| # taz.de -- Reaktionen auf Maaßens Abschiedsrede: „Wo bleibt der Amtsarzt?“ | |
| > Noch-Verfassungsschutzchef Maaßen hat die SPD offenbar als teils | |
| > „linksradikal“ bezeichnet. Nun wächst die Kritik an Innenminister | |
| > Seehofer. | |
| Bild: Was hat sich Maaßen bei seiner Abschiedsrede wohl gedacht? | |
| Berlin taz | Nach [1][der jüngsten Wendung im Fall Maaßen] richtet sich die | |
| Kritik nun auch an seinen Dienstherrn: Bundesinnenminister Horst Seehofer | |
| (CSU). Der FDP-Innenexperte Konstantin Kuhle erklärte, Seehofer müsse | |
| „einen Schlussstrich ziehen und den Behördenchef sofort entlassen“. Dies | |
| sei die einzige Option, „wenn er nicht die letzte Glaubwürdigkeit verlieren | |
| will“. Für den Grünen-Innenpolitiker Konstantin von Notz treibt das | |
| Bundesinnenministerium unter Seehofer dagegen schon jetzt „wie ein | |
| Geisterschiff durch unsere politische Zeit“. | |
| Am Sonntag war bekanntgeworden, dass Immer-Noch-Verfassungsschutzpräsident | |
| Hans-Georg Maaßen wohl doch nicht [2][als „Sonderberater“ ins | |
| Innenministerium wechselt]. Dorthin sollte Maaßen abgeschoben werden nach | |
| [3][seinen umstrittenen Äußerungen] zu den rechten Ausschreitungen in | |
| Chemnitz. Der Kompromiss kam nach heftigem GroKo-Streit zustande. | |
| Vor zweieinhalb Wochen indes hielt Maaßen eine Art Abschiedsrede im Kreis | |
| anderer europäischer Geheimdienstchefs. Und die dürfte seine Versetzung nun | |
| zunichte machen. Nach Medienberichten soll Maaßen dort seine These | |
| wiederholt haben, [4][es habe keine „Hetzjagden“ in Chemnitz gegeben] – | |
| diese seien von Medien und Politikern erfunden worden. Auch sei Maaßen die | |
| SPD angegangen: Die Partei habe eine Kampagne gegen ihn gefahren, um die | |
| Koalition platzen zu lassen. In der SPD wirkten teilweise linksradikale | |
| Kräfte. | |
| So jedenfalls, heißt es, habe es im Redemanuskript gestanden. Das | |
| Manuskript ließ Maaßen nach taz-Informationen anschließend ins Intranet des | |
| Bundesamt für Verfassungsschutz stellen – und fand von dort offenbar seinen | |
| Weg ins politische Berlin. | |
| ## Äußerungen werden geprüft | |
| Für ein unverzügliches Amtsende Maaßens aber reichte der jüngste Eklat | |
| Bundesinnenminister Seehofer offenbar nicht. „Die Äußerungen sind bekannt | |
| und werden geprüft“, sagte am Sonntagabend ein Ministeriumssprecher der | |
| taz. „Nach Abschluss wird der Herr Minister die notwendigen Konsequenzen | |
| ziehen.“ Dies werde in dieser Woche erfolgen. | |
| In Regierungskreisen aber war bereits von Äußerungen, „die nicht in Ordnung | |
| sind“, die Rede. SPD-Bundesvize Ralf Stegner fragte auf Twitter: „Wo bleibt | |
| der Amtsarzt?“ Maaßen sei „vollständig untragbar, daran hat sich nichts | |
| geändert“. | |
| Auch sein Parteikollege Uli Grötsch sagte: „Wenn Herr Maaßen uns als | |
| linksradikal bezeichnet, spricht das für sein krudes Verständnis von | |
| Politik.“ Kritik kam selbst aus der Union. „Das ist an Absurdität nicht zu | |
| überbieten“, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) dem ZDF. Für | |
| Fehler noch befördert zu werden, „dieser Stil muss ein Ende haben“. | |
| Seehofer hatte lange an Maaßen festgehalten, ihn als „hoch kompetent und | |
| integer“ bezeichnet. Auch nachdem die GroKo Maaßens Versetzung vereinbart | |
| hatte, behielt Seehofer ihn im Amt, bis heute. Ein Nachfolger sollte nun | |
| diese Woche präsentiert werden. Laut Focus und ARD ist dafür Thomas | |
| Haldenwang vorgesehen, der bisherige Amtsvize. Nun könnte alles etwas | |
| schneller gehen. | |
| ## Grüne fordern Sondersitzung | |
| Mit dem langen Lavieren in der Causa Maaßen hat sich Seehofer nun aber | |
| erneut den Unmut des Koalitionspartners SPD und der Opposition auf sich | |
| gezogen. Immer wieder war zuletzt über einen Rückzug Seehofers von der | |
| CSU-Spitze oder seinem Ministeramt spekuliert worden. Am Sonntag erklärte | |
| der 69-Jährige, er werde nicht vor Mitte November über seine Zukunft | |
| sprechen – dann, wenn in Bayern das neue Kabinett vereidigt wird. | |
| Die Grünen forderten nach dem neusten Maaßen-Eklat bereits für diese Woche | |
| eine Sondersitzung des Kontrollgremiums der Geheimdienste ein. | |
| Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sprach von einer „Realität | |
| schlechten Regierens“ und dem „Verlust jeden Anstands bei Hans-Georg | |
| Maaßen“. | |
| Maaßen übernahm den Verfassungsschutz 2012, wenige Monate nach dem | |
| Auffliegen der rechtsterroristischen NSU-Terrorserie. In seiner Zeit wurde | |
| der Geheimdienst personell deutlich ausgebaut. Gleichzeitig avancierte | |
| Maaßen zum Kritiker der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Nun dürfte | |
| seine Amtszeit unrühmlich enden. | |
| 5 Nov 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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