| # taz.de -- Kommentar Bleiberecht von Gewaltopfern: Nazis brauchen klare Ansagen | |
| > Bremen hat ein Bleiberecht für Opfer rechter Gewalt beschlossen. Ein | |
| > Signal auch an diejenigen, die rassistische Sorgen ernst nehmen wollen. | |
| Bild: Da liegt er gut: Nazi am Boden | |
| Der Beschluss der Bremer Bürgerschaft, Opfern rechter Gewalt ein | |
| humanitäres Bleiberecht einzuräumen, ist das richtige Zeichen an Neonazis | |
| zum passenden Zeitpunkt. | |
| Es ist auch ein Signal für alle Relativierer, die mit Rechtenreden und ihre | |
| Sorgen ernst nehmen wollen. Man sieht in Chemnitz und dem seit der Wende | |
| CDU-regierten Sachsen, wohin ewiges Relativieren führt. Rechten sind | |
| Argumente egal, das bringt ein ideologisch geschlossenes Weltbild nun mal | |
| mit sich. Nazis brauchen klare Ansagen. Eine solche ist der in Bremen | |
| beschlossene Antrag der Grünen, SPD und Linken. | |
| Wichtig ist es, Neonazis zu signalisieren, dass ihre rassistisch motivierte | |
| Pogromstimmung nichts in ihrem Sinne bewirkt. Gewalt ist für Nazis ein | |
| politisch legitimiertes Kampfmittel gegen als unwert betrachtetes Leben. | |
| Wohin das führen kann, sah man nicht nur Anfang der Neunziger, als es in | |
| Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda brannte. | |
| Damals wie auch heute reagierte der Bundestag auf einen Anstieg rechter | |
| Gewalt mit verschärften Asylgesetzen. Durch die Beschlüsse des sogenannten | |
| Asylkompromisses 1992 fühlten sich Neonazis in ihrer Gewalt legitimiert – | |
| es ist kein Zufall, dass das NSU-Kerntrio sich in dieser Zeit | |
| radikalisierte. Neonazis inszenierten sich damals als Vertreter eines | |
| Volkszorns und versuchen es heute wieder, mit parlamentarischer | |
| Unterstützung der AfD. | |
| ## Zu viel Verständnis für rassistische Sorgen | |
| Dass darf ihnen dieses Mal nicht gelingen. Die Vietnames*innen, die sich in | |
| Lichtenhagen vor dem blutrünstigen Mob nur durch Flucht retten konnten, | |
| [1][wurden niemals entschädigt.] Gung Do Hyuen, einer der damals | |
| Betroffenen, sagte: „Die größte Entschädigung wäre ein Abschiebestopp und | |
| die Gewährleistung einer unbefristeten Aufenthaltsgenehmigung.“ | |
| Die meisten Opfer von Lichtenhagen hat Deutschland abgeschoben. Dass es in | |
| weiten Teilen der Republik immer noch möglich ist, mit Betroffenen rechter | |
| Gewalt das Gleiche zu tun, ist ein absoluter Missstand, den es unbedingt zu | |
| verhindern gilt. Ein Schritt auf dem Weg dahin ist der Bremer Beschluss. | |
| Auch in den vergangenen Jahren reagierte die Bundesregierung mit viel | |
| Verständnis und Asylverschärfung auf rassistische Sorgen. Es reicht. | |
| Neonazis dürfen mit ihrem Kampf auf der Straße und im vergifteten Diskurs | |
| keinen Erfolg haben. Direkter Gegenprotest ist dabei ebenso wichtig wie die | |
| Konfrontation rassistischer Äußerungen im Privaten oder eben auch eine | |
| humanitäre Gesetzgebung für Betroffene rechter Gewalt. Der Bund und die | |
| Länder, in denen dieses Bleiberecht noch nicht gibt, sollten sich ein | |
| Vorbild nehmen. | |
| 31 Aug 2018 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Ausschreitungen_in_Rostock-Lichtenhagen#Ausbl… | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
| ## TAGS | |
| Bleiberecht | |
| Opfer | |
| Rechte Gewalt | |
| Nazis | |
| Schwerpunkt Neonazis | |
| Rechtsextremismus | |
| Rechte Gewalt | |
| Bulgarien | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| Bleiberecht | |
| Schwerpunkt Rassismus | |
| Aufenthaltsrecht | |
| Bremen | |
| Rechtsextremismus | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Statistik zu rechten Gewalttaten: Bremens unbekannter Mordversuch | |
| In Bremen hat es 2018 einen rechten Mordversuch gegeben, erklärt die | |
| Bundesregierung. Der Fall war der Öffentlichkeit bislang unbekannt. | |
| Geflüchteten in Bulgarien droht Armut: Abschiebungen ins Elend gestoppt | |
| Niedersachsen wird Menschen nicht mehr in eine drohende Obdachlosigkeit | |
| nach Bulgarien abschieben. Das gilt so lange, bis die Zustände besser sind. | |
| Chefin eines sächsischen Unternehmens: „Sachsen muss dringend reagieren“ | |
| Judith Borowski ist Geschäftsführerin in einem Unternehmen für Luxus-Uhren | |
| in Sachsen. Pegida hat die Macht übernommen, sagt sie. | |
| Bremen beschließt Bleiberecht: Opfer rechter Gewalt dürfen bleiben | |
| Angesichts von Pogromstimmung und rechter Gewalt beschließt Bremen, | |
| Betroffenen Schutz zu gewähren und plädiert für ein bundesweite Regelung. | |
| Rassistische Gewalt in Wismar: Festnahme nach Angriff auf Syrer | |
| Mit einer Eisenkette ist ein Syrer zusammengeschlagen worden. Polizei und | |
| Bürgermeister reagieren rasch. Doch das ist nicht immer so. | |
| Regelung für Opfer rechter Gewalt: Niemand bleibt wegen Bleiberecht | |
| Der Innensenator wollte Ausländern, die Opfer rechter Gewalt wurden, ein | |
| Bleiberecht einräumen. Doch bisher greift die Regelung nicht. | |
| Opfer sollen bleiben dürfen: Signal gegen die rechte Stimmung | |
| In Bremen setzt sich die Fraktion der Grünen für ein humanitäres | |
| Bleiberecht für Opfer rechter Gewalt ein. | |
| Kein Bleiberecht für Gewaltopfer: Der Bund zeigt Härte | |
| Berlin führt ein Bleiberecht für Opfer rechter Gewalt ein, Thüringen will | |
| folgen. Der Bund hält nichts davon: Das berge zu hohes | |
| „Missbrauchspotenzial“. |