| # taz.de -- Jean-Claude Juncker zur Lage der EU: Ausbau der EU-Asylagentur | |
| > Migration, Wahlmanipulation, Terrorpropaganda – die EU steht vor vielen | |
| > Herausforderungen. Kommissionschef Juncker appelliert daher eindringlich | |
| > an die Europäer. | |
| Bild: „Die Welt von heute braucht ein starkes und geeintes Europa“, sagt Ju… | |
| Straßburg dpa | Angesichts weltweiter Spannungen und des Erstarkens rechter | |
| Kräfte hat EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker eindringlich für mehr | |
| europäische Souveränität geworben. Um die Europäische Union intern und | |
| international zu stärken und Blockaden zu verhindern, müsse der Zwang zu | |
| einstimmigen Entscheidungen aufgehoben werden, sagte Juncker am Mittwoch in | |
| seiner Rede zur Lage der Union. „Die Welt von heute braucht ein starkes und | |
| geeintes Europa“, fügte er an, die EU sei „ein Garant des Friedens“. | |
| Juncker hielt seine jährliche Rede zur Lage der EU vor dem versammelten | |
| EU-Parlamentsplenum in Straßburg. Der Kommissionschef stellt darin | |
| traditionell seine Prioritäten für das kommende Jahr vor und zieht Bilanz | |
| zum Zustand der EU. Das Mandat der EU-Kommission endet im kommenden Jahr, | |
| im Mai stehen richtungsweisende Europawahlen an. | |
| Der luxemburgische Kommissionschef drängt in der Migrations- und | |
| Asylpolitik angesichts des jahrelangen Streits zwischen den EU-Staaten auf | |
| Fortschritte. Die umstrittene Verteilung von anerkannten Flüchtlingen in | |
| Europa lähmt derzeit die Union – vor allem östliche EU-Staaten wie Ungarn, | |
| Polen und Tschechien sperren sich dagegen, überhaupt Flüchtlinge | |
| aufzunehmen. | |
| Um vergleichbare Blockaden künftig zu vermeiden, sollten bestimmte | |
| Entscheidungen künftig nicht mehr einstimmig getroffen werden müssen, sagte | |
| Juncker weiter. Etwa im Bereich der Außenpolitik und bei bestimmten | |
| Steuerfragen sollten die Staaten stattdessen mit qualifizierter Mehrheit | |
| entscheiden können. Dafür müssen einerseits mindestens 16 der 28 EU-Staaten | |
| zustimmen, andererseits müssen die zustimmenden Länder mindestens 65 | |
| Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. | |
| ## Euro soll „Gesicht und Werkzeug“ werden | |
| Juncker schlug zudem den Ausbau der EU-Asylagentur vor. Die EU-Staaten | |
| bräuchten stärkere Unterstützung bei der Bearbeitung von Asylanträgen. | |
| Darüber hinaus müsse die EU-Grenzschutzagentur Frontex deutlich ausgebaut, | |
| illegale Migranten müssten schneller abgeschoben werden. Zudem sollten | |
| legale Einwanderungswege nach Europa eröffnet werden. Außerdem brachte | |
| Juncker ein Bündnis für nachhaltige Investitionen und mehr Arbeitsplätze in | |
| Afrika ins Spiel. | |
| Wahlen in Europa sollen nach dem Willen der Brüsseler Behörde künftig | |
| besser gegen Manipulationsversuche geschützt werden. Sollte eine Partei | |
| gegen Datenschutz-Regeln verstoßen, um Wahlergebnisse zu beeinflussen, | |
| müsste diese demnach eine Strafe zahlen. Hintergrund dieser Debatte ist | |
| auch der massive Facebook-Datenskandal um Cambridge Analytica. | |
| Außerdem will die EU-Kommission nach Worten Junckers erreichen, dass ins | |
| Internet hochgeladene Terrorinhalte künftig innerhalb von einer Stunde | |
| gelöscht werden. Das sei „das kritische Zeitfenster, in dem der größte | |
| Schaden angerichtet“ werde. Bisher setzte die Brüsseler Behörde | |
| ausschließlich auf freiwillige Maßnahmen der Unternehmen. | |
| Um die Abhängigkeit von den USA zu reduzieren, will die EU-Kommission die | |
| globale Bedeutung des Euro stärken. Ein Großteil der europäischen | |
| Energieimporte werde derzeit in US-Dollar abgewickelt, sagte Juncker. Das | |
| sei „völlig unsinnig“. Der Euro müsse stattdessen zum „Gesicht und | |
| Werkzeug“ der neuen europäischen Souveränität werden. | |
| 12 Sep 2018 | |
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