# taz.de -- Neue Räume für Potse und Drugstore: Punks ohne laute Mucke | |
> Für die selbstverwalteten Jugendzentren Potse und Drugstore sind neue | |
> Räume gefunden. Dem Anspruch werden diese nicht gerecht. | |
Bild: Der Popelpunker auf der Plakatwand des Drugstore | |
BERLIN taz | Die autonomen [1][Jugendzentren Potse und Drugstore] gegenüber | |
vom Schöneberger Pallasseum sollen eine neue Heimat bekommen. Noch diese | |
Woche will der Bezirk einen 10-Jahres-Mietvertrag für Räumlichkeiten in der | |
Potsdamer Straße 134 unterschreiben. Grundsätzlich sei man sich mit dem | |
Vermieter, der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag einig, so Uwe Klotz, | |
Referent der Abteilung Stadtentwicklung und Bauen im Bezirk auf | |
taz-Anfrage. | |
Bei den Jugendhilfeeinrichtungen, die Anfang Januar nach 46 Jahren aus der | |
Potsdamer Straße 180 vertrieben werden, hält sich die Begeisterung in | |
Grenzen. Zwar sind die neuen Räume nur 800 Meter von den bisherigen | |
entfernt, aber für die gewünschte Nutzung sind sie ungeeignet. Konzerte | |
oder Bandproben sind dort ausgeschlossen, weil über den Gewerberäumen | |
Mietwohnungen liegen. „Ein Teil unseres Angebots fällt dann für unbestimmte | |
Zeit weg“, sagt Domi, eine Aktivistin des Drugstore-Kollektivs der taz. | |
Auch im Bezirk will man die gefundene Lösung nicht schönreden: „Die Lösung | |
als Gesamtpaket ist nicht da“, sagt Klotz. Ein alternativer Standort, in | |
dem auch eine laute Nutzung möglich gewesen wäre, hatte sich zerschlagen. | |
Das nun gefundene Objekt aber ermögliche den Weiterbetrieb der Arbeit von | |
Potse und Drugstore. Denn die Frist war knapp geworden: Am 3. Januar müssen | |
die Einrichtungen aus ihren angestammten Räumen heraus sein. | |
Das ehemals städtische Haus wurde erst an die BVG, später an Spekulanten | |
verkauft. Der jetzige Eigentümer, Intown Gruppe, hatte die Miete zwischen | |
2015 und 2018 von gut 200.000 Euro auf 366.000 Euro hochgesetzt. Zuletzt | |
beschwerten sich die neuen kreativen Nachbarn des Co-Working und | |
Co-Living-Unternehmens rent24 über die Lautstärke der Jugendlichen – und | |
lösten etwa einen [2][rabiaten Polizeieinsatz] aus. In den leerzuziehenden | |
Räumen ist noch mehr Co-Working und ein Luxus-Hotel geplant. | |
## Noch viel zu tun | |
Wohl ab Dezember kriegen Potse und Drugstore die Schlüssel für ihre neuen | |
Räume, so Klotz. Eine Schadstoffsanierung sei abgeschlossen. Bis die | |
Jugendarbeit weitergeführt werden kann, muss jedoch noch umgebaut werden. | |
Die notwendigen Arbeiten an Sanitäranlagen oder zu einem Mindestmaß an | |
Schallschutz werden voraussichtlich ein halbes Jahr brauchen. In dieser | |
Zeit überlässt die Gewobag die Räume mietfrei. | |
Für die Träger der Jugendarbeit gibt es ein weiteres Problem. Bisher waren | |
Potse und Drugstore getrennt, bedienten bei aller Ähnlichkeit eine | |
unterschiedliche Klientel, die Potse war „punkiger und bunter“, wie Domi | |
sagt. Künftig müssen sich beide eine Fläche von 350 Quadratmeter teilen. | |
„Wir möchten die Autonomie der Kollektive erhalten“, sagt sie, aber auch: | |
„Bevor wir ausradiert werden, nehmen wir das Angebot an.“ Wichtig sei, die | |
kostenlosen Angebote für Jugendliche fortzuführen. | |
Der Bezirk verspricht, nach Vertragsunterzeichnung weiter nach Räumen für | |
Konzerte zu suchen. Potse und Drugstore wollen laut bleiben, etwa auf einer | |
nächsten Demo am 15. Dezember. | |
27 Nov 2018 | |
## LINKS | |
[1] /!5495748/ | |
[2] /Archiv-Suche/!5533084&s=Potse/ | |
## AUTOREN | |
Erik Peter | |
## TAGS | |
Jugendhilfe | |
Punks | |
Verdrängung | |
Jugendzentrum | |
Freiräume | |
Gentrifizierung | |
Friedrichshain-Kreuzberg | |
Polizei Berlin | |
Polizei Berlin | |
Hausbesetzer | |
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
Mietenwahnsinn | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Jugendzentrum soll Räume verlassen: Potse muss räumen – und feiert doch | |
Das Jugendzentrum Potse muss nach einem Gerichtsurteil seine Räume | |
verlassen. Hilfe kommt unerwartet vom Bezirk. | |
Bedrohte Jugendzentren: Drugstore geht, Potse will bleiben | |
Während das Drugstore seine Schlüssel übergeben hat, behielt die Potse ihre | |
– Bezirksstadtrat Oliver Schworck (SPD) zeigt sich irritiert. | |
Bedrohte Jugendzentren in Berlin: „Ich versuche den Laden zu retten“ | |
Das älteste selbstverwaltete Jugendzentrum Berlins wird verdrängt. Was | |
bedeutet es, wenn man sein zweites Zuhause verliert? Eine Aktivistin | |
erzählt | |
Verdrängung linker Freiräume: Raus aus dem einstudierten Ritual | |
Um linke Freiräume zu erhalten, braucht es neue Aktionsformen. Die | |
Besetzung im Weidenweg 63 ist da ein guter Anfang. | |
Kommentar Polizei in der Potse: Jugend stört die bürgerliche Ruhe | |
Ein Jugendzentrum feiert, da wird es laut. Mehr Krawall gibt es natürlich, | |
wenn die Polizei vorbeikommt. Und die lässt sich nicht lange bitten. | |
Jugendzentren in Berlin-Schöneberg: Polizei im Drugstore | |
Nach Lärmbeschwerden beendet die Polizei das Potse-Drugstore-Festival. | |
VertreterInnen der Jugendzentren sprechen von „massiver Gewalt“. | |
Linke Berliner Geschichte: Ein Punkkonzert zum Abschied | |
Rüdiger Haese wurde 1980 bei Hausbesetzerprotesten in Berlin-Kreuzberg von | |
der Polizei schwer verletzt. Jetzt ist der Mittsechziger schwer erkrankt. | |
Nach der Mietenwahnsinn-Demo: Jetzt wird's radikal | |
Der Kampf gegen den Mietenwahnsinn geht nach der Großdemo weiter. | |
Aktivisten wollen streiken, enteignen und politische Änderungen erzwingen. | |
Demonstration #Mietenwahnsinn: Der Popelpunker passt nicht mehr | |
Die Demo #Mietenwahnsinn endet dort, wo Potse und Drugstore ihr Domizil | |
haben. Noch. Die Jugendzentren müssen einem Investor weichen. |