# taz.de -- Chefin eines sächsischen Unternehmens: „Sachsen muss dringend re… | |
> Judith Borowski ist Geschäftsführerin in einem Unternehmen für | |
> Luxus-Uhren in Sachsen. Pegida hat die Macht übernommen, sagt sie. | |
Bild: Auch so manches Unternehmen stellt sich gegen rechts | |
Frau Borowski, Sie sind Geschäftsführerin von Nomos, einem Unternehmen mit | |
Sitz in Glashütte, das weltweit hochwertige Uhren exportiert. Was tun Sie | |
im [1][Kampf gegen rechts]? | |
Wir haben ausländische, homosexuelle und behinderte Mitarbeiter und wir | |
haben auch die Pflicht, auf diese Menschen aufzupassen. Der Belegschaft | |
bieten wir derzeit Seminare an, wie sie mit Pegida und Rechten umgehen | |
können. Wir wollen aufklären, was hinter deren Parolen steht. In der Region | |
ist unsere Haltung bekannt, dass wir uns gegen Nazis stellen. Das tun wir | |
für die Belegschaft, aber auch für den Ruf unseres Unternehmens. Wenn wir | |
unsere Weltoffenheit verspielen, haben wir auch ein wirtschaftliches | |
Problem. | |
Welche Reaktionen bekommen Sie? | |
Wir werden vor allem über die sozialen Medien immer wieder angefeindet und | |
bedroht. Besonders um die Zeit des Bundestagswahlkampfs. In Glashütte, | |
unserem Produktionsstandort, hat die AfD rund 40 Prozent erzielt. Und das, | |
obwohl die Arbeitslosigkeit bei nahezu null Prozent liegt. Schlimmes ist | |
uns zum Glück noch nicht passiert. Manche Hassposts haben wir öffentlich | |
gemacht. Wir rechnen aber damit, dass es vor den Landtagswahlen im | |
kommenden Jahr wieder mehr Angriffe geben wird. | |
Das heißt die aktuellen [2][Geschehnisse in Chemnitz] haben Sie nicht | |
überrascht? | |
Nein, diese Stimmung braut sich seit einer Weile zusammen. Offenbar ist man | |
sich einig, dass Menschen mit Migrationshintergrund der Sündenbock für | |
alles sind, was im eigenen Leben schief gelaufen ist. Das ist die Meinung | |
der Straße in Chemnitz. Was mich überrascht hat, ist die Heftigkeit der | |
Aggression und Gewaltbereitschaft. | |
Haben Sie solche Erfahrungen auch in Ihrem Unternehmen gemacht? | |
Dass auch unsere Mitarbeiter AfD wählen oder mit rechtem Gedankengut | |
sympathisieren, glaube ich eher nicht, kann ich aber nicht ausschließen. | |
Vor Jahren schon hat ein Mitarbeiter eine CD mit rechtsradikalem Liedgut im | |
Lieferwagen vergessen. Das war für uns ein Kündigungsgrund und ist nicht | |
hinnehmbar. | |
Die Bilder aus Sachsen gehen um die Welt. Wie groß ist der Schaden für den | |
Wirtschaftsstandort Sachsen? | |
Das ist der Supergau, und der Freistaat Sachsen muss dringend reagieren. | |
Für uns ist es natürlich ein Problem, wenn wir Post aus den USA von | |
besorgten Kunden bekommen, die wissen wollen, ob ein Nazi ihre Uhr montiert | |
hat. Sachsen steht mittlerweile für die hässliche Seite Deutschlands. | |
Natürlich gibt es auch Menschen, die anders ticken, aber ihre Stimme ist zu | |
leise. Pegida und die AfD haben in Sachsen die Macht übernommen – und das | |
vor der Landtagswahl 2019. | |
Was muss jetzt passieren? | |
Wir brauchen klare Worte vor allem aus der Politik. Vor Ort und bundesweit. | |
Aber es ist auch die Pflicht eines jeden Bürgers sich gegen rechts zu | |
stellen. Die Grenze ist bei weitem überschritten. | |
31 Aug 2018 | |
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## AUTOREN | |
Tanja Tricarico | |
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