# taz.de -- Kolumne Geht’s noch?: Die Hitze ist geil | |
> Der Klimawandel ist da und fordert konkret Menschenleben. Und doch wäre | |
> es heuchlerisch, nicht zu bekennen, wie schön der Sommer ist. | |
Bild: Das tut weh | |
In Schweden und Brandenburg brennen die Wälder, in [1][Griechenland starben | |
bislang nahezu hundert Menschen in den Flammen], Dutzende werden noch | |
vermisst, mehr als tausend Häuser sind zerstört. In Deutschland, Russland, | |
selbst im hitzegewohnten Asien zerstört die Dürre die Ernten. Milchbauern | |
schlachten ihre Kühe. Das alles sind unübersehbar Auswüchse des | |
Klimawandels, den niemand mehr reinen Gewissens leugnen kann. | |
Es ist höchst dramatisch, keine Frage. Menschen kommen zu Tode, Existenzen | |
werden zerstört. Und es ist noch lange nicht das Ende. Die heute als | |
tropisch empfundenen Temperaturen könnten in gut 30 Jahren völlig normal | |
sein, prognostizieren Klimaforscher*innen. Nicht schön. Oder doch? | |
Doch. Diese Hitze ist – Achtung, jetzt kommt’s, und der Shitstorm ist | |
vorprogrammiert – geil, geil, geil. Endlich Sommer, so ein richtiger, mit | |
allem Pipapo. Knallige Sonne, kein Regen, kaum Wind. Nach nur wenigen | |
Metern langsamen Laufens bricht der Schweiß aus allen Poren, er sammelt | |
sich auf der Stirn, er nistet sich in den Achselhöhlen ein, er rinnt an den | |
Innenseiten der Oberschenkel herunter. Was für ein irres Gefühl. Glibschig, | |
lustvoll, erotisch. | |
Jede und jeder kann einfach mal genüsslich vor sich hin stinken, | |
Entschuldigungen sind fehl am Platze. Für den Urlaub im Supersommer muss | |
niemand mehr nach Südfrankreich, in die Toskana oder auf die Kanaren | |
fahren. [2][Der Supersommer brütet vor der Haustür. Was will man mehr?] | |
Diese Wochen sind ein Geschenk für all jene Menschen, die gewöhnlich in den | |
Flieger nach Asien steigen, um ihre Sehnsucht nach dauerhafter Hitze wie | |
dieser zu befriedigen. Das wiederum ist schlecht für den ökologischen | |
Fußabdruck und verstärkt den Treibhauseffekt. Finden Asienreisende | |
natürlich nicht gut. Aber was sollen sie machen? | |
Die längste Zeit des Jahres ist es dunkel, grau, kalt in Europa. | |
Depressionen haben Hochkonjunktur, so mancher einsame Mensch nimmt sich das | |
Leben. Es regnet gefühlt ununterbrochen, immer öfter kommt es mittlerweile | |
auch hierzulande zu Starkregen, Keller laufen voll. Nach der Schneeschmelze | |
im Frühjahr steigen die Flusspegel, brechen Deiche, überfluten Felder, | |
Dörfer, Städte. Und dann diese ewigen Minusgrade. Heizungen frieren ein, | |
Obdachlose sterben, Straßen werden zu Schlitterbahnen, in den Notaufnahmen | |
sammeln sich die Knochenbrüche. Was soll daran toll sein? Na also. | |
27 Jul 2018 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schmollack | |
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