präzedenzfall von Solidarität und Mitmenschlichkeit schaffen. | |
Doch für die ewige Diskussion der Mitgliedsländer ist nun weder Platz noch | |
Zeit. Es gibt Kommunen, die Menschen aufnehmen würden – und an denen | |
bleibt im Zweifel doch eh die Arbeit hängen. Wenn sie sich schon selbst | |
nicht einig werden, sollten Italien und Deutschland wenigstens ihren | |
Städten die Chance geben, solidarisch zu handeln. | |
8 Jan 2019 | |
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## AUTOREN | |
Eva Oer | |
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