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# taz.de -- Kolumne Geht’s noch?: Adolf soll seinen Namen tanzen
> Eine Waldorfschule hat das Kind eines AfD-Politikers abgelehnt. Die
> volksgemeinschaftliche Empörung darüber ist das Beunruhigendste daran.
Bild: Reicht wohl nicht, um ein AfD-Kind zu demokratisieren: Klassenzimmer eine…
Kaum durfte der kleine Adolf oder die kleine Eva nicht lernen, ihren Namen
zu tanzen, da brach diese Woche auch schon der Sturm über eine Berliner
Waldorfschule los.
Die Schule war ohne Not so ehrlich und anständig gewesen, die Aufnahme des
Kindes eines nicht unbedeutenden Berliner AfD-Funktionärs abzulehnen – und
zwar [1][mit Hinweis auf die Konflikte], die das politische Wirken dieses
Überzeugungstäters in der Schulgemeinschaft heraufbeschworen hatte. Die
Schule erklärte, man sehe keine Möglichkeit, „das Kind mit der nötigen
Unvoreingenommenheit und Unbefangenheit aufzunehmen – beides sind
Grundvoraussetzungen, um die Entwicklung des Kindes angemessen zu fördern“.
Eltern und Gremien und Lehrer der Schule hatten also nicht nur getan, was
Politiker seit Jahren in ihren Sonntagsreden fordern: Courage gegen rechts
zeigen und den „Aufstand der Anständigen“ in die Tat umsetzen; nein, sie
haben bei aller berechtigten Abscheu vor der völkischen,
menschenverachtenden Partei der Höckes und Gaulands auch nicht aus den
Augen verloren, um wen es in jeder Schule eigentlich gehen sollte: um den
Einzelnen. Um das Kind.
Für den AfD-Funktionär ist das Wohl seines eigenen Sprösslings hingegen
[2][offensichtlich zweitrangig]. Er will die Sache nicht auf sich beruhen
lassen, fordert stattdessen nun die Schule zu einem neuen Gespräch auf und
sieht sich durch die „Debatten der letzten Tage“ in seinem rechtsradikalen
Kulturkampf bestärkt.
Und da hat er leider nur allzu recht.
Denn abgesehen von der luziden, so grundsätzlich privatschulfreundlichen
wie überaus waldorfkritischen („Sekte“) Wortmeldung [3][von Alan Posener in
der Welt], waren sich Medien und Politik dermaßen einig, als könnten sie es
gar nicht erwarten, die von der AfD herbeigesehnte Volksgemeinschaft schon
einmal Wirklichkeit werden zu lassen.
Dass dabei ausgerechnet die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres
[4][von der SPD die Reihen schloss], einer Partei also, die wesentlich
dafür verantwortlich ist, dass viele Berliner Schulen wie öffentliche
Bedürfnisanstalten riechen und wie Schrottplätze aussehen, zeigt, wohin die
Reise eigentlich gehen soll.
Die schnöselige Waldorfschule, die nun mal nicht in Elternarbeit ihre Wände
braun lasieren möchte, eignet sich einfach zu gut dazu, vom
jahrzehntelangen Totalversagen in der Schulpolitik abzulenken, als dass man
der Versuchung erliegen könnte, sich an das antifaschistische Erbe der
eigenen Partei zu erinnern.
21 Dec 2018
## LINKS
[1] https://www.bz-berlin.de/berlin/berliner-waldorfschule-schliesst-kind-von-a…
[2] https://www.bz-berlin.de/berlin/afd-abgeordneter-hofft-dass-sich-waldorfsch…
[3] https://www.welt.de/debatte/kommentare/article185737272/Kind-von-AfD-Politi…
[4] https://www.berliner-zeitung.de/berlin/kind-eines-afd-politikers-abgelehnt-…
## AUTOREN
Ambros Waibel
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