# taz.de -- Kolumne Lügenleser: Die Höcke-Bewacher der Buchmesse | |
> Am Freitag hielt Björn Höcke eine Veranstaltung bei der Frankfurter | |
> Buchmesse ab. Polizei und Veranstalter verhinderten Proteste und | |
> Berichterstattung. | |
Bild: Martin Sonneborn, verkleidet als Stauffenberg, protestiert gegen Höcke | |
Zuerst die bekannten News: Erneut hat die [1][Frankfurter Buchmesse] dafür | |
gesorgt, dass ein geistiger Brandstifter [2][wie Björn Höcke] die | |
Außendarstellung der größten Literaturveranstaltung Deutschlands bestimmt. | |
Ein Mensch, dessen Denken in der Endkonsequenz bei der Verbrennung von | |
Büchern landet. Wäre Martin Sonneborn nicht als Stauffenberg verkleidet | |
erschienen, der Protest dagegen wäre unsichtbar geblieben. | |
Nun zu den bisher unbekannten Informationen: Die Buchmesse und die Polizei | |
haben am vergangenen Freitag, an dem Höcke eine angeblich öffentliche | |
Veranstaltung abhielt, alles dafür getan, Journalisten, Aussteller, Autoren | |
und Verleger davon abzuhalten, an dieser teilzunehmen. | |
Alles beginnt gegen 13 Uhr, als mehrere Teilnehmer sich zu dem Raum | |
bewegen, in dem Höcke später auftritt. Wir wollen schauen, wo sich der Saal | |
befindet, um später nicht suchen zu müssen. Wir finden ihn und wollen | |
wieder gehen, als Polizisten uns umringen. Eine „rein zufällige“ | |
Personenkontrolle, teilt man uns mit. Wir weisen uns als Aussteller und | |
Journalisten aus. Man notiert unsere Daten. Ein Affront im Endeffekt – | |
verglichen mit dem, was noch folgen sollte, allerdings eher harmlos. | |
## Wer nicht „ins Bild“ passt, wird hinausgeworfen | |
Als Höcke nämlich gegen 17 Uhr durch den Hintereingang erscheint, ist die | |
gesamte Etage der „öffentlichen“ Veranstaltung abgesperrt. Dutzende | |
Polizisten und AfD-Securitys sichern die Zugänge, vielen Pressevertretern | |
wird der Zutritt verwehrt; wer bereits im Raum ist, aber nicht „ins Bild“ | |
passt, wird wieder hinausgeworfen. Als Höcke ebenso heimlich verschwindet, | |
wie er kam, kommt es auf dem Parkplatz seiner Limousine zu einer verbalen | |
Auseinandersetzung zwischen uns und einem Trupp Höcke-Bewacher, die sich | |
äußerst aggressiv gebärden. Als der Ruf „Scheiß-Nazi“ ertönt, geht der | |
Trupp zum Angriff über und versucht zwei junge Frauen aus unserer Gruppe zu | |
ziehen, was wir gewaltfrei, aber durch Dazwischenstellen verhindern. | |
Die Situation eskaliert, Menschen rufen nach der Polizei. Daraufhin stellt | |
sich heraus: Bei dem Mob aggressiver Höcke-Bewacher handelt es sich um die | |
hessische Schutzpolizei. Die beiden jungen Frauen werden mitgenommen, | |
durchsucht und angezeigt. Die zivilen Beamten sind bereits kurz davor auf | |
einem [3][Video des Senders RT] (ab 39:30) zu sehen. Sie schreiten während | |
eines Interviews ein, das das Künstlerkollektiv KV_TV gerade gibt, und | |
hindern die beiden interviewten Damen daran, mit ihrem Handy mitzufilmen. | |
Warum, ist völlig unklar. Nun zwingen sie mich, ein erstelltes Video zu | |
löschen, obwohl ihnen bewusst ist, dass ich Journalist bin. Ohne jede | |
Rechtsgrundlage. | |
Und wie reagiert die Buchmesse auf diesen unglaublichen Eingriff in die | |
Meinungs- und Pressefreiheit? Laut Polizei mit einem Hausverbot für alle | |
anwesenden Autoren, Journalisten und Aussteller. Ohne Gespräch. Ohne | |
offizielles Statement. Still und heimlich, genau so, wie sie auch Höcke den | |
Auftritt ermöglichen wollten, werden wir von Securitys entsorgt. | |
15 Oct 2018 | |
## LINKS | |
[1] /Rueckblick-auf-die-Buchmesse/!5542712 | |
[2] /Kolumne-Buchmessern/!5540009 | |
[3] https://www.facebook.com/rtdeutsch/videos/1855308714559026/ | |
## AUTOREN | |
Juri Sternburg | |
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