# taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Eine der großen Antipoden | |
> Beim „Spiegel“ in Hamburg ist immer was los. Während die neue | |
> Chefredaktion ihren Start vorbereitet, schaut ein Ehemaliger freimütig | |
> zurück. | |
Bild: Beim „Spiegel“ ist ja oft das was drinnen passiert, interessanter, al… | |
Der Spiegel ist ja ein Magazin, bei dem die Geschichten, wie’s drinnen im | |
Haus zugeht, oft spannender sind als die Geschichten, die im Heft stehen. | |
Womit wir bei Armin Mahler wären. Mahler war Leiter des | |
Wirtschaftsressorts, Sprecher der Mitarbeiter-KG und damit einer der großen | |
Antipoden der jüngeren Chefredakteursgenerationen. | |
Für die einen ist Mahler ein Held, weil er die wahren Werte des Spiegels in | |
seiner KG-Zeit als Lordsiegelbewahrer verteidigt hat. Also die klare | |
Dominanz des gedruckten Spiegels und seiner MitarbeiterInnen, die bis | |
neulich als Einzige das Recht hatten, in diese Mitarbeiter-KG aufgenommen | |
zu werden und sich an den immer noch üppigen Apanagen des Verlags zu laben. | |
In den guten Zeiten waren das fünfstellige Summen im Jahr. Wer bloß in | |
Online machte, guckte in die Röhre. ([1][Ab 2019 dürfen sie nach und nach | |
mit in die KG – wenn ein „Gedruckter“ seinen Platz frei macht].) | |
Andere sind von Mahler nicht so überzeugt, weil gerade der Spiegel das | |
Zusammengehen seiner Print- und Online-Redaktionen um Jahre herausgezögert | |
hat. Das soll jetzt die [2][neue Chefredaktion] um Steffen Klusmann | |
richten, die 2019 antritt und Klaus Brinkbäumer beerbt. | |
Brinkbäumer wiederum galt als der Hoffnungsträger und Herold vor allem der | |
Gedruckten Armee Fraktion beim Spiegel, die gegen den großen Terror loszog, | |
den aus ihrer Sicht damals ein gewisser Wolfgang Büchner anrichten wollte. | |
Der hatte als Chefredakteur bei der dpa das Unmögliche möglich gemacht und | |
Deutschlands wichtigste, aber behäbige Nachrichtenagentur runderneuert, | |
modernisiert und nebenbei auch noch von Hamburg in die Hauptstadt verlegt. | |
Unter Büchner sollten auch beim Spiegel neue Zeiten anbrechen: | |
Zusammengehen von Print und Online, realistische Bezahlstrategie fürs Netz, | |
Ende der Zweiklassengesellschaft zwischen der KG und dem Rest der | |
Belegschaft. | |
Doch da war – nicht nur, aber vor allem – Armin Mahler vor. Und der hat | |
jetzt dem Wirtschaftsjournalist freimütig erzählt, wie es damals, 2013/14, | |
beim Spiegel zuging. „Ich wollte nicht, dass er damit durchkommt“, sagt | |
Mahler und meint Büchner. Der hatte Mahler recht schnell als Symbolfigur | |
der „Wir haben nichts gegen Veränderungen, aber bitte nicht hier“-Fraktion | |
ausgemacht und ihm wie dem Leiter des Kulturressorts, Lothar Gorris, eine | |
Abfindung angeboten. „Wenn Gorris und ich gegangen wären, wäre er | |
vielleicht mit seinen Plänen durchgekommen“, sagt Mahler heute. Damals | |
hatten sie beim Spiegel Unterschriften gegen Büchner gesammelt und den | |
Untergang des heilen Spiegel-Landes beschworen. Nach einem zähen | |
Nervenkrieg [3][musste Büchner Ende 2014 gehen], und der Spiegel dümpelte | |
weiter vor sich hin. | |
Ein Satz, den Mahler auch noch sagt, fasst das ganze Dilemma aufs Schönste | |
zusammen: „Ich bin ja eigentlich kein Revolutionär.“ Um den abzusägen, der | |
der Reformator hätte werden können, hat’s allerdings gereicht. | |
31 Oct 2018 | |
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## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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