# taz.de -- Engpässe bei der Flüchtlingsregistrierung: Nach der Ankunft woche… | |
> Flüchtlingsrat und Bewohner kritisieren Zustände im Berliner | |
> Ankunftszentrum. Der Senat verspricht eine baldige Lösung – wieder | |
> einmal. | |
Bild: Als die Hangars 2015 als Notunterkunft eröffneten, war das nur als Provi… | |
Nach scharfer Kritik des Flüchtlingsrats an den Zuständen im sogenannten | |
Ankunftszentrum in den Hangars des ehemaligen Flughafen Tempelhof hat | |
Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) angekündigt, nun doch nach einer | |
Übergangslösung für die Erstregistrierung in Berlin ankommender Flüchtlinge | |
zu suchen. Das Land Berlin will für diesen Zweck ein eigenes Gebäude bauen, | |
das aber frühestens Ende 2019 fertig wird. Bisher war der Plan, die | |
Unterkunft im Flughafengebäude – vor drei Jahren als vorübergehende | |
Notlösung eröffnet – so lange weiter zu betreiben. Am Dienstag kündigte | |
Breitenbach nun eine Übergangslösung an, die „in wenigen Monaten“ die | |
Hangars ablösen könne. | |
Der Flüchtlingsrat hatte am Montag die „katastrophalen Zustände“ in den | |
Hangars in einer Pressemitteilung kritisiert. Obwohl die Zahl in Berlin | |
ankommender Flüchtlinge stark zurückgegangen ist, müssen diese bereits seit | |
Mai statt der eigentlich angestrebten ein bis drei Tage wieder zum Teil | |
mehrere Wochen auf ihre Erstregistrierung warten. Grund sind „personelle | |
Engpässe“ beim Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). | |
Solange sie auf die Erstregistrierung warten, müssen die Flüchtlinge in | |
Hangar 2 in Tempelhof ausharren. Der Flüchtlingsrat kritisiert, dass sie in | |
dieser Zeit weder Mittel nach dem Asylbewerberleistungsgesetz noch | |
medizinische Versorgung erhalten. Zwar würden die Flüchtlinge nach ihrer | |
Ankunft von Mitarbeitern der Charité untersucht, Zugang zu medizinischer | |
Behandlung erhalten sie außer in schweren Notfällen aber erst nach der | |
Registrierung. | |
Eigentlich hatte Breitenbach bereits zu ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren | |
angekündigt, die Hangars schnellstmöglich zu schließen. Im letzten Jahr war | |
es dem Land gelungen, die Zahl der dort gleichzeitig untergebrachten | |
Flüchtlinge auf unter 100 zu senken, momentan leben wieder mehrere hundert | |
Personen in den durch Stellwände getrennten, nach oben offenen Parzellen. | |
Einer von ihnen ist Jamil, 25 Jahre alt. „Ich dachte, ich bleibe hier nur | |
für zwei oder vielleicht drei Tage“, sagt er der taz. So steht es auf der | |
Website des LAF, auf der sich Neuankömmlinge über die ersten Schritte in | |
Berlin informieren können. Doch für den aus Afghanistan geflohenen Jamil, | |
der seinen Nachnamen aus Angst vor Nachteilen für sein Asylverfahren nicht | |
veröffentlichen will, ist dieser Dienstag bereits der zwölfte Tag im | |
Tempelhofer Hangar. Wie lange er noch bleiben muss, weiß er nicht: „Sie | |
sagen mir, vielleicht noch zwei Wochen, vielleicht mehr.“ | |
Geld oder Fahrkarten habe er bisher nicht erhalten. Kurz nach seiner | |
Ankunft sei er zwar medizinisch untersucht worden – um eine Behandlung zu | |
erhalten, müsse er aber bis zu seiner Registrierung warten, habe man ihm | |
gesagt. | |
Auch weitere Vorwürfe des Flüchtlingsrats werden durch seinen Bericht | |
bestätigt: „Es ist sehr kalt in dem Gebäude, aber wir bekommen nur eine | |
einzige, sehr dünne Decke“, sagt Jamil. Deshalb schlafe er in seinen | |
Sachen, es gebe aber keine Möglichkeit, diese zu waschen. Er habe mehrfach | |
versucht, über die Probleme mit einem Verantwortlichen zu sprechen, aber | |
die Mitarbeiter hätten ihn immer abgewiesen. | |
Und nicht nur das: „Wenn man sich beschwert, kann es passieren, dass die | |
Mitarbeiter dir deinen Registrierungstermin wieder absagen und du noch | |
länger warten musst“, sagt Jamil. So würde versucht, die Bewohner davon | |
abzuhalten, sich über die Zustände zu beklagen. Jeder im Hangar wisse das. | |
„Die Situation dort ist nicht schön“, räumt Breitenbach am Dienstag ein. | |
Auch deswegen würde ein Teil der wartenden Flüchtlinge nun wieder in der | |
Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne in Spandau untergebracht. Ob diese auch als | |
angekündigte „Übergangslösung“ dienen soll, wollte die Senatsverwaltung … | |
Anfrage nicht bestätigen. | |
11 Dec 2018 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
Susanne Memarnia | |
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