| # taz.de -- SPD Bremen streitet über Abrüstung: Fehde um den Frieden | |
| > Wieso stimmten die Bremer SPD-Bundestagsabgeordneten einer Erhöhung des | |
| > Verteidigungsetats zu? Beschlüssen des Landesverbands läuft das zuwider. | |
| Bild: Schützenpanzer Marder vor der Demontage. Die SPD in Bremen will nicht au… | |
| Bremen taz | In der Bremer SPD rumort es. Unter den GenossInnen ist eine | |
| Debatte um das friedenspolitische Profil entbrannt – und um das | |
| Abstimmungsverhalten der beiden Bremer SPD-Abgeordneten im Bundestag. Sarah | |
| Ryglewski und Uwe Schmidt hatten Ende November dem Bundeshaushalt für 2019 | |
| zugestimmt, der eine deutliche Erhöhung des Verteidigungsetats vorsieht. | |
| Allerdings: Ein friedenspolitischer Beschluss des Landesverbands hatte sich | |
| genau dagegen ausgesprochen. Das setzt vor allem Ryglewski unter Druck, | |
| [1][die auch stellvertretende Landesvorsitzende ist]. | |
| Zu Verstehen ist die Diskussion in Bremen vor dem Hintergrund des | |
| bundesweiten Bemühens um „Erneuerung“ der Sozialdemokraten. [2][Letzte | |
| Umfragen sehen sie knapp bei dramatischen 14 Prozent]. Auch die Bremer | |
| GenossInnen strampeln dagegen an. Der [3][Bremer Fraktionsvorsitzende | |
| flirtet mit der Linkspartei] und der Landesverband versucht, sich ein | |
| klareres Profil zu geben: linker, sozialer, friedenspolitischer. | |
| Im April beschloss der Landesparteitag unter dem Titel [4][“‚Erneuerung‘ | |
| nur mit klarem friedenspolitischen Profil“], für eine | |
| „Entspannungspolitik“ einzustehen. Abgelehnt werde das Ziel, die | |
| Nato-Militärausgaben bis 2024 auf zwei Prozent des Bruttoinlandsproduktes | |
| zu steigern. „Die Modernisierung der Bundeswehrausrüstung darf sich | |
| mittelfristig nur im Rahmen der allgemeinen Haushaltssteigerung bewegen“, | |
| heißt es darin weiter. Eine Forderung, [5][die SPD-Staatsrätin Ulrike | |
| Hiller zuletzt auf dem Antikriegstag im September wiederholte]. | |
| Im jüngst beschlossenen [6][Bundeshaushalt für 2019] nun ist – neben der | |
| Erhöhung der Ausgaben für Soziales, Arbeit und Familien – [7][die | |
| Steigerung des Verteidigungsetats von 38,5 auf 43,2 Milliarden Euro um | |
| knapp zwölf Prozent veranschlagt.] Der Etat des Entwicklungsministeriums | |
| wächst von 9,4 Milliarden Euro auf 10,2 Milliarden mit acht Prozent aber | |
| nicht so stark wie der des Verteidigungsministeriums. Das weicht ab vom | |
| [8][Koalitionsvertrag, in dem sich SPD und Union darauf geeinigt hatten], | |
| die Erhöhung der Verteidigungsausgaben und Mittel der Entwicklungshilfe | |
| eins zu eins zu koppeln. Und es weicht ab von den Bremer Beschlüssen. | |
| ## "Beginn einer Aufrüstungswelle" | |
| Kritik kommt deshalb unter anderem von den Jusos. „Aufrüstung ist das | |
| völlig falsch Signal“, sagt deren Landesvorsitzender Sebastian Schmuggler. | |
| Auch andere GenossInnen der Parteibasis haben Redebedarf und sorgen sich | |
| insbesondere darum, dass die SPD nach außen verlogen wirken könnte. | |
| Diskutiert wird darüber deshalb nun auf der nächsten Sitzung des | |
| SPD-Landesvorstands am 14. Dezember. Bei dessen Mitgliedern ist die | |
| Stimmung gespalten. Der ehemalige Juso-Landeschef David Ittekkott erklärte, | |
| er könne nachvollziehen, dass man den ganzen Haushalt nicht wegen eines | |
| Postens ablehnen könne. Schriftführer Karl Bronke hingegen formuliert | |
| explizite Kritik an der Erhöhung des Verteidigungsetats, will das aber | |
| nicht allein Ryglewski und Schmidt anlasten. | |
| Deutlicher wird SPD-Vorstandsmitglied und Bürgerschaftsabgeordneter Arno | |
| Gottschalk. Er hat an dem friedenspolitischen Beschluss des Landesverbands | |
| maßgeblich mitgearbeitet und hätte von Ryglewski und Schmidt eine | |
| Enthaltung bei der Haushaltsabstimmung erwartet. „Das ist der Beginn einer | |
| Aufrüstungswelle, wie ich sie mir nicht wünsche in diesem Land“, sagt er. | |
| „Die Frage ist: welche Haltelinien haben die Genossen im Bund?“ | |
| Ryglewski hingegen überraschen die Vorwürfe. In einer Koalition müsse man | |
| immer abwägen. „Der Schutz des Rentenniveaus, der soziale Arbeitsmarkt, das | |
| Gute-Kita-Gesetz, der Ausbau der Ganztagsschulen – auch das steht alles im | |
| Haushalt“, sagte Ryglewski der taz. „Das sind Maßnahmen, von denen Bremen | |
| und Bremerhaven direkt profitieren.“ Deshalb habe sie dem Haushalt „sehr | |
| gerne“ zugestimmt. Bei der Erhöhung der Verteidigungsausgaben wiederum | |
| finde der größte Aufwuchs in den Bereichen Beschaffung und Materialerhalt | |
| statt, sagt die Bundestagsabgeordnete. Die Parlamentarier hätten eine | |
| Verantwortung für die Ausstattung der SoldatInnen in Auslandseinsätzen. | |
| Dieser Argumentation widersprechen sowohl Gottschalk als auch Bronke: Die | |
| Mehrausgaben für Rüstungsgüter wie U-Boote hätten mit dem Material der | |
| Soldaten in Mali, Kosovo oder Afghanistan wenig zu tun. | |
| 6 Dec 2018 | |
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| [3] /Wiederbelebte-Einheitsfront-in-Bremen/!5550369/ | |
| [4] https://www.spd-land-bremen.de/Beschluss-des-Landesparteitages-vom-21.-apri… | |
| [5] https://www.spd-land-bremen.de/Bremer-Appell-Der-SPD-Antikriegstag.html | |
| [6] /Archiv-Suche/!5549844&s=verteidigung%252A+haushalt%252A/ | |
| [7] /Archiv-Suche/!5549423&s=verteidigung%252A+haushalt%252A/ | |
| [8] https://www.spdfraktion.de/themen/koalitionsvertrag-zwischen-spd-cdu-csu | |
| ## AUTOREN | |
| Jean-Philipp Baeck | |
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