| # taz.de -- Beziehungen China und Deutschland: Maas' verworrene China-Strategie | |
| > Nicht nur Donald Trump kritisiert die wirtschaftliche Abhängigkeit von | |
| > China. Auch Jürgen Trittin warnt vor einer zu großen Abhängigkeit. | |
| Bild: Händeschütteln ist noch keine Strategie: die Außenminister Heiko Maas … | |
| Peking taz | Eins hatte sich Bundesaußenminister Heiko Maas fest | |
| vorgenommen: Er wolle sich von [1][der chinesischen Regierung] nicht vor | |
| den Karren spannen lassen – auch wenn US-Präsident Donald Trump [2][im | |
| Handelsstreit] die beiden Exportweltmeister China und Deutschland derzeit | |
| in einem Atemzug an den Pranger stellt. „Ich werde ein solches Signal nicht | |
| aussenden“, sagte Maas zu Beginn seines zweitägigen Besuchs in Peking, der | |
| am Dienstag endete. | |
| Das hat er dann auch nicht getan. Stattdessen suchte er den Schulterschluss | |
| mit China bei anderen Themen: Abrüstung und eine Stärkung der Vereinten | |
| Nationen. | |
| „Die UN sind eine zentrale Säule einer regelbasierten globalen Ordnung“, | |
| sagte Maas am Dienstag nach dem Treffen mit seinem chinesischen | |
| Amtskollegen Wang Yi. „Wir wollen Möglichkeiten finden, wie wir gemeinsam | |
| mit China diese Ordnung stärken können“. Maas verwies auf die gute | |
| Zusammenarbeit mit China etwa beim Atomabkommen mit Iran. Überall auf der | |
| Welt würden neuartige Waffen entwickelt, für die es noch gar keine | |
| Regelwerke gebe. | |
| Europa habe die Erfahrung gemacht, dass man mehr und nicht weniger Regeln | |
| brauche, etwa um neue Rüstungswettläufe zu verhindern. „Die | |
| Rüstungskontrolle ist für die Menschheit im 21. Jahrhundert nichts anderes | |
| als eine Überlebensfrage.“ | |
| ## Handelsfragen nicht im Mittelpunkt | |
| Der chinesische Außenminister sagte seinerseits Maas seine Unterstützung | |
| zu. Angesichts tiefgreifender Veränderungen und weltweit wachsender | |
| Unberechenbarkeit sei China für eine wichtige Rolle Deutschlands im | |
| Sicherheitsrat. Gemeinsam mit Deutschland wolle sein Land strategisch | |
| globale Herausforderungen angehen. | |
| Dass Maas bei seinen Gesprächen in Peking Handelsfragen offenbar nur am | |
| Rande zur Sprache brachte, dürfte zumindest einige deutsche Unternehmer | |
| enttäuscht haben. Unfaire Handelspraktiken, Protektionismus, | |
| Diskriminierung bei der Vergabe öffentlicher Aufträge und Diebstahl | |
| geistigen Eigentums – das sind Punkte, die nicht nur Trump, sondern auch | |
| Politiker und Unternehmer in Deutschland an China kritisieren. | |
| Trotz [3][anderslautender Versprechungen] hat die chinesische Führung viele | |
| ihrer Märkte auch weiter nicht für ausländische Unternehmen geöffnet. Ein | |
| verlässlicher Partner sei China nicht, heißt es aus dem Bundesverband der | |
| Deutschen Industrie (BDI). Trump hat seine Drohungen bereits wahr gemacht: | |
| Jede zweite Ware aus China ist in den USA mit Strafzöllen belegt. | |
| ## Zwischen Baum und Borke | |
| Doch Deutschland befindet sich in einem Dilemma. Die Furcht ist groß, China | |
| könnte mit seiner industriepolitischen Strategie „Made in China 2025“ zum | |
| Technologieführer aufsteigen und die deutsche Wirtschaft abhängen. | |
| Allerdings sind dem US-Präsidenten auch Deutschlands Exportüberschüsse ein | |
| Dorn im Auge. Er hat mehrfach schon mit Strafzöllen etwa auf deutsche Autos | |
| gedroht, sollten die Deutschen ihre Überschüsse gegenüber den USA nicht | |
| abbauen. | |
| ## Deutsche Firmen immer abhängiger von China | |
| Zugleich ist – nicht zuletzt im Zuge des Handelsstreit mit den USA – die | |
| Abhängigkeit deutscher Firmen von China noch mehr gewachsen. Allein im | |
| ersten Halbjahr 2018 haben die Deutschen Waren im Wert von 45 Milliarden | |
| Euro nach China geliefert – ein Plus von über zehn Prozent im Vergleich zum | |
| Vorjahr. | |
| Hält dieser Trend an, wird China schon bald der wichtigste Importeur von | |
| Waren aus Deutschland. Angesichts dieser komplizierten Gemengenlage scheint | |
| Maas das Thema in Peking ganz zu meiden. | |
| ## Kritik an Maas | |
| Für diese Haltung wird Maas daheim kritisiert. Grünen-Politiker Jürgen | |
| Trittin warf dem Außenminister vor, keine klare China-Strategie zu | |
| verfolgen. China nutze gezielt die Lücken, die Trump durch seinen | |
| „Unilateralismus“ und „Wirtschaftsnationalismus“ hinterlasse, monierte | |
| Trittin, der Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages ist. | |
| Zugleich schere sich China „einen Teufel [4][um die Einhaltung der | |
| Menschenrechte]“, sondern sei stattdessen dabei, mit der Strategie „China | |
| 2025“ wirtschaftliche Dominanz in Schlüsselbereichen zu erobern. | |
| Einem neuen wirtschaftlichen Kalten Krieg zwischen diesem China und Trumps | |
| America First stünden Deutschland und die Europäische Union „strategielos“ | |
| gegenüber, wettert Trittin. Wenn Europa nicht aufwacht, drohe der größte | |
| Binnenmarkt der Welt zu einem Spielball zwischen den beiden großen Mächten | |
| zu werden. | |
| NaN NaN | |
| ## LINKS | |
| [1] /Aussenminister-Maas-in-Peking/!5549689 | |
| [2] /Aus-Le-Monde-diplomatique/!5542413 | |
| [3] /Handelskonflikt-mit-den-USA/!5545207 | |
| [4] /Menschenrechtslage-der-Uiguren-in-China/!5546973 | |
| ## AUTOREN | |
| Felix Lee | |
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