# taz.de -- Außenminister Maas in Peking: Maas kritisiert Umerziehungslager | |
> Der SPD-Politiker ignoriert Chinas Warnungen und übt Kritik am Umgang mit | |
> den Uiguren. Er fordert außerdem ein Ende des Handelsstreits mit den USA. | |
Bild: Maas spricht sich trotz Chinas Warnung gegen sogenannte Umerziehungslager… | |
Peking dpa | Außenminister Heiko Maas hat von der chinesischen Regierung | |
ungeachtet von Warnungen vor einer Einmischung in innere Angelegenheiten | |
mehr Transparenz im Konflikt um die Menschenrechte der Uiguren verlangt. | |
Zum Auftakt seines [1][zweitägigen Antrittsbesuchs in Peking] betonte der | |
SPD-Politiker am Montag aber auch: „Mit Umerziehungslagern können wir uns | |
nicht abfinden.“ Nach offiziell unbestätigten Berichten sollen bis zu eine | |
Million Angehörige des Turkvolkes in Umerziehungslagern sitzen. | |
Peking rechtfertigt sein Vorgehen mit extremistischen Strömungen in | |
Xinjiang und macht die Uiguren für Unruhen und Terroranschläge | |
verantwortlich. Die chinesische Botschaft in Deutschland hatte dem | |
Bundestag und der Bundesregierung kurz vor dem Besuch von Maas eine | |
„eklatante Einmischung in die inneren Angelegenheiten und eine grobe | |
Verletzung der Souveränität Chinas“ vorgeworfen. | |
Auslöser war eine Debatte, in der Abgeordnete Verstöße gegen die | |
Menschenrechte der Uiguren angeprangert hatten. Maas sagte nach einem | |
Treffen mit dem für Handel zuständigen Vize-Ministerpräsidenten Liu He, bei | |
dem Gespräch sei „von Eklat nichts zu spüren“ gewesen. | |
## EU will sich im Handelsstreit geschlossen zeigen | |
Auf die Frage, ob er den Zutritt von Menschenrechtsorganisationen zu den | |
Lagern fordere, äußerte sich Maas zurückhaltend. Es sei sinnvoll, | |
Transparenz herzustellen und dafür ein vernünftiges und objektives | |
Verfahren zu finden. „Wer für diese Transparenz sorgt, ist zunächst einmal | |
zweitrangig.“ | |
Angesichts des [2][Handelsstreits zwischen den USA und China] betonte Maas, | |
Berlin und Peking hätten gemeinsam ein Interesse am Ende der | |
Handelskonflikte. Europa werde sich hier sowohl gegenüber den USA als auch | |
gegenüber China geschlossen zeigen. Bei seinen Gesprächen werde es auch | |
darum gehen, was China etwa mit einer stärkeren Marktöffnung oder einem | |
besseren Schutz geistigen Eigentums dazu beitragen könne. | |
Nach Ansicht des Chefs des Berliner China-Instituts Merics, Frank Pieke, | |
verschafft der Handelskrieg zwischen China und den USA Deutschland „mehr | |
Einfluss auf China“. In einem dpa-Interview riet Pieke Maas, die Chinesen | |
stärker zur Marktöffnung zu drängen. „Sie sind momentan in der Stimmung, | |
Konzessionen zu machen, weil sie das Welthandelssystem und Europa plötzlich | |
viel mehr brauchen als noch vor einem halben Jahr.“ | |
Am Nachmittag (Ortszeit) wollte Maas an einem Treffen mit Vertretern der | |
chinesischen Wirtschaft teilnehmen. Mit einem Handelsvolumen von gut 186 | |
Milliarden Euro war China 2017 zum zweiten Mal in Folge der wichtigste | |
Handelspartner Deutschlands, vor den Niederlanden (177 Milliarden) und den | |
USA (knapp 173 Milliarden Euro). | |
## Gespräch mit Chinas Vizepräsident geplant | |
Nach dem [3][angedrohten Ausstieg der USA aus einem wichtigen | |
Abrüstungsvertrag mit Russland] brachte Maas ein weiter gefasstes | |
Nachfolgeabkommen unter Einbeziehung Chinas ins Gespräch. Fragen der | |
Rüstungskontrolle und der Abrüstung sollten Gegenstand multilateraler | |
Vereinbarungen sein. | |
Die USA beschuldigen Moskau, den sogenannten INF-Vertrag verletzt zu haben | |
und wollen ihn deshalb aufkündigen. INF steht für „Intermediate Range | |
Nuclear Forces“ und ist eine Vereinbarung aus dem Jahr 1987 zwischen den | |
USA und der damaligen Sowjetunion. Sie untersagt den Bau und Besitz | |
landgestützter, atomar bewaffneter Raketen oder Marschflugkörper mit einer | |
Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern. | |
Am Abend stand ein Treffen mit dem für außenpolitische Fragen zuständigen | |
Staatsrat Yang Jiechi auf dem Programm. Im mächtigen Politbüro ist Yang der | |
oberste Außenpolitiker und steht damit über Außenminister Wang Yi, den Maas | |
an diesem Dienstag treffen wollte. | |
Am zweiten Tag seiner Chinareise war auch ein Gespräch mit Vizepräsident | |
Wang Qishan geplant, der sich ebenfalls um Außenpolitik kümmert. Wang gilt | |
als enger Vertrauter von Staats- und Parteichef Xi Jinping. | |
12 Nov 2018 | |
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